Feld relativiert Aktienrente
Feld relativiert Aktienrente
„Kein Gamechanger“, vielmehr Zusatzvorsorge – Inflation erweist sich als hartnäckig hoch
fed Frankfurt
Die gesetzliche Rente in Deutschland wird nach Meinung des Persönlichen Beauftragten des Bundesfinanzministers für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, Professor Lars Feld, nur finanzierbar sein, wenn die Bundesbürger länger arbeiten. Migration und die Erhöhung der Erwerbstätigkeit von Frauen könnten die Finanzierungsprobleme mindern, aber nicht lösen, so Feld auf dem Investoren Summit 2023 von Börsen-Zeitung und Faros. Auch die Einführung einer Aktienrente könne dazu beitragen, die absehbaren Finanzierungsprobleme zu reduzieren. Die Aktienrente sei allerdings „kein Gamechanger“, sondern vielmehr eine Zusatzversorgung.
Trüber Konjunkturausblick
Feld geht davon aus, dass nach dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland im zweiten Quartal auch im dritten Jahresviertel mit einem Minus zu rechnen ist. Der Leiter des Walter Eucken Instituts in Freiburg erklärte, es gebe nachvollziehbare Gründe, warum die deutsche Wirtschaft gegenwärtig besonders unter Druck stehe – etwa wegen des hohen Industrieanteils und deshalb der starken Belastung durch hohe Energiepreise oder auch wegen des hohen Exportanteils und daher der besonderen Anfälligkeit in Zusammenhang mit geopolitischen Spannungen. Mit Blick auf die Teuerungsrate erklärte Feld, eine Betrachtung, die die Energiepreise ausklammere, mache anschaulich, wie hartnäckig die Inflation sei. Er rechne für 2024 nicht mit einem Rückgang auf einen Preisauftrieb von weniger als 3%.
Nicht der kranke Mann Europas
Das frühere Mitglied des Sachverständigenrats widersprach aber der Einschätzung, dass Deutschland der "kranke Mann Europas“ sei. Zwar stünden die konjunkturellen Zeichen nicht günstig und es gebe strukturelle Defizite. Aber die Arbeitslosigkeit ebenso wie der Schuldenstand lägen in Deutschland wesentlich niedriger als vor 20 Jahren, also in jenen Jahren, in denen das Bild des „kranken Mannes“ eher passend war.
Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft argumentierte Feld, er halte die Hoffnung auf deutlich günstigere Energiepreise durch den Ausbau der Erneuerbaren für trügerisch. In diesem Zusammenhang sei es von großem Nachteil, dass die Unternehmen im Vergleich mit anderen Industrienationen auch steuerlich stärker gefordert würden und dass die Regulierung beispielsweise die Automobilindustrie überfordere.
Insofern seien es die Steuerpolitik und die Regulierung, bei der die Bundesregierung ansetzen sollte, um die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähiger zu machen. Ein Weniger an Regulierung würde helfen, Bürokratie abzubauen, denn viele administrative Anforderungen seien so beschwerlich, weil die dahinterstehende Regulierung nicht konsistent sei.
Die Bundesregierung plant die Einführung einer Aktienrente. Dieser Schritt kann nach Meinung von Lars Feld, dem Leiter des Freiburger Walter Eucken Instituts, einen Beitrag zur zusätzlichen Vorsorge leisten. Aber er ist keine ausreichende Lösung für die Probleme bei der Finanzierung der Altersvorsorge.