Finledger absolviert Realitätscheck

NRW.Bank wickelt Schuldscheintransaktion über Blockchain ab - Förderbank strebt nach mehr

Finledger absolviert Realitätscheck

Erstmals ist es gelungen, eine Schuldscheintransaktion komplett digital abzuwickeln. Das Meisterstück vollbracht haben NRW.Bank und DekaBank über die auf Blockchain-Technologie basierende Plattform Finledger, hinter der neben der Deka auch DWP Bank, DZ Bank und Helaba stehen. ab Düsseldorf – Es ist vollbracht: Ende November hat die NRW.Bank als erster externer Kunde einen Schuldschein über die blockchainbasierte Plattform “Finledger” gekauft und abgewickelt. Das Besondere daran: Die Abwicklung des Schuldscheins erfolgte ausschließlich über digitale Prozesse. Damit werde die bislang zeitaufwendige Abwicklung deutlich beschleunigt, freut sich Michael Stölting, Kapitalmarktvorstand der NRW.Bank.Um bis zu 50 % lasse sich die Dauer des Abwicklungsprozesses verringern, verspricht Finledger. Insbesondere das manuelle Handling der Dokumente und Urkunden entfällt, Settlementrisiken sind ausgemerzt. “Der Investor braucht nur einen PC und einen Zugang zum System”, erläutert Deka-Vorstandsmitglied Martin Müller, dessen Haus den Schuldschein im “Versuchsvolumen” von 5 Mill. Euro emittierte. Ende 2018 hat die DekaBank zusammen mit DWP Bank, DZ Bank und Helaba das Projekt Finledger aus der Taufe gehoben. Im Mai wurde das erste Pilotgeschäft zwischen den Kooperationspartnern getätigt, jetzt folgte die erste Transaktion mit einem projektunabhängigen Partner. Damit ist der Realitätscheck erbracht.Für die NRW.Bank markiert die Transaktion jedoch nur den Anfang einer längerfristig angelegten Kooperation. “Uns ging und geht es darum, auch in der Kapitalanlage neue Technologien zu erproben”, veranschaulicht Stölting.In einem nächsten Schritt will die Förderbank Nordrhein-Westfalens Finledger-Komponenten in ihre IT-Infrastruktur integrieren. “Im ersten Halbjahr 2020 wollen wir die Blockchain-Technologie von Finledger auch als Emittent nutzen und dabei auch selbst einen Knoten betreiben”, kündigt Stölting an.Als Schuldscheinemittentin bringt es die NRW.Bank jährlich zwar nur auf ein Volumen von 500 Mill. Euro – angesichts eines Gesamtemissionsvolumens von 13 bis 15 Mrd. Euro jährlich ein recht überschaubarerer Betrag -, doch verfolgt die zweitgrößte Förderbank der Republik mit dem Aufbau eines eigenen Netzwerkknotens andere Ziele. “Die Kooperation bietet den Vorteil, die Technologie kennenzulernen”, sagt Stölting. Im Vordergrund stehe die intensive Auseinandersetzung mit der Technologie, die später nach Möglichkeit auch für andere Produkte und Prozess zum Einsatz kommen soll.Wohl auch deshalb sind acht Monate ins Land gezogen, bevor besagte Schuldscheintransaktion Ende November vollzogen wurde. In den Vorarbeiten sei es zunächst darum gegangen, ein gemeinsames Verständnis mit den Projektbanken zu erarbeiten. “Die eigentliche Transaktion hat nur drei bis fünf Tage gedauert”, hebt Stölting hervor.”Finledger ist der Schlüssel zu komplett digitalen Prozessen und als solcher auch nutzbar für andere Assets”, ist Müller überzeugt. Bis es so weit ist, dürften allerdings noch ein paar Jahre vergehen. Dass Finledger mit dem urdeutschen Produkt, dem Schuldschein, begonnen hat, ist nicht zuletzt der Regulatorik geschuldet. Denn für Kreditprodukte gibt es – anders als für Handelsprodukte – die gesetzlichen Voraussetzungen zur Digitalisierung.Für den Erfolg von Finledger ist aus Sicht von Müller aber vor allem entscheidend, die Marktteilnehmer von den Vorteilen der digitalen Abwicklung zu überzeugen. Es sei ein stetes Ringen mit Bedenkenträgern und Traditionalisten, veranschaulicht der Deka-Manager. Zum Marktstandard werden Letztlich zielt Finledger darauf ab, den Marktstandard in der digitalen Abwicklung von Schuldscheinen zu setzen. “Wir verstehen uns als Innovationstreiber”, verdeutlicht Müller. Zwar gibt es schon eine Reihe von Schuldschein-Plattformen, diese konzentrieren sich jedoch auf die Strukturierung und die Platzierung des Produkts Schuldschein. Finledger bildet dagegen den Abwicklungsprozess ab. Von daher will Müller auch nicht ausschließen, über kurz oder lang mit Schuldschein-Plattformen, die eher als Marktplatz operieren, zusammenzuarbeiten. Finledger stehe zu diesen nicht in Konkurrenz. Mit Finledger könnten alle Stufen der Emissionsabwicklung – inklusive Geschäftsbestätigung und Urkundenerstellung – papierlos durchgeführt werden.