Fintechs drücken Bankenerträge um 1,2 Mrd. Euro

Studie: Instituten entgehen im deutschen Privatkundengeschäft nur bis zu 2 Prozent der Einnahmen

Fintechs drücken Bankenerträge um 1,2 Mrd. Euro

fir Frankfurt – Fintechs schöpfen hierzulande von Banken im Privatkundengeschäft bislang nur in bescheidenem Maße Erträge ab. Im Vergleich mit den etwa 53 Mrd. Euro, die Kreditinstitute im vergangenen Jahr in der Sparte erzielten, nehmen sich die Erträge der bedeutenden Fintechs mit 800 bis 900 Mill. Euro bescheiden aus (siehe Grafik), was weniger als 2 % davon entspricht. Das geht aus der Studie “Fintechs – viel Lärm um nichts!?” hervor, die Oliver Wyman am Dienstag veröffentlicht hat. “Auffällig ist, dass circa die Hälfte der Effekte durch eine Handvoll Anbieter erzielt wird, die schon lange, teilweise 10 bis 20 Jahre, am Markt aktiv sind”, wird René Fischer, Partner bei Oliver Wyman und Mitautor der Studie, in einer Mitteilung zitiert. “Der Effekt der ,neueren` Fintechs aus den letzten Jahren hingegen ist – gemessen an ihrer Anzahl und ihrem medialen Echo – bisher vernachlässigbar.” Zu diesen “Ur-Fintechs” zählt das Beratungsunternehmen Check24, Interhyp, Verivox und Dr. Klein. Allerdings sei davon auszugehen, dass Fintechs schon im laufenden Jahr Erträge von mehr als 1 Mrd. Euro erzielen und bis 2022 von rund 2 Mrd. Euro. Den Löwenanteil machten dabei den Banken vor allem jene Fintechs abspenstig, die die Kundenschnittstelle besetzen – Marktplätze bzw. Aggregatoren sowie Vergleichsportale. Auf rund 1,2 Mrd. Euro taxiert das Beratungsunternehmen deren Einnahmen 2022. Marge geschmälertDarüber hinaus berücksichtigt Oliver Wyman auch die indirekten Auswirkungen der Geschäftstätigkeit von Fintechs auf die klassischen Banken, zuvorderst höherer Margendruck. Weil Fintechs mit geringen Preisen und Margen als die herkömmlichen Akteure agierten, drohten Banken Kunden und damit Erträge zu verlieren. So betrage die Marge beispielsweise im klassischen Vermögensverwaltungsgeschäft 1,5 %, bei Robo-Advisors jedoch nur 0,5 bis 1 %. Um auf Online-Marktplätzen bestehen zu können, müssten Kreditinstitute auf einen Teil ihrer Marge, die sie über ihre eigenen Kanäle erzielen, verzichten. Diese indirekten Effekte werden auf 400 bis 600 Mill. Euro beziffert. Zusammen mit den direkten Einnahmen in Höhe von 800 bis 900 Mill. Euro haben demnach Fintechs die Erträge von Privatkundenbanken um 1,2 bis 1,5 Mrd. Euro geschmälert, heißt es in der Studie.Für die Banken bedeute dies, ihre Digitalisierungsstrategie auf den Mehrwert hin zu überprüfen. Zu klären sei insbesondere, wie auf mögliche Bedrohungen des Geschäftsmodells zu reagieren ist und ob bzw. welche Kooperationsmöglichkeiten sich mit Fintechs ergäben. Besonderes Augenmerk sollten die Institute der Konkurrenz durch Marktplätze widmen. Bislang, so Oliver Wyman, agierten die Banken nicht zielgerichtet genug, aus Angst, Innovationen zu verpassen und deshalb im Wettbewerb zurückzufallen. “Vielmehr springen viele Banken in einer Art ,Herdenverhalten` auf Themen auf, die andere Häuser publikumswirksam als neueste Innovation vermarkten.” Damit liefen sie Gefahr, etwa Robo-Advisors mit echtem Kundenmehrwert zu verwechseln.