Fitch lobt deutsche Lebensversicherer

Analyst:"Zinszusatzreserve hat ihre Arbeit getan"

Fitch lobt deutsche Lebensversicherer

lee Frankfurt – Die deutschen Lebensversicherer haben sich nach Ansicht der Ratingagentur Fitch gut an die anhaltend niedrigen Zinsen angepasst. “Die Zinszusatzreserve hat ihre Arbeit getan”, sagte Kreditanalyst Stephan Kalb auf einer Veranstaltung der Ratingagentur in Frankfurt. Dank der 2011 branchenweit vereinheitlichten zusätzlichen Rückstellung hätten die Versicherer ausreichend Reserven aufgebaut, um alte Verträge mit hohen Garantien finanzieren zu können.Kalb zufolge steht dank der angewachsenen Rückstellung einer durchschnittlichen nominalen Verzinsung von 2,9 % in den Büchern eine durchschnittliche Verzinsung von 1,9 % gegenüber. Zusätzlich habe sich der ausgewogenere Produktmix entlastend auf die Branche ausgewirkt. Viele Versicherungsunternehmen vertreiben klassische Lebensversicherungspolicen nicht mehr aktiv. An Bedeutung gewonnen haben dagegen fondsgebundene Produkte, Berufsunfähigkeitspolicen sowie Lebensversicherungen, bei denen nur der Beitrag garantiert, aber höhere Renditechancen in Aussicht gestellt werden.Vor diesem Hintergrund sieht Fitch den Sektor nicht mehr so kritisch wie früher. Nachdem die Analysten den Ausblick von 92 % der deutschen Lebensversicherer als “stabil” eingeschätzt hatten, stufte Fitch zuletzt den ganzen Sektor von “negativ” auf “stabil”.Bei den 8 % der Ratings mit negativem Ausblick handelt es sich Kalb zufolge um die deutschen Töchter des italienischen Generali-Konzerns, Generali Deutschland Pensionskasse und Generali Lebensversicherung. Die italienische Versicherungsbranche zeichnet sich nach Darstellung von Harish Gohil, Managing Director bei Fitch, zwar durch eine hohe Kapitalisierung und Profitabilität aus. Sorgen bereitet den Kreditanalysten jedoch ihr starkes Engagement in italienischen Staatsanleihen. Aus diesem Grund bewertet Fitch den Ausblick für die gesamte italienische Versicherungsbranche als negativ. Run-off nicht vom TischKalb zufolge blickt die deutsche Branche derzeit jedoch aus einem anderen Grund mit großem Interesse auf Generali. Sofern der im Sommer 2018 vereinbarte Verkauf von rund 4 Millionen Lebensversicherungsverträgen von der BaFin durchgewunken wird, könnte das Run-off-Thema wieder an Fahrt gewinnen. “Andere werden sich aus der Deckung wagen”, sagte der Branchenexperte. Insgesamt erwartet Fitch, dass das Volumen der an Abwickler verkauften Altverträge bis 2022 auf 180 Mrd. Euro steigen wird.