Finanzielle Impulse bei der Existenzgründung setzen
Existenzgründung und Förderbanken, das weckt Assoziationen: Zunächst denkt man an attraktive zinsverbilligte Darlehen. Aber auch an besonders passgenaue Finanzierungen, tilgungsfreie Jahre und die Übernahme von Risiken. Man denkt an Mikrofinanzierungen ebenso wie an Darlehen in Millionenhöhe. Finanzierungen von Investitionen gehören dazu, aber auch Darlehen für notwendige Betriebsmittel, maßgeschneiderte Programmangebote für Handwerker genauso wie für Hightech-Innovatoren. Kurz gesagt: finanzielle Förderangebote mit Rahmenbedingungen, die auf die heterogenen Bedürfnisse der unterschiedlichsten Start-up-Unternehmen abgestimmt sind. Deutlich mehr ZusagevolumenDas ist auch das zentrale Anliegen der L-Bank. Wir setzen finanzielle Impulse im Bereich der Existenzgründung. In Baden-Württemberg wurden über Jahrzehnte die Innovationskraft und die Weiterentwicklung der Wirtschaft sehr erfolgreich durch bestehende Unternehmen vorangetrieben. Gleichzeitig wurden und werden aber die Existenzgründungen nicht vernachlässigt.Wir arbeiten intensiv daran, unser Finanzierungsökosystem für junge Unternehmen systematisch auszubauen. Und das mit großem Erfolg: Das Zusagevolumen der gesamten Gründungsfinanzierung stieg im Jahr 2017 um über 10 % auf 660 Mill. Euro. Die Förderung von Gründungen in Baden-Württemberg erreichte damit eine neue Bestmarke. Und der Trend ist ungebrochen: Baden-Württembergs Gründer haben in den ersten sechs Monaten 2018 nochmals um 11 % stärker auf Fördermittel zurückgegriffen als im gleichen Vorjahreszeitraum. Die L-Bank setzt damit bundesweit Maßstäbe: Kein anderes Landesförderinstitut vergibt so viele Mittel für Gründer wie die L-Bank.Der Erfolg ist das Ergebnis einer intensiven und permanenten Marktbeobachtung und von gezielten Studien, mit denen die Situation im Gründungsumfeld erhoben wird. Darauf aufbauend wurden in den zurückliegenden Jahren sowohl das Programm “Gründungsfinanzierung” als auch das Programm “Startfinanzierung 80”, mit dem wir eher kleinere Vorhaben begleiten, kontinuierlich optimiert.Beispielsweise haben wir, um dem Trend nach steigenden Finanzierungsvolumina Rechnung zu tragen, bei unserer mit einer 80-prozentigen Bürgschaft abgesicherten “Startfinanzierung 80” den maximal möglichen Bruttodarlehensbetrag erhöht. Bei Teamgründungen von vier Gesellschaftern können jetzt bis zu 500 000 Euro zur Verfügung gestellt werden.Wenn nötig, gehen wir aber auch ganz neue Wege. Mit dem neuen L-Bank-Förderprogramm “MikroCrowd” haben wir im Jahr 2017 unsere starke Gründungsförderung im Bereich der Mikrofinanzierung abgerundet. Die “MikroCrowd” verzahnt neue und etablierte Formen der Gründungsfinanzierung. Die Vorteile einer Crowdfinanzierung, insbesondere der damit verbundene Markttest und der Werbeeffekt über die Verbreitung in den sozialen Medien, werden verbunden mit der Verlässlichkeit und der Flexibilität eines Direktkredites durch die L-Bank.Das von der öffentlichen Hand in Baden-Württemberg rund um Wirtschaftsministerium, L-Bank und Mittelständische Beteiligungsgesellschaft MBG aufgebaute Finanzierungsökosystem geht gezielt auf die Bedürfnisse der Gründer ein und unterstützt die Unternehmen in den jeweils unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Dabei ist der Übergang von Darlehen zu Venture Capital fließend. Der hohe Bürgschaftsanteil, der zum Beispiel bei der Startfinanzierung 80 an unsere Förderdarlehen gekoppelt ist, wirkt im kleinvolumigen Bereich wie eine Art “Venture Credit”.Gerade im Eigenkapitalbereich betritt Baden-Württemberg immer wieder Neuland. Zuletzt mit dem Anfang August gestarteten Programm “Start-up BW Pre-Seed”. Dessen Ziel ist es, aussichtsreiche Start-up-Vorhaben für institutionelle Anleger “finanzierungs- beziehungsweise Venture-Capital-reif” zu machen. Das Programm schließt eine Lücke in der Phase der Gründungsvorbereitung von innovativen Projekten. Zu diesem Zeitpunkt agieren private Investoren und Venture-Capital-Gesellschaften aufgrund des sehr hohen Risikos meist zurückhaltend. Die L-Bank übernimmt in diesem Projekt die Rolle des Dienstleisters für die finanzierungstechnische Abwicklung. Beratung weist den WegDamit die Orientierung klappt, ist eine individuelle Beratung wichtig. Mit unseren Finanzierungssprechtagen gelingt es uns seit vielen Jahren, Start-ups, jungen Unternehmen und Mittelständlern aufzuzeigen, wo und wie unsere Förderprogramme