ENDE DER GEWISSHEITEN -- KÖPFE DES JAHRES

Finanzmarktliberale

wf - Mit der FDP ist wieder viel Sachverstand in Finanzmarktfragen in den Bundestag eingezogen. Die Liberalen haben aus der Opposition heraus 2018 zahlreiche Anträge dazu gestellt und mit parlamentarischen Anfragen die Bundesregierung gezwirbelt....

Finanzmarktliberale

wf – Mit der FDP ist wieder viel Sachverstand in Finanzmarktfragen in den Bundestag eingezogen. Die Liberalen haben aus der Opposition heraus 2018 zahlreiche Anträge dazu gestellt und mit parlamentarischen Anfragen die Bundesregierung gezwirbelt. Einen der Top-Posten im Bundestag konnten sie aus ihren Reihen besetzen – die Spitze des Finanzausschusses. Bettina Stark-Watzinger (50) hat 2018 ihr erstes volles Amtsjahr als Vorsitzende ihres “Traumausschusses” hinter sich.Stark-Watzinger war in der FDP-Fraktion für einen finanzpolitisch herausragenden Posten bereits gesetzt, noch bevor sie 2017 erstmals in den Bundestag einzog. Ihr in Berlin kaum bekannter Name fiel in der FDP schon früh vor der Bundestagswahl. Der Lebenslauf der Frankfurterin ist prädestiniert dafür. Ihre offizielle Vita im Bundestag weist nur zurückhaltend darauf hin: seit 2008 Geschäftsführerin einer “Forschungseinrichtung”, heißt es dezent. Tatsächlich stand Stark-Watzinger an der operativen Spitze des Forschungszentrums SAFE der Universität Frankfurt. Das Institut – mit langem Namen “Sustainable Architecture for Finance Europe” – widmet sich Forschung und Politikberatung im Sektor Finanzen.Die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt war Stark-Watzinger schon als Studentin vertraut – sie wurde dort 1993 als Volkswirtin diplomiert. Nach einer Traineeausbildung war sie bis 1997 als Regional Manager bei der BHF-Bank in Frankfurt tätig. Fast eine Dekade lebte die verheiratete Mutter von zwei Töchtern in Großbritannien, managte die Familie, bevor sie 2006 nach Deutschland zurückkehrte und fand, sie könne im Heimatland etwas bewegen. In die FDP war sie schon 2004 eingetreten, 2011 gelangte sie in den Landesvorstand Hessen. 2014 bis 2015 war sie dort Vizevorsitzende und ist seit 2015 Generalsekretärin.An der Spitze des Bundestagsausschusses übt Stark-Watzinger den Spagat zwischen Leitung des Gremiums und politischer Positionierung in ihrer Fraktion. In offizieller Mission für den Bundestag empfängt sie Gesprächspartner und Delegationen wie den Generaldirektor für Steuern der EU-Kommission, die britische Finanzindustrie der City oder den kroatischen Zentralbankgouverneur.Politisch setzt sie sich unter anderem für eine angemessene Finanzmarktregulierung ein, die Kosten im Blick hat, und für einen Anlegerschutz, der nicht stranguliert, sondern auf den mündigen Bürger vertraut. Aber auch Positionen wie die sofortige Abschaffung des Soli oder eine automatische Einkommensteuerentlastung durch einen “Tarif auf Rädern”, der wie die Inflation fährt, gehören dazu. Stark-Watzinger hat den Wahlkreis Main-Taunus. Sie lebt mit der Familie in Bad Soden.