Floating Rate Notes rücken in den Anlegerfokus

Die variabel verzinsten Anleihen erlauben es, Zinsänderungsrisiken in einem Portfolio abzufedern und Renditechancen zu nutzen

Floating Rate Notes rücken in den Anlegerfokus

Während der letzten drei Jahrzehnte kannte die Zinsentwicklung nur eine Richtung: nach unten. Dieser Trend könnte jetzt ein Ende finden. Auch wenn die Politik des neuen US-Präsidenten noch mit einigen Fragezeichen zu versehen ist, zeichnen sich weiter steigende US-Zinsen ab. Gleichzeitig scheint auch in Europa der Wendepunkt erreicht zu sein.Doch was heißt das für Anleger, die darauf angewiesen sind, mit Anleihen Renditen zu erwirtschaften? Eine Lösung können Floating Rate Notes sein. Dank ihrer niedrigen Duration können sie Anlegern Schutz vor steigenden Zinsen bieten. Zudem ermöglicht es der dem Zinsniveau flexibel angepasste Kupon, von potenziell steigenden Renditen zu profitieren. In den USA ist das Umfeld für Floating Rate Notes bereits heute attraktiv, nachdem die US-Notenbank mit der Straffung ihrer Politik begonnen hat. Aber auch in Europa kann sich ein Blick auf diese Anlagekategorie lohnen, da die Zinsen aus der Sicht vieler Investoren ihren Tiefpunkt erreicht haben. Wenig preissensitivFloating Rate Notes sind variabel verzinste Anleihen. Ihr Kupon setzt sich aus einem Referenzzinssatz und einem im Voraus bestimmten Spread zusammen. Steigt oder fällt der Referenzzinssatz, steigt oder fällt auch der Kupon, der regelmäßig an die Zinsentwicklung angepasst wird. In Abhängigkeit von der jeweiligen Emission erfolgt diese Anpassung von täglich bis hin zu jährlich.Da der Kupon die Entwicklung der zugrundeliegenden Zinsen nachvollzieht, sind Floating Rate Notes nur in sehr geringem Umfang preissensitiv. Das heißt, sie sind geeignet, die Auswirkungen von Zinsänderungsrisiken auf Portfolien zu reduzieren. Die Renditen zehnjähriger Anleihen sind in allen G 10-Ländern, also Deutschland, Japan, Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland, Norwegen, Schweden, Schweiz und USA, während der ersten zehn Monate des vergangenen Jahres ausnahmslos gefallen. Getrieben wurde diese Entwicklung in erster Linie von der Politik der Zentralbanken. Abgesehen von der amerikanischen Fed und der Bank of Canada haben die Zentralbanken in allen anderen G 10-Ländern ihre Geldmarktpolitik weiter gelockert, indem sie die Referenzzinssätze gesenkt oder ihre Bilanzen ausgeweitet haben. Die Renditekurven haben sich in den Industrienationen weiter verflacht, wobei das kurze Ende der Renditekurve weniger stark als das lange Ende gefallen ist.Seit 2008 beziehungsweise 2007 war die Renditekurve in Deutschland und Großbritannien beziehungsweise in den USA nicht mehr so flach wie Ende des dritten Quartals 2016. Die Präsidentschaftswahl in den USA hat diesem Trend auf den Anleihemärkten jedoch ein Ende gesetzt. Nach der Wahl sind die langfristigen Renditen wegen höherer langfristiger Inflationserwartungen in mehreren Ländern signifikant gestiegen.Diese Situation, bei der die Inflationserwartung die Renditen am langen Ende nach oben treibt, wird auch als Bear Steepening bezeichnet. Erste Auslöser dafür waren Gerüchte über die Reduktion des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) und die drohende Gefahr eines Anstiegs der unbereinigten beziehungsweise effektiven Inflation. Insgesamt können die höheren langfristigen Renditen mehrheitlich durch den Anstieg der Inflationserwartungen erklärt werden. Das von der neuen US-Regierung angekündigte Fiskalpaket verstetigt die Annahme, dass sich die langfristige Inflation weiter normalisieren und die Renditekurve Anfang 2017 steiler werden sollte.Die wichtigsten Zentralbanken werden das Geschehen auf den Bondmärkten auch dieses Jahr zumindest partiell prägen. Die massiven Ankaufprogramme der EZB und der Bank of Japan werden Investoren noch etwas länger veranlassen, auf der Suche nach Rendite einen Blick ins Ausland – vor allem in die USA – zu werfen. Dies wird wahrscheinlich einen nachhaltigen Renditeanstieg in 2017 bremsen.Die Zentralbanken agieren also zunehmend unter der Annahme, dass die Grenzen ihrer unkonventionellen Geldmarktpolitik bald erreicht sein werden. Es setzt sich die Erkenntnis durch, dass die negativen Folgen der ultralockeren Zentralbankpolitik die positiven Effekte übertreffen, wenn diese zu lange fortgeführt wird. So kann zum Beispiel der Druck auf die Bankergebnisse die Häuser zu einer vorsichtigeren Kreditvergabe veranlassen, was das Gegenteil des von der EZB gewünschten Effekts wäre. Diese Einsicht hat die Bank of Japan veranlasst, ihre langfristigen Zinsen wieder auf ein Niveau über der Nulllinie anzuheben. Entsprechend könnte auch die EZB erwägen, ihren Einlagenzins künftig nicht weiter zu senken oder sogar anzuheben, um die Finanzmärkte zu stabilisieren. Aussichtsreiches InvestmentIn einem Umfeld mit steigenden US-Zinsen sind Floating Rate Note Exchange Traded Funds (ETF) für eine wachsende Zahl von Investoren eine aussichtsreiche Anlageklasse. Sie erlauben es, Portfolien gegen Zinsänderungsrisiken abzusichern, Renditechancen zu nutzen und gleichzeitig weiterhin im Investment-Grade-Universum investiert zu bleiben. Der Markit iBoxx USD Liquid FRN Investment Grade Corporates 100 Index bietet Anlegern beispielsweise ein Exposure zu den liquidesten US Floating Rate Notes bei einer Zinsänderungssensitivität von nahezu null. Während der genannte Floating-Rate-Note-Index seit der US-Wahl um 0,5 % zulegte und per Ende Dezember 2016 eine Rendite von 2,6 % aufwies, sind Indizes mit festverzinslichen Unternehmensanleihen mit vergleichbarer Fälligkeit um 0,75 % gefallen.Amundi hat einen Floating Rate Note ETF auf in US-Dollar denominierte Anleihen mit einer Euro-US-Dollar-Währungsabsicherung lanciert. Nachdem der US-Dollar während der vergangenen drei Jahre um 15 % gegenüber dem Euro aufgewertet hat, kann dieser Währungshedge helfen, die Auswirkungen von Kursschwankungen zu minimieren. Per Ende Dezember 2016 hat dieser ETF eine Nettorendite von 1,1 % in Euro bei einer Maturität von 3,2 Jahren erwirtschaftet. Ein hinsichtlich Fälligkeit und Ratingqualität vergleichbares festverzinsliches europäisches Credit Investment hätte eine Rendite von nur 0,1 % gebracht. Um eine Rendite von 1,1 % zu erzielen, hätten Anleger auf der Fälligkeitsleiter auf acht Jahre hinaufklettern und entsprechend höhere Risiken in Kauf nehmen müssen.Da die Zinsen nun auch in Europa nahe an ihrem Wendepunkt sind, rücken in Euro denominierte Floating Rate Notes ebenfalls auf den Anlegerradar. Selbst wenn die Zinsen in Europa auf längere Sicht niedrig bleiben, würden Floating Rate Notes dieselben Renditen bieten wie Anleihen mit fixem Kupon. Steigen sie, profitieren die Anleger von der flexiblen Anpassung des Kupons. Ende Dezember haben Floating Rate Notes mit einer ein- bis dreijährigen Laufzeit eine Rendite von 0,05 % geboten – denselben Wert wie festverzinsliche Unternehmensanleihen. Jedoch weisen die Floating Rate Notes eine durchschnittliche Kapitalbindung beziehungsweise modifizierte Duration von 0,12 gegenüber 1,9 bei vergleichbaren festverzinslichen Anleihen auf.—Hermann Pfeifer, Head of ETF, Indexing & Smart Beta Deutschland, Österreich und Osteuropa bei Amundi