Italien

Finecobank nimmt Deutschland ins Visier

In Italien wird viel über die Bildung einer dritten großen Bankengruppe um die Mailänder BPM oder die BPER (Banca Popolare dell’Emilia-Romagna) spekuliert. Dabei gibt es neben der Intesa Sanpaolo und der HVB-Mutter Unicredit bereits eine dritte Großbank.

Finecobank nimmt Deutschland ins Visier

bl Mailand

In Italien wird viel über die Bildung einer dritten großen Bankengruppe um die Mailänder BPM oder die BPER (Banca Popolare dell’Emilia-Romagna) spekuliert. Dabei gibt es neben der Intesa Sanpaolo und der HVB-Mutter Unicredit bereits eine dritte Großbank. Mit einem Börsenwert von 9,5 Mrd. Euro ist das Online-Institut Finecobank so viel wert wie BMP (3,9 Mrd. Euro), BPER (2,5 Mrd. Euro), die Volksbank von Sondrio (1,6 Mrd. Euro), Monte dei Paschi di Siena (0,9 Mrd. Euro) und die Genueser Carige (0,5 Mrd. Euro) zusammen.

Die Finecobank ist seit 2017 außerdem in Großbritannien aktiv und will ihre Finanzdienstleistungen nun in Deutschland anbieten, „vermutlich in der zweiten Hälfte 2022“, sagt Sprecherin Paola Spolini. „Die Gründungskosten werden sehr niedrig sein, und die laufenden Kosten werden tiefer sein als im Vereinigten Königreich, da Deutschland in der EU ist und somit alle Passporting-Kosten niedriger sind“, sagte CEO Alessandro Foti kürzlich. Ähnlich wie in Großbritannien will Fineco laut Spolini in Deutschland über die On­line-Plattform Bankdienstleistungen, Brokerage und vielleicht auch Sparprodukte anbieten.

Die 1999 gegründete Finecobank ist ohne größere Krisen oder Kapitalerhöhungen gewachsen. Zwischen Januar und September sind ihre Einnahmen auf 569,9 Mill. Euro gewachsen, der Nettogewinn er­reichte 257,2 Mill. Euro. Und die Cost-income-Ratio ist mit 31,3% absolute Spitze in Italien. Die harte Kernkapitalquote (CET 1) liegt bei komfortablen 18,4%. Hohe Börsenkapitalisierungen erreichen auch die Banca Mediolanum (6,25 Mrd. Euro), an der die Familie Berlusconi eine große Beteiligung hält, die Banca Generali (4,5 Mrd. Euro) und Azimut (3,3 Mrd. Euro) sowie die Online-Bank Illimity (1 Mrd. Euro). Das alles sind Institute, die beim Blick auf Italiens Bankenlandschaft oft übersehen werden – dabei sind sie finanziell allesamt sehr erfolgreich.

Der Fineco-Aktienkurs hat sich binnen fünf Jahren auf zuletzt 15,6418 Euro annähernd verdreifacht. Die Dividendenrendite er­reicht 3,45%. Das Erfolgsrezept der Bank, die seit 2014 börsennotiert ist und 2016 in den Leitindex FTSE MIB aufgenommen wurde, beruht auf einer Kombination aus Vermögensverwaltung, einem sehr umfangreichen Beratungsmaklergeschäft mit einem Netz von 2752 Finanzberatern in mehr als 400 „Fineco-Centern“ sowie Bankdienstleistungen, zu denen Sparprodukte und Versicherungen gehören.

In der Vermögensverwaltung hat das Institut 21,7 Mrd. Euro Assets under Management und zählt mehr als 1,4 Millionen Kunden. Der starke Fokus auf die Digitalisierung und Innovationen, die hohe Effizienz und die Zielgruppe von sehr aktiven „High-End-Kunden“ sind weitere Merkmale des Instituts, das stark auf alternative Anlagen und Diversität setzt. Im Verwaltungsrat sind sechs von elf Mitgliedern Frauen.

Der frühere Großaktionär Unicredit hat seine Beteiligung seit 2014 nach und nach reduziert und ist 2020 ganz ausgestiegen. Größte Aktionäre des Instituts, das zu 74,6% institutionelle Anteilseigner hat, sind BlackRock (9,2%), Capital Research and Management Corp. (5,05%) und FMR LCC (3,38%).