SPARKASSEN

Fintech-Buhei

Ein Mann sieht rot. Sparkassenrot, um präzise zu sein. Gerhard Grandke, Verbandschef der S-Finanzgruppe in Hessen und Thüringen, holt zum Rundumschlag aus. Die erwogene Einziehung des 500-Euro-Scheins ist für ihn der Einstieg in die Abschaffung des...

Fintech-Buhei

Ein Mann sieht rot. Sparkassenrot, um präzise zu sein. Gerhard Grandke, Verbandschef der S-Finanzgruppe in Hessen und Thüringen, holt zum Rundumschlag aus. Die erwogene Einziehung des 500-Euro-Scheins ist für ihn der Einstieg in die Abschaffung des Bargelds als “Störfaktor” bei der Enteignung der Bürger durch Negativzinsen. Die Wahl Londons als Sitz einer fusionierten deutsch-britischen Börsenholding ist aus seiner Sicht eine “unsägliche Geschichte” für den Platz Frankfurt, inszeniert von einem “wahrscheinlich begnadeten Investmentbanker” mit Familiensitz London.Bitcoin, schimpft Grandke, sei keine Weltwährung, sondern – zu der Formulierung im Manuskript steht er ausdrücklich – “weniger als ein Fliegenschiss auf der Geldlandkarte”. Auf das Thema Konsolidierung bei Landesbausparkassen und Landesbanken angesprochen, attestiert er Vertretern seiner Gruppe eine Infektionskrankheit namens “Fusionitis” – um gleich noch klarzustellen, dass die Region Hessen-Thüringen nicht beabsichtige, mit der Helaba via HSH-Übernahme zum führenden Schiffsfinanzierer zu avancieren.Pressegespräche mit Grandke haben neben dem hohen Informationswert stets auch eine Unterhaltungsgarantie. Doch sein durchaus charmantes Echauffieren ist ja nur die Show. Wichtiger sind die dahinter stehenden Argumente, und insoweit verfügt der bis zum Gehtnichtmehr geerdete Sparkässler über die Gabe, manchen vermeintlichen Trend als Schaumschlägerei zu entlarven. Bitcoins im Volumen von 6 Mrd. Dollar stehen eben – nur als Beispiel – chinesische Währungsreserven von 3,5 Bill. Dollar gegenüber.Ähnlich verhält es sich mit dem Fintech-Rummel. Wer das Buhei um die Finanztechnologieszene verfolgt, muss glauben, Banken und Sparkassen habe das letzte Stündlein geschlagen und namentlich die deutschen Institute lebten schon lange hinterm Mond. Aber Paypal wurde “als Tochter des Mangels geboren” – Überweisungen, Lastschriften, Daueraufträge sind in den USA weithin unbekannt. Da waren die Deutschen mit ihren altmodischen Bezahlverfahren wohl innovativer. Und so beeindruckend die Wachstumsraten mancher Fintechs sein mögen, in ihrer absoluten Bedeutung bleiben die allermeisten unter der Wahrnehmungsschwelle.Aus Wettbewerbssicht ist es ja absolut zu begrüßen, wenn etablierte, satte Anbieter von findigen und frechen Neueinsteigern mit pfiffigen Erfindungen aufgeschreckt werden. Aber allzu oft steht “Innovation” drauf, wo in Wahrheit heiße Luft drin ist. Dieser Hype hat gerade auf dem Feld Fintech, Bitcoin und Co. unerträgliche Ausmaße angenommen.