Federico Ghizzoni 65
bl – Es ist still geworden um den früheren Unicredit-CEO Federico Ghizzoni, der am morgigen Mittwoch 65 Jahre alt wird. Dabei stand der Banker, der heute Vizepräsident beim größten italienischen Private-Equity-Fonds Clessidra ist, immerhin sechs Jahre an der Spitze der HVB-Mutter, von 2010 bis zum Sommer 2016. Doch dann entzog ihm der Verwaltungsrat angesichts der heftigen Kritik vieler Investoren das Vertrauen. Die Aktie befand sich damals quasi im freien Fall, die Kapitalausstattung war schwach, die Kosten zu hoch und es brauchte eine neue Strategie. Das Ruder herumzureißen, das traute ihm das Aufsichtsgremium nicht zu.Es folgte eine etwas chaotische Interimszeit, in der der stets loyale Ghizzoni so lange an Bord blieb, bis mit Jean Pierre Mustier ein Nachfolger gefunden war. Der Franzose räumte dann kräftig auf, nahm eine Kapitalerhöhung um 13 Mrd. Euro vor, verkaufte viele Aktivitäten, senkte Kosten, indem er auch kräftig Personal abbaute, und er reduzierte den Berg an faulen Krediten massiv.Ghizzoni ist keiner, der nachtritt – auch nicht gegenüber seinen ehemaligen Kollegen, obwohl er nach immerhin 36 Jahren in der Bank, für die er unter anderem auch in London, Singapur, bei der polnischen Pekao und der türkischen Yapi Kredit gearbeitet hat, sicher viel erzählen könnte. Der aus Piacenza in der Po-Ebene stammende Banker war immer zurückhaltend und vorsichtig. Ihm fehle Charisma, sagen manche.Nachgetreten hat er ebenso nicht gegenüber Maria Elena Boschi, Ministerin in der Regierung Matteo Renzis, die angeblich versucht hatte, ihm die in großen Schwierigkeiten steckende Banca Etruria schmackhaft zu machen. Man habe lediglich über das Institut gesprochen, aber Druck sei auf ihn nicht ausgeübt worden, sagte Ghizzoni vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Die Übernahme des Instituts hatte der Banker, der in Parma Rechtswissenschaften studiert hat, seinerzeit übrigens nach einer Prüfung abgelehnt.