Finanzvertrieb OVB erleidet Ergebniseinbruch
Finanzvertrieb OVB erleidet Ergebniseinbruch
Mittel- und Osteuropageschäft verhindert Schlimmeres – Jahresprognose bestätigt
tl Frankfurt
Der Finanzvermittler OVB hat im ersten Halbjahr deutlich weniger verdient als in der Vorjahresperiode. Dagegen konnte der Umsatz leicht gesteigert werden. Die Geschäftsführung sieht das Unternehmen nach einem schwierigen ersten Quartal wieder auf Wachstumskurs, wie es im Konzernzwischenbericht zum ersten Halbjahr heißt. Die Prognose für das Gesamtjahr 2023 wurde bestätigt. Die Erträge aus Vermittlungen sollen zwischen 325 und 350 Mill. Euro liegen und das operative Ergebnis zwischen 16 und 19 Mill. Euro.
In Deutschland, dem wichtigsten Einzelmarkt der in 16 europäischen Ländern tätigen OVB, erwirtschafteten die per 30. Juni 1.165 (i.V. 1.211) Vermittler Erträge von 27,4 Mill. Euro, 10,8% weniger als zuvor. Begründet wird dies mit dem Zinsanstieg, der den Anteil des Bereichs Bausparen/Finanzierungen, insbesondere die Finanzierungen, auf 13,2 (24,4)% einbrechen ließ. Der Anstieg des Anteils der fondsgebundenen Vorsorgeprodukte von 24,3% auf 30,7% konnte dies ertragsmäßig offenbar nicht ausgleichen. Die Zahl der betreuten Kunden ging in Deutschland um 594 auf 613.813 zurück.
Auch in Süd- und Osteuropa, vor allem in Italien und Spanien, gingen die Erträge aus Vermittlungen zurück (−8,5% auf 47,7 Mill. Euro), ebenso die Zahl der Vermittler (1.060 nach 1.107), während in den sieben Ländern 35.449 mehr Kunden (auf 757.584) betreut wurden. Vermittelt wurden hier vor allem fondsgebundene und staatlich geförderte Vorsorgeprodukte.
Lichtblicke waren für OVB die acht mittel- und osteuropäischen Märkte. Hier wiesen nahezu alle Länder Zuwächse aus: die Erträge aus Vermittlungen (+10% auf 95,1 Mill. Euro, davon 54% aus Tschechien und der Slowakei), die Zahl der Vermittler (+8,1% auf 3.581) und der Kunden (+5,4% auf 3,04 Millionen). Noch besser als im Vorjahr verkauften sich fondsgebundene Vorsorgeprodukte mit einem Anteil von 39,0 (i.V. 32,9)% am Neugeschäft.
Im Konzern erhöhten sich die Erträge aus Vermittlungen von Januar bis Juni um 0,5% auf 170,6 Mill. Euro, während sich die entsprechenden Aufwendungen durch den veränderten Produktmix um 1,6% auf 113,5 Mill. Euro erhöhten. Der planmäßige Personalausbau und marktbedingte Gehaltsanpassungen ließen den Personalaufwand auf 22,6 Mill. Euro (+9,4%) steigen, heißt es im Halbjahresbericht. Den Zuwachs der sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 25,9 auf 28,3 Mill. Euro begründet die Gesellschaft mit inflationsbedingten Kostensteigerungen, einer gezielten Zunahme von Schulungs- und Vertriebsveranstaltungen sowie gestiegenen Lizenz- und Wartungskosten. Ausbleibende Kursverluste an den Börsen und das gestiegene Zinsniveau ließen das Finanzergebnis von −1,6 Mill. Euro auf +1,2 Mill. Euro drehen.
In ihrem Ausblick verweist die OVB auf das herausfordernde Marktumfeld. Angesichts der hohen Inflation sei nicht auszuschließen, dass die Kunden langfristige Anlageentscheidungen hinauszögerten. Grundsätzlich gehe man aber davon aus, auch 2023 zu wachsen. OVB gehört mehrheitlich drei Versicherungskonzernen: zwei Signal-Iduna-Gesellschaften (52,94%), Baloise (32,57%) und Generali (11,48%).