Fintech Adyen zielt auf Milliarden-IPO
Bei der letzten Finanzierungsrunde vor drei Jahren wurde der Payment-Spezialist Adyen noch mit 2,3 Mrd. Dollar bewertet. Für Mitte Juni strebt das Fintech nun an die Börse und will Investoren von einer Bewertung überzeugen, die bei maximal 8,3 Mrd. Dollar liegt. Die Equity Story ist stark.bg Frankfurt – Das niederländische Fintech Adyen hat am Dienstag en detail seine Börsenpläne dargelegt. Den Angaben zufolge strebt der Paypal-Rivale die Erstnotiz für den 13. Juni an. Stattfinden soll das Initial Public Offering (IPO) an der Euronext in Amsterdam. Die Aktien werden in einer Preisspanne von 220 bis 240 Euro angeboten, was den Marktwert auf 6,5 bis 7,1 Mrd. Euro (maximal 8,3 Mrd. Dollar) stellt. Der Börsengang wäre einer der größten eines europäischen Fintechs.Ins Angebot kommen bis zu 14,2 % der Anteile, was das Emissionsvolumen auf maximal 947 Mill. Euro (1,1 Mrd. Dollar) stellt. Adyen war der breiten Öffentlichkeit spätestens Ende Januar ins Bewusstsein gerückt, als bekannt wurde, dass die Niederländer Paypal als bevorzugten Zahlungsdienst von Ebay ab 2020 ablösen. In der Payment-Branche hat man schon lange von Adyen Kenntnis genommen, hat das Fintech doch bereits beachtliche Volumina in Abwicklung und arbeitet profitabel. 2017 wurden Transaktionen über 122 Mrd. Euro (+61 %) verarbeitet, was operative Erträge von 1,14 Mrd. Dollar (netto: 218 Mill. Euro) brachte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen betrug umgerechnet 99 Mill. Euro.Konzernchef Pieter van der Does hatte bei der Bekanntgabe der grundsätzlichen IPO-Pläne erklärt, mit dem Schritt verschaffe sich das Management die Freiheit, das Unternehmen weiter aufbauen zu können – wobei nun wohl ausschließlich Altinvestoren Anteile platzieren. Erster VC-Investor war Index Ventures, die bei Gründung 2011 einen Betrag von 16 Mill. Dollar investierten und heute mit einem Anteil von 16,9 % immer noch größter Anteilseigner von Adyen ist. Weitere maßgebliche Aktionäre sind General Atlantic und Iconiq, eine Investmentboutique, die das Vermögen von Silicon-Valley-Milliardären wie Mark Zuckerberg und Jack Dorsey investiert.Diese Verbindung zu den dominanten Adressen des Silicon Valley hat auch die Expansion von Adyen im E-Commerce-Payment getragen. Netflix, Uber, Facebook und Spotify gehören zum Kundenkreis von Adyen, dem als Zahlungsverkehrspezialist auf moderner Infrastruktur bescheinigt wird, mehr wie ein Technologie-Unternehmen zu denken denn wie eine Bank – was illustriert, worauf es ankommen kann beim Aufbau eines Geschäfts mit Kunden, die selbst höchste Ansprüche an State-of-the-Art-Dienstleistungen haben, um das eigene Wachstum darzustellen.Mit ihrer auf Cloud-Technologie beruhenden Infrastruktur ist es Adyen gelungen, im elektronischen Payment zum einen in die Wertschöpfungskette von Banken, Kreditkartenfirmen und IT-Dienstleistern einzudringen, indem man Händlern umfassenden Service für eine höhere Konversionsrate bieten konnte – oder bald Ebay mehr Kontrolle und Flexibilität über ihre Payment-Daten und -prozesse verschafft. Zum anderen kann Adyen Prozesse vorhalten, die es globalen Plattformen/Händlern erlaubt, Multiwährungsfunktionalitäten einzusetzen. Außerdem kann Adyen günstiger anbieten, ohne dass man sich bislang auf das bei Transaktionsbanken im Wettbewerb übliche Unterbieten eingelassen hätte, heißt es in der Branche.Allerdings ist Adyen trotz beachtlicher Wachstumsraten noch weit entfernt vom Abwicklungsvolumen der Großbanken, das in die Billionen geht. Außerdem haben die Banken natürlich auch einen Fuß in der Tür bei globalen Plattformen. So ist Chase Payments primärer Zahlungsverkehrdienstleister von Amazon. Und Spezialisten wie Vantiv haben mit der Akquisition von Worldpay aufgerüstet.Dass Adyen ihre Börsenpläne jetzt durchzieht, demonstriert das angenehme IPO-Klima am Kapitalmarkt. Die Equity Story von Adyen ist eng verbunden mit dem erwarteten weiteren Wachstum des E-Commerce, der selbst in den USA erst für ein Zehntel des Handels steht. Adyen hat bislang 266 Mill. Euro an Risikokapital vereinnahmt. Mehr als 4 Millionen Aktien werden nun im Rahmen eines Private Placement platziert, die Zeichnungsfrist hat am Dienstag begonnen, in einer Woche werden die Bücher geschlossen. Adyen wird dem Prospekt zufolge dann wohl eine Rechtsform analog zur Kommanditgesellschaft auf Aktien haben. Es besteht eine Lock-up-Frist von 180 Tagen. Das Listing von Adyen am 13. Juni könnte zudem der Auftakt für weitere große Fintech IPOs sein. Mit Funding Circle steht ein Kandidat in den Startlöchern für ein Londoner Listing; die indikative Bewertung beträgt 2,6 Mrd. Euro.