eingesetzt werden können. Dabei machen wir uns grundsätzlich ein umfassendes Bild vom Unternehmen oder dem Gründungsvorhaben, um gegebenenfalls auch dazu zu raten, Projekte nochmals zu überdenken oder mit einem qualifizierten Coaching Informationslücken oder offene Fragen in der Umsetzung eines Vorhabens zu schließen. Im letzten Jahr haben wir wieder mehr als 320 Beratungsgespräche in den Wirtschaftskammern Baden-Württembergs durchgeführt.Die Kundenwünsche ändern sich. Auch was die Art der Information und die Kommunikation anbetrifft. So kommen immer öfter Start-ups bereits gut vorbereitet zu den Wirtschaftskammern und wollen möglichst schnell weitergehende Informationen zur Finanzierung ihres Vorhabens. Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten. Nachdem wir letztes Jahr zusammen mit der IHK Heilbronn-Franken und der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg die digitalen Finanzierungssprechtage erfolgreich getestet haben, wird seit Juni 2018 die digitale Beratung als reguläre Ergänzung zu den bewährten Präsenzterminen angeboten. So wird die Reaktionsgeschwindigkeit erhöht und das Beratungsangebot noch kundennäher.Das “Trendence Schülerbarometer” ist eine jährliche repräsentative Schülerumfrage, bei der Wunscharbeitgeber und Karrierepläne abgefragt werden. Im Juli 2018 wurden die aktuellen Ergebnisse veröffentlicht: Demnach hat der öffentliche Sektor seinen Vorsprung als beliebteste Branche der Schüler für den Berufseinstieg ausgebaut. 26 % aller Schüler suchen 2018 ihren ersten Job ausdrücklich im öffentlichen Sektor, vor zwei Jahren waren es noch 17 %. Das spricht nicht für ein Ansteigen der Risikobereitschaft oder das Vertrauen, sein eigenes Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Das Sicherheitsbedürfnis scheint zuzunehmen. Umso wichtiger ist es, hier gegenzusteuern. Insbesondere die Attraktivität der Selbständigkeit muss ins richtige Licht gerückt werden. Vorbilder sind wichtigAndere Menschen zeigen uns, was in dieser Welt möglich ist. Gerade in jungen Jahren ist das ein zentraler Aspekt. Persönliche Leitbilder und spannende berufliche Lebenswege inspirieren, motivieren und zeigen Möglichkeiten für die eigene Entwicklung auf. Dabei geht es nicht nur um Nachahmung, sondern um Vergleichsprozesse, anhand derer sich messen lässt, wo man steht oder in ein paar Jahren stehen will. Auch im beruflichen Umfeld geben uns dabei Vorbilder Orientierung. Vorbilder, deren beruflicher Status und deren Verhaltensweisen für uns attraktiv sind. Diese “role models” zeigen uns anstrebenswerte Lebensentwürfe.Deshalb haben wir gemeinsam mit der Landesregierung den “Landespreis für junge Unternehmen” initiiert. Wir suchen dabei Persönlichkeiten, die das Land fit für die Zukunft machen und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Aktuell läuft die 12. Wettbewerbsrunde. 375 Kandidatinnen und Kandidaten aus ganz Baden-Württemberg haben sich in diesem Jahr um den zweijährlich vergebenen Landespreis beworben, der zu den renommiertesten Unternehmerpreisen in Deutschland gehört. Die zehn besten werden im November in Stuttgart von Ministerpräsident Winfried Kretschmann ausgezeichnet.Ihre innovativen Ideen, schlüssigen Konzepte sowie ihr soziales, nachhaltiges und unternehmerisches Engagement machen die nominierten Unternehmen zu Vorbildern für unsere Gesellschaft. Kleinere Betriebe mit wenigen Angestellten gehören ebenso zum Kreis der Besten wie Firmen mit mehr als 100 Mitarbeitern. Teamgründungen sind ebenso dabei wie Einzelgründungen oder Gründungen von Personen mit Migrationshintergrund und ausländischen Wurzeln. Handwerksgründungen messen sich mit solchen aus Pflege- und Gesundheitsberufen. Hightech-Firmen der Informations- und Digitaltechnik gehören wie Maschinenbauunternehmen sowie Hotel- und Gastronomiebetriebe genauso selbstverständlich zu den baden-württembergischen Top 20 wie Softwarehäuser, selbständige Ingenieure und Firmen aus Beratung, Handel und Dienstleistung. Ein gemeinsamer NennerBei aller Unterschiedlichkeit gibt es einen gemeinsamen Nenner: An der Spitze aller Unternehmen stehen starke Unternehmerpersönlichkeiten, die unsere wirtschaftliche Zukunft beeinflussen werden – und für unseren Nachwuchs beispielgebend sind! So tragen wir dazu bei, dass das Thema Existenzgründung als Option für den Lebensentwurf junger Generationen angemessen wahrgenommen wird.—-Axel Nawrath, Vorsitzender des Vorstands der L-Bank