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Finanzmarktturbulenzen machen Hedgefonds zu schaffen

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 12.5.2016 Die Hedgefondsbranche hat sich im April vom ernüchternden Jahresauftakt etwas erholt. "Die größten Nutznießer waren Strategien, die nicht darauf setzen, dass die Marktpreisentwicklung einer...

Finanzmarktturbulenzen machen Hedgefonds zu schaffen

Von Andreas Hippin, LondonDie Hedgefondsbranche hat sich im April vom ernüchternden Jahresauftakt etwas erholt. “Die größten Nutznießer waren Strategien, die nicht darauf setzen, dass die Marktpreisentwicklung einer bestimmten Richtung folgt”, sagt Portfoliomanager Anthony Lawler vom Vermögensverwalter GAM. Die Kursgewinne seien der Stabilität des Marktumfelds geschuldet. “Aber die Positionierung blieb schwach. Trends wurden nicht aggressiv verfolgt.” Kein Wunder, verzeichnete die Branche doch erstmals seit 2009 zwei Quartale in Folge Abflüsse. Anleger zogen von Januar bis März 15 Mrd. Dollar ab, so viel wie zuletzt im zweiten Quartal des Krisenjahres 2009. Die Assets under Management (AuM) summierten sich dem US-Marktforscher HFR zufolge auf insgesamt 2,86 Bill. Dollar. Zur Jahresmitte 2015 waren es noch 2,97 Bill. Dollar gewesen. Dan Loeb (Third Point), dessen Offshore-Fonds 2,3 % verlor, sprach von “einem der katastrophalsten Zeiträume für die Perfomance, an die wir uns seit Auflegung des Fonds erinnern können”.Der rund 2 200 Fonds umfassende HFRI Fund Weighted Composite Index legte seit Jahresbeginn 0,33 % zu. Der breit angelegte US-Aktienindex S&P 500 stieg dagegen inklusive Dividenden um 1,73 %. Die Aussagekraft des Vergleichs ist allerdings begrenzt, denn die Manager der Vehikel verfolgen oft gegenläufige Strategien, das heißt, die Gewinne erfolgreicher Fonds verrechnen sich in der Durchschnittsbetrachtung mit den Verlusten der anderen.Relative Value und Makrostrategien führten die Gewinnerliste an. Bei Relative Value werden kurzfristig Preisdifferenzen zwischen verschiedenen Wertpapieren ausgenutzt – ob es sich nun um vermeintliche Fehlbewertungen von Wandelanleihen oder unterschiedliche Kurse an verschiedenen Börsenplätzen handelt. Die Verwirrung um die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), der schwache Dollar, das Ausbleiben einer harten Landung der chinesischen Volkswirtschaft und die Turbulenzen am Ölmarkt kamen Managern wie der Man Group zugute, deren Vorzeigefonds AHL Diversified im ersten Quartal eine Gesamtrendite von 5,4 % abwarf. Er soll mit Hilfe von Computeralgorithmen Trends an den Finanzmärkten erkennen. Der HFRI Macro Index stieg seit Ende 2015 um 1,23 %. Geldpolitik im Fokus”Für viele Vermögenswerte ist und bleibt die Geldpolitik der Dreh- und Angelpunkt”, sagt Philippe Ferreira, Head of Research Managed Account Platform bei Lyxor. “Das gilt insbesondere für die Geldpolitik der Fed. Zentralbanksitzungen, -protokolle und -verlautbarungen fachen häufige Vermögensumschichtungen an, die zur Arbitrage herausfordern.” Dies habe sich bei der jüngsten Enttäuschung durch die Bank of Japan erneut gezeigt.Schlechter Start für Shareholder-Aktivisten: Der HFRI Event Driven Index, der auch andere Strategien wie Merger-Arbitrage umfasst, stieg zwar seit Jahresbeginn um 1,01 %. Anleger zogen jedoch im Auftaktquartal 8,3 Mrd. Dollar aus solchen Fonds ab. Bereits im Schlussquartal 2015 flossen 2,2 Mrd. Dollar ab. Zumeist werden sie von Anlagegurus wie Loeb geführt, die ihr Risiko nicht breit streuen, sondern wenige große Wetten eingehen. Das geht nicht immer gut. “Wir sind aus unserem verbleibenden Engagement bei griechischen Banken nahezu mit Totalverlust ausgestiegen”, schrieb David Einhorn von Greenlight Capital diesen Monat seinen Kunden. Dabei handelte es sich noch um eine vergleichsweise kleine Position. “Patient im Endstadium”Schlimmer war, dass der Kurs des Solarparkentwicklers Sunedison von 5,09 auf 0,54 Dollar abschmierte. Greenlight hatte sich im Januar einen Sitz im Board erkämpft. “Unglücklicherweise – und zu unserer Überraschung – befand sich der Patient bereits im Endstadium”, musste Einhorn zugeben, der das Investment immer wieder verteidigt hatte. Immerhin konnte er mit seinem Fonds im Auftaktquartal ein Plus von 3,0 % vorweisen.Das Platzen des bislang zweitgrößten M & A-Deals überhaupt, der Übernahme des Botox-Produzenten Allergan durch den Viagra-Hersteller Pfizer, erwischte zahllose Hedgefondsmanager auf dem falschen Fuß. Auch Valeant Pharmaceuticals war eine beliebte Position in den Portfolios der verschwiegenen Anlagevehikel. Bill Ackman (Pershing Square) investierte nach Beginn des Kursabsturzes sogar noch mehr in das kanadische Unternehmen, dem unlautere Preistreiberei und unsaubere Bilanzierungsmethoden vorgeworfen werden. Sein in Amsterdam an der Börse notierter Fonds verlor im Auftaktquartal rund ein Viertel an Wert.”Schwere Verwerfungen, scharfe Kehrtwenden und sich schnell verschiebende Korrelationen zwischen Assets werden das volatile Performance-Umfeld auch weiterhin bestimmen”, sagt HFR-Präsident Kenneth Heinz. Aus seiner Sicht hat die Volatilität bessere Anlagegelegenheiten und größere Arbitrage-Möglichkeiten hervorgebracht. Das sollte zu einer besseren Performance beitragen, während die Anleger im Jahresverlauf Gelder in die Fonds und Strategien umschichten, die für ein solches Umfeld am besten aufgestellt sind.