US-Banken

First-Republic-Übernahme treibt Gewinn von J.P. Morgan

Durch die Übernahme der First Republic Bank verspricht sich J.P. Morgan eine stärkere Präsenz im Wealth Management. Die positiven Effekte der Transaktion zeigen sich bereits im zweiten Quartal auf Konzernebene.

First-Republic-Übernahme treibt Gewinn von J.P. Morgan

First-Republic-Deal treibt Gewinn von J.P. Morgan

Großbank steigert Erlöse in Asset- und Wealth Management nach Notübernahme deutlich – Zinsmarge gleitet ab – Citigroup unter Druck

J.P. Morgan hat die Erwartungen der Wall Street mit der Erlös- und Gewinnentwicklung im zweiten Quartal deutlich übertroffen. Die Notübernahme First Republic Bank wurde dabei zum Treiber und verlieh insbesondere dem Asset- und Wealth Management Schub. Die Zinsmargen der Großbanken gleiten indes ab.

Von Alex Wehnert, New York

Die US-Großbank J.P. Morgan hat im zweiten Quartal von der Übernahme der kollabierten First Republic Bank profitiert. Die Erlöse des Branchenprimus legten auf Konzernebene um 34% auf 41,31 Mrd. Dollar zu und übertrafen die Erwartungen an der Wall Street damit deutlich. Der Nettogewinn sprang zwischen April und Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 67% auf 14,47 Mrd. Dollar, dies entsprach einem verwässerten Überschuss von 4,75 Dollar je Aktie. Vom Datendienstleister Refinitiv befragte Analysten hatten im Konsens 3,97 Dollar pro Aktie erwartet.

Der First-Republic-Deal trug dazu 2,7 Mrd. Dollar bzw. 0,91 Cent pro Aktie bei. Allerdings muss J.P. Morgan infolge der Transaktion auch nahezu 1,2 Mrd. Dollar mehr an Rückstellungen für faule Kredite bilden. Insgesamt baute die Großbank die Risikovorsorge um 1,5 Mrd. Dollar aus. Nach Darstellung von J.P. Morgan bewegt sich die Zahl der Kreditausfälle auf historisch niedrigen Niveaus, das konjunkturelle Gesamtbild bleibe aber unsicher.

Vermögende Kunden lukrativ

Durch die mit umfangreicher Unterstützung des staatlichen Einlagensicherungsfonds FDIC abgeschlossene First-Republic-Übernahme kann der Branchenprimus seit Anfang Mai auf 84 zusätzliche Filialen – häufig in Premiumlagen von US-Metropolen – sowie eine vergrößerte Basis an vermögenden Privatkunden zurückgreifen. Das kalifornische Geldhaus brach zusammen, nachdem die restriktive Geldpolitik der Federal Reserve zu massiven Verlusten in seinen Kredit- und Wertpapierportfolios geführt hatte. In der Folge kam es zu einem Einlagenschwund.

First Republic lockte vermögende Kunden aus dem Silicon Valley insbesondere mit der Vergabe großvolumiger Hypothekenkredite zu äußerst günstigen Konditionen. Diese riskante Praxis will J.P. Morgan zwar nicht fortsetzen, der Branchenprimus nutzt die Übernahme aber durchaus, um das Wealth Management abseits der hauseigenen Privatbank auszubauen.

Die Vermögensverwaltung und Anlageberatung für gut betuchte Kunden gilt als attraktiv, weil sie stabilere Erträge bietet als das Investment Banking – in letzterem Geschäftsbereich setzten die Gebühreneinnahmen von J.P. Morgan im zweiten Quartal um weitere 6% auf 1,56 Mrd. Dollar zurück. Unter Investoren macht sich indes die Hoffnung breit, dass sich sich das Kapitalmarktgeschäft wieder belebt. Zuletzt legten Kenvue, die Consumer-Health-Tochter von Johnson & Johnson, sowie die Restaurantkette Cava starke Börsendebüts hin. Dennoch sucht J.P. Morgan nach weniger volatilen Erlösquellen. Der Nettogewinn im Asset- und Wealth Management zog im zweiten Quartal um 22% auf 1,23 Mrd. Dollar an. Ohne First Republic läge das Plus bei 10%.

Zinsmarge gleitet ab

Zudem trug die Transaktion zu einem Anstieg der Netto-Zinserträge bei. Diese erreichten auf Konzernebene mit 21,78 Mrd. Dollar ein Rekordniveau. Die US-Banken können infolge der restriktiven Geldpolitik deutlich höhere Raten für Kredite verlangen, müssen die auf Einlagen gezahlten Zinsen bisher aber nicht in gleichem Ausmaß anheben. Allerdings verringert sich der Vorteil langsam: Die Nettozinsmarge von J.P. Morgan lag im zweiten Quartal bei 2,62%, zwischen Januar und März waren es 2,63%. Zuvor hatte das Profitabilitätsmaß in sechs aufeinanderfolgenden Quartalen zugelegt.

Auch die Netto-Zinserträge von Wells Fargo zogen gegenüber dem Vorjahr um 29% auf 13,16 Mrd. Dollar an, die Netto-Zinsmarge ging zum Vorquartal aber um 11 Basispunkte auf 3,09% zurück. Allerdings hebt das skandalgebeutelte Geldhaus die Prognose für den Netto-Zinsertrag im Gesamtjahr an, statt mit einer Steigerung um 10% rechnet das Institut nun mit einem Plus von 14%. Der Erlös auf Konzernebene kletterte um 20% auf 20,5 Mrd. Dollar, unter dem Strich blieben 1,25 Dollar pro Aktie und damit 67% mehr als im Vorjahr hängen. Beide Werte lagen deutlich über den Erwartungen.

Citigroup unter Druck

Entsprechend zeigte sich die Wells-Fargo-Aktie im frühen New Yorker Handel am Freitag fest. J.P. Morgan legten nach Eröffnung ebenfalls zu, drehten anschließend aber leicht ins Minus. Deutlich fielen dagegen Citigroup ab. Zwar gingen der Erlös und der Gewinn pro Aktie des Geldhauses weniger stark zurück als erwartet, doch wird das Wertpapiergeschäft zunehmend zur Belastung. Die Erträge der Handelssparte setzten um 13% auf 4,62 Mrd. Dollar zurück. Zugleich stiegen die Abschreibungen von Citigroup auf Verbraucherkredite um 78% – höhere Erlöse aus dem Kreditkartengeschäft dämpften diesen Schlag zumindest teilweise.

In der neuen Woche öffnen mit Bank of America, Morgan Stanley und Goldman Sachs weitere führende Institute die Bücher. Die Geldhäuser stehen indes vor neuen Herausforderungen: Im laufenden Monat könnten härtere Kapitalvorgaben für Kreditinstitute offiziell werden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.