Neuer Tagesgeld-Index

Firmenkunden entgehen Milliarden an Zinseinnahmen

Jetzt hat man es mal schwarz auf weiß: Die Banken speisen ihre Firmenkunden mit Tagesgeldzinsen ab, die weit unter der Euro Short-Term Rate (€STR) liegen. Das zeigen Daten von Unitplus und Barkow Consulting.

Firmenkunden entgehen Milliarden an Zinseinnahmen

Tagesgeld-Index zeigt KMU-Zinslücke

bg Frankfurt

Das Fintech Unitplus hat in Zusammenarbeit mit Barkow Consulting mal genauer nachgeschaut, inwieweit die Banken Zinserhöhungen der Notenbank an die klassische KMU-Kundschaft weitergegeben haben. Das Ergebnis: Das ist nur lückenhaft erfolgt, sodass den Firmenkunden den Angaben zufolge über 4 Mrd. Euro an Zinseinnahmen entgangen seien, heißt es in einer Mitteilung. Damit hätten die Institute Zinserhöhungen nur zur Hälfte weitergegeben.

Stichprobe umfasst rund 200 inländische Banken

Um die Entwicklung der Einlagen-Verzinsung zu veranschaulichen, haben Barkow Consulting und Unitplus den ersten deutschlandweit repräsentativen Tagesgeld-Index für Unternehmen entwickelt. Derzeit liegt der Index bei 1,78% p.a.. Vor dem EZB-Zinsschritt waren es 1,91%. Die von den beiden Partnern verwendeten, zugrunde liegenden Zinsdaten stammen aus einer repräsentativen, geschichteten und volumengewichteten Stichprobe der deutschen Bankenaufsicht, die derzeit rund 200 inländische Banken umfasst. Der Index sei in der Form einmalig in Deutschland und bringe Transparenz und Einsicht in die Zinslandschaft für 3,5 Millionen deutsche Mittelständler, so Unitplus-Mitgründer und CEO Fabian Mohr gegenüber der Börsen-Zeitung.

Unitplus hat selbst ein Tagesgeldprodukt für Firmenkunden entwickelt, das seit drei Wochen als „Cashplus KMU“ live ist. Knapp 100 Unternehmen seien dafür schon auf der Plattform, so Mohr. Beim Geldmarkt-Produkt für Retail hatte das Fintech 11 Monate gebraucht, um die Marke von 100 Mill. Euro bei den Netto-Mittelzuflüssen zu erreichen. Diese Marke soll nun beim KMU-Produkt deutlich schneller geknackt werden.

Per Ende Juni hatten deutsche Firmenkunden den Angaben zufolge 222 Mrd. Euro in Tagesgeld bei den Banken geparkt.

243 Mrd. Euro sind in Festgeld investiert - wobei dies seit Anfang 2023 schnell zunimmt. Das zeigt, dass KMUs schon bemüht sind, höhere Verzinsungen zu erzielen. Und während die Euro Short-Term Rate (€STR) im Juli bei 3,66% lag, erhielten die Firmenkunden gemäß dem Index 1,78% für ihr Tagesgeld. Aus dieser Differenz errechnet sich der Zusatzertrag, der bei Anlage zu €STR angefallen wäre.

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