Pflegeheime

Finanzinvestoren geraten in den Strudel der Pflegekrise

Die Pflegekrise erreicht Finanzinvestoren: Der Debt Fund Ardian steht kurz davor, Emvia Living zu übernehmen. Das ist bei weitem nicht das einzige Pflegeheim mit Problemen.

Finanzinvestoren geraten in den Strudel der Pflegekrise

Investoren geraten
in Strudel der Pflegekrise

Zahlreiche Insolvenzen – Chequers Capital muss Schlüssel bei Emvia abgeben

cru/sar/phh Frankfurt

Aus Private Debt wird Equity: Der Kreditfonds Ardian ist kurz davor, die kriselnde Pflegeheimkette Emvia Living von der Beteiligungsgesellschaft Chequers Capital zu übernehmen. Das geht aus entsprechenden Unterlagen des Bundeskartellamts hervor. Der Kaufpreis soll 1 Euro betragen, wie mit der Sache vertraute Personen berichten. Ardian wollte dies nicht kommentieren, Chequers und Emvia Living ließen Anfragen unbeantwortet.

Bevor Pflegeheime wie Emvia Living in die aktuell schwierige Situation gerieten, waren sie ein gesuchtes Akquisitionsziel für Finanzinvestoren, deren Interesse sich zuletzt mehr auf medizinische Versorgungszentren verlagert hat. Das Vorgehen der Finanzinvestoren bei Pflegeheimen ähnelt sich stets: Die Private-Equity-Häuser kaufen gewöhnlich kleinere Pflegeheimgruppen, um durch zentralen Einkauf und zentrale Verwaltung die Durchschnittskosten je Pflegeheim zu senken und die Gruppe dann durch Zukäufe zu vergrößern und zu optimieren.

So gehört Deutschlands zweitgrößter Pflegeheimbetreiber, die Alloheim Senioren-Residenzen SE, mit 250 stationären Einrichtungen und 24.000 Plätzen der schwedischen Beteiligungsgesellschaft Nordic Capital. Die Nummer 7 im deutschen Markt, die Schönes Leben Gruppe, befindet sich im Portfolio der niederländischen Waterland Private Equity. Dem größeren Rivalen Advent gehört die auf außerklinische Intensivpflege spezialisierte Deutsche Fachpflege Gruppe. Ebenfalls im Pflegemarkt vertreten sind Oaktree, Trilantic sowie I Squared Capital und Armira.

Beim Blick auf Pflegeheimübernahmen 2022 kann die zu Ergon Capital gehörende Vidacura mit 4.200 Plätzen die meisten übernommenen Kapazitäten verzeichnen. Als Paukenschläge wirkten im Laufe des ersten Quartals 2023 die Insolvenzanträge von Pflegeheimbetreibern wie Convivo, Curata, Teilen der Dorea-Gruppe, Curata und Novent. Thomas Greiner, Präsident des Arbeitgeberverbands Pflege, berichtet, dass bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres für rund 200 Einrichtungen Insolvenz angemeldet wurde.

Für Insolvenzverwalter ist es ein neues Bild, dass gleich mehrere große Pflegeheimketten in Schieflage geraten. Käufer zu finden ist im aktuellen Umfeld allerdings schwierig. Wenn dies gelingt, sind die Lösungen zumeist kleinteilig – oder der finanzierende Debt Fund ist gefragt.

Berichte Seite 3

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