Finanzausschuss nimmt sich Marktforscher vor

Abgeordnete sehen Integrität der Märkte gefährdet

Finanzausschuss nimmt sich Marktforscher vor

hip London – Der Finanzausschuss des britischen Unterhauses hat sich für mehr Transparenz in der Marktforschung ausgesprochen, nachdem Bloomberg Markets über den Einsatz von Ergebnissen privater Umfragen vor dem EU-Referendum durch Marktteilnehmer berichtet hatte. In einem Schreiben an John Curtice, den Präsidenten des British Polling Council, schlägt die Ausschussvorsitzende Nicky Morgan vor, mögliche Umfrageteilnehmer darüber zu informieren, dass ihre Aussagen dazu verwendet werden können, privaten Kunden beim Geldverdienen zu helfen. Wenn Marktforscher die Ergebnisse öffentlicher Umfragen vorlegen oder erklären, sollten sie offenlagen, ob sie vergleichbare Erhebungen für private Kunden durchgeführt haben. Zudem sollten sie darlegen, ob veröffentliche Umfragen kostenlos durchgeführt worden seien oder mit einem Abschlag auf die üblichen Einnahmen, die man mit solchen Erhebungen erzielen könne.Bloomberg Markets hatte im Juni berichtet, dass Hedgefonds wie Brevan Howard Asset Management oder Tudor Investment dank privater Umfrageergebnisse von Meinungsforschern Millionen am Devisenmarkt verdienten, als das Pfund nach Bekanntwerden des Votums für den Brexit unter Druck geriet. Unter den genannten Marktforschern befanden sich ICM, Survation und Yougov. “Im Wahlkampf und vor Volksabstimmungen stellen sich Umfrageinstitute als neutrale Beobachter der öffentlichen Meinung dar”, sagte Morgan. “Aber hinter den Kulissen verkaufen sie private Umfrageergebnisse an Hedgefonds, um profitable Geschäfte zu machen.” Es sei zwar verständlich, dass Meinungsforscher von lukrativen Aufträgen dieser Art angezogen werden. Aber es gebe einen “perversen geschäftlichen Anreiz”, irreführende Informationen an die Öffentlichkeit zu geben, während man privaten Kunden akkuratere Daten zur Verfügung stelle. Die Unfähigkeit, diesen Interessenkonflikt im Griff zu behalten, lasse Zweifel an der Integrität des Geschäftsmodells der Umfrageinstitute aufkommen und bringe das Risiko mit sich, dass die Reputation der britischen Finanzmärkte Schaden nehme.Wenn der Verband seine Regeln nicht ändere, werde der Ausschuss erwägen, ob es für marktsensitive Umfragen der Regulierung bedürfe, so Morgan. Die Quersubventionierung marktsensitiver öffentlicher Umfragen wie “Exit Polls” durch Einnahmen aus Umfragen für private Kunden war eine der Praktiken, die besondere Besorgnis hervorriefen. Zudem seien Privatkunden marktsensitive Umfrageergebnisse früher zugänglich gemacht worden als der Öffentlichkeit. Allerdings hätten diese mitunter aus rechtlichen Gründen nicht früher der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden dürfen.