Finance-Taxonomie stößt auf Skepsis

Panel zur Klassifizierung nachhaltigen Wachstums

Finance-Taxonomie stößt auf Skepsis

amb Frankfurt – Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Finanzsystem sind nach Ansicht von Bettina Stark-Watzinger, Vorsitzende des Finanzausschusses im Deutschen Bundestag, lenkende Maßnahmen des Staates besser als eine einheitliche Taxonomie, also ein Klassifizierungssystem für nachhaltiges Wirtschaften. Dienende Funktion”Die Hauptverantwortung für einen nachhaltigen Ressourcenverbrauch liegt im Umweltministerium”, erklärte die FDP-Politikerin auf einer Konferenz des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zum EU Sustainable Finance Action Plan. “Finanzmärkte sollten nicht politisiert werden, sie haben lediglich eine dienende Funktion.” Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, hält Stark-Watzinger eine CO2-Mengensteuerung über Emissionszertifikate für die beste Lösung – besser auch als eine CO2-Steuer, bei der der Erfolg immer ungewiss sei.Der im März 2018 angekündigte EU-Aktionsplan Sustainable Finance unterstützt die Bemühungen der EU, ihre Klima- und Energieverpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. Zu den wichtigsten Zielen gehört die Entwicklung einer EU-Taxonomie. “Das Thema ist aber viel zu komplex, um es in eine Taxonomie zu packen”, betonte Stark-Watzinger. Sie setzt auf eine dynamische Entwicklung. Für Anleger werde es aber nie ganz einfach sein, Nachhaltigkeit zu erkennen. “Wie soll man zum Beispiel ein Unternehmen beurteilen, das in unterschiedlichen Bereichen tätig ist?”, fragt sie. Richtige BepreisungAuch Matthias Schmidt, ESG-Verantwortlicher beim Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland, sieht in Sachen Taxonomie noch Probleme, etwa die Frage, was überhaupt nachhaltig ist oder wie mit Graubereichen umgegangen werden soll. “Im Sustainable Finance Action Plan geht es außerdem nur darum, mehr Transparenz zu schaffen, entscheidend ist aber die richtige Bepreisung von CO2.” Für ihn ist Taxonomie lediglich Werkzeug.”Wirtschaftsprüfer treiben das Thema nicht voran, sie begleiten es”, erklärte er zudem. Allerdings müsse auch darauf geachtet werden, dass die Unternehmenszahlen aussagekräftig blieben.Laut Karsten Löffler, Co-Head Climate Finance Centre bei der Frankfurt School of Finance & Management, kommt es darauf an, Taxonomie anwendbar zu machen. “Wenn sie gut gemacht ist, kann sie mehr Orientierung bieten.” Ihm zufolge hat eine einheitliche Taxonomie mehrere Aufgaben, darunter eine Absicherung für Investoren, die Verhinderung von “Greenwashing” und auch eine eventuell leichtere und günstigere Kapitalaufnahme für nachhaltig arbeitende Unternehmen oder nachhaltige Tätigkeiten. Umsetzung entscheidendFür Stefan Haver, Head of Corporate Responsibility von Evonik Industries, ist nicht die Frage, ob es eine Taxonomie geben soll, sondern welche – und welche Erfahrungen darin einfließen. Etwa dürfe nicht nur auf den direkten CO2-Fußabdruck eines Unternehmens geschaut werden, sondern auf den ganzen Lebenszyklus der Produkte. Auch er hält es für gefährlich, auf eine einheitliche Taxonomie zu bauen. “Als Unternehmen wissen wir besonders gut, dass die technologische Entwicklung nicht abzusehen ist.” Er plädierte ebenfalls für “markt- statt planwirtschaftliche Lösungen”.Mit Blick auf die “Fridays for Future”-Demostrationen und die “Fünf-vor-zwölf-Rhetorik” meinte er: “Panik ist ein schlechter Berater.” Es sei schon viel passiert, auch in der Chemiebranche und bei Evonik. “Wir steuern unser Portfolio längst nach Nachhaltigkeitskriterien.”