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Flowers unter Drogenverdacht festgenommen

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 23.11.2013 Fahren unter Alkoholeinfluss, Pornos auf dem PC und fragwürdige Spesenabrechnungen bei einer Wohltätigkeