"Fintechs ersetzen Banken nicht"

Studie: Firmenkunden schätzen gewachsene Beziehung - Investorengeld knapp

"Fintechs ersetzen Banken nicht"

kb Frankfurt – Ein Siegeszug von Fintechs, die sich auf das Firmenkundengeschäft fokussieren, findet bislang nicht statt. Dies geht aus einer Studie der Wirtschaftskanzlei CMS Deutschland und der Bank ING in Deutschland hervor. Waren viele Fintechs noch mit der Ambition gestartet, Banken abzulösen, so sei mittlerweile “große Ernüchterung” eingekehrt, heißt es in der Studie. Viele Fintechs seien von der Gewinnzone genauso weit entfernt wie von der Markteroberung. Der Fokus liege heute darauf, funktionierende und rentable Geschäftsmodelle zu finden, die zumindest eine moderate Skalierung erlauben. Banken würden dabei nicht mehr als Gegner betrachtet, sondern als Partner in Kooperationsmodellen.”Fintechs ersetzen Banken nicht”, lautet die Erkenntnis aus der Studie, die zahlreiche Gründe anführt. Einer der bedeutendsten liegt an den Firmenkunden selbst. Sie sind demnach mit ihren Banken zufrieden, zumal Bankgeschäft für diese Kunden in einer strategischen Gesamtsicht eher unwichtig ist, auch weil es nur einen kleinen Kostenblock darstellt. Firmenkunden sind laut Bericht eher risikoscheu und suchen – im Gegenteil zu Privatleuten im Massengeschäft – keine Innovationen, sondern Sicherheit, Effizienz und Kostenersparnis (siehe Kasten).Fintechs fällt es demnach schwer, Firmenkunden zu gewinnen. Banken haben einen direkten Zugang, den sie immer stärker pflegen, während sie zugleich ihre Stellung durch niedrige Zinsen für Kredite verteidigen. Die Fintechs wiederum sind aus Sicht der Autoren keine Disruptoren, die den Markt neu erfinden. Stattdessen streben sie danach, bestehende Strukturen zu verbessern. Daher finden sich kaum revolutionäre Ansätze im Geschäftsmodell. “Bekanntes intelligenter umsetzen ist der Kern vieler Fintech-Angebote.”Erfahrene Investoren mit tiefen Taschen halten sich in Deutschland den Angaben nach zurück. Die klammen Geldbeutel der Fintechs verhindern daher technologische Sprünge, etwa in die Blockchain. Insgesamt stecke also deutlich weniger Tech im Geschäft der Fintechs als ursprünglich geplant. Vieles muss demnach noch händisch erledigt werden, zum Beispiel die Akquise und das aufwendige Onboarding, das den Regeln zur Legitimationsprüfung (Know your Customer, KYC) unterliegt. Schwierige KooperationAngesichts der schwachen Position und schwieriger Marktbedingungen positioniert sich kaum ein Fintech als Gegner von Banken, sondern eher als Kooperationspartner. Doch auch das ist nicht einfach. So kommt es laut Bericht dazu, dass aussichtsreiche Kooperationsansätze, die aus Sicht der gesamten Firmenkundenbank sinnvoll wären, wegen individueller Interessen abgewürgt werden – etwa dann, wenn Akteure, die in ihrem eigenen Geschäft von der Zusammenarbeit betroffen wären, ein Mitspracherecht erhalten. Schwierig wird es immer dann, wenn die Zusammenarbeit mit einem Fintech zu einer Kannibalisierung bestehender Produkte führt. Auch Erträge und Aufgaben müssen aus Autorensicht geteilt werden. Eine Kunst wird es demnach sein, dass Banken und Fintechs ihre Stärken behalten, um die Konkurrenz durch die großen IT-Unternehmen (Big Tech) abzuwehren.