Finma erfuhr erst spät von SEC-Zweifeln an Credit Suisse
Finma erfuhr erst spät von
SEC-Zweifeln an Credit Suisse
Dimension der Probleme war Schweizern lange nicht bekannt
Bloomberg Frankfurt
Die schweizerische Bankaufsicht Finma hat von Nachfragen der US-Börsenaufsicht zu den internen Kontrollen bei Credit Suisse gewusst, aber erst kurz vor der Verschiebung des Geschäftsberichts der Bank im März von deren Tragweite erfahren. Die Verzögerung des Berichts trug dazu bei, den Absturz der Credit Suisse zu beschleunigen, der schließlich zur Notübernahme durch den Lokalrivalen UBS führte. Die Finma gab nicht an, wann genau sie erstmals von der Korrespondenz zwischen der Bank und der Securities and Exchange Commission (SEC) erfahren hat.
SEC-Untersuchungen seit Juli
„Die gravierende Dimension der Beurteilung durch die SEC und die damit notwendige Verschiebung der Berichterstattung wurde der Finma… erst kurz vor der Veröffentlichung der Jahreszahlen im März 2023 bekannt“, teilte die Behörde auf Anfrage mit. Aus jüngst veröffentlichter Korrespondenz zwischen SEC und Credit Suisse geht hervor, dass die SEC die Bank bereits seit Juli vergangenen Jahres – also rund acht Monate bevor die Aktionäre davon unterrichtet wurden – zu ihren internen Kontrollen und möglichen Abhilfemaßnahmen befragt hat.
Es sei nicht unüblich, dass ausländische Behörden Fragen an Schweizer Banken richten, schreibt die Finma: „Es ist klar, dass eine Bank über funktionierende Kontrollprozesse verfügen und solche Fragen von ausländischen Behörden rechtzeitig klären muss. Das war hier nicht der Fall.“ Die SEC hatte die Bank zu den im Geschäftsbericht für 2021 offengelegten Revisionen in den Kapitalflussrechnungen der Jahre 2019 und 2020 befragt. Außerdem forderte sie das Institut auf, die Fehler vollständig zu beschreiben und zu dokumentieren, wer sie wann feststellte. Der Schriftwechsel zog sich über Monate, auch weil er mit der komplexen Restrukturierung der Credit Suisse einherging. Die Bank spielte in Schreiben an die SEC die Schwere der Probleme zunächst herunter. Nachdem die SEC nicht locker ließ, räumte Credit Suisse schließlich ein, dass die Kontrollmängel über mehrere Jahre hinweg nicht behoben wurden.