Flaute belastet spanischen Börsenbetreiber BME
ths Madrid – Der Abschwung des Geschäfts hat sich für den spanischen Börsenbetreiber Bolsas y Mercados (BME) über die Sommermonate weiter beschleunigt. Von Juni bis September sank der Reingewinn des Unternehmens gegenüber dem dritten Quartal 2017 um 16 % auf 30 Mill. Euro, wie BME am Mittwoch mitteilte. In den ersten neun Monaten sank der Gewinn insgesamt um 12,7 % auf 101,5 Mill. Euro. Der Umsatz fiel um 6,3 % auf 225,3 Mill. Das Betriebsergebnis (Ebitda) lag mit 138 Mill. Euro um 13 % unter dem Vorjahreswert.Für das rückläufige Geschäft der Betreibergesellschaft der Börsen in Madrid, Barcelona, Bilbao und Valencia gibt es mehrere Gründe. Zuerst kommt der abgeflaute Betrieb am spanischen Markt, insbesondere im Aktienhandel. Doch BME bekommt zunehmend auch die neue Konkurrenz durch Technologieplattformen zu spüren. “Dies ist ein schwieriges Jahr wegen diverser Herausforderungen, wie die Einführung neuer Regulierung, neuer Tarife sowie dem komplizierten geopolitisches Umfeld”, sagte Finanzchefin Marta Bartolomé der Nachrichtenagentur Efe. Auch die politische Situation in Spanien habe den Finanzmärkten nicht geholfen. Damit spielt sie auf den überraschenden Regierungswechsel durch ein konstruktives Misstrauensvotum gegen den konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy Anfang Juni an, der eine sozialistische Minderheitsregierung unter Pedro Sánchez an die Macht brachte. Seitdem herrscht bei vielen Investoren in der Tat etwas Verunsicherung darüber, welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen die neue Regierung plant, beziehungsweise im Parlament durchsetzen kann, was sich zum Teil am Markt widerspiegelt. Für BME konkret würde die im Haushaltsplan vorgesehene Einführung einer Steuer auf Finanzmarkttransaktionen erhebliche Auswirkungen haben.Der Aktienhandel an den spanischen Börsen ging über das Sommerquartal weiter zurück. Im dritten Quartal wurde mit 115 Mrd. Euro gut 10 % weniger gehandelt als 2017. In den neun Monaten bis September sank das Volumen um 7,8 % auf 455 Mrd. Euro. Das lag auch am extrem flauen Geschäft mit den Börsengängen. Konnte BME im vergangenen Jahr noch einige größere IPOs verbuchen, trauten sich 2018 bisher nur mittlere Werte aufs Parkett. Das waren vor allem Immobilienfonds, die so genannten Socimi, deren Branche derzeit wieder aufblüht. Der Erdölkonzern Cepsa gab seine Pläne für einen Börsengang mangels Interesse drei Tage vor dem Debüt Mitte Oktober auf.Dafür lief es zuletzt im Anleihehandel besser, der im Vergleich zum Vorjahresquartal um 7 % auf 42 Mrd. Euro stieg. In den neun Monaten steht jedoch ein Rückgang des Handelsvolumens von fast 19 % 149 Mrd. Euro zu Buche.Anfang Oktober hatte BME einen neuen Strategieplan vorgestellt. “Es ist der Moment gekommen, um eine neue Strategie vorzulegen, mit Zielen und Plänen, die den aktuellen Umständen gerecht werden”, so CEO Javier Hernani. “Wir müssen die Analysten davon überzeugen, dass BME es viel besser machen kann als bisher und eine vielversprechende Zukunft hat.” Der Strategieplan sieht vor, dass der Umsatz in den nächsten drei Jahren jährlich um 4 % steigen soll und der Reingewinn um 6 %. Dafür sollen auch Zukäufe in Frage kommen, wofür BME auch eine Kapitalerhöhung in Kauf nehmen würde. Den Anfang könnte Inversis machen, ein kleines Kreditinstitut für institutionelle Anleger, um das sich der Börsenbetreiber derzeit bemüht. Die Ausschüttung soll auch zukünftig über 90 % liegen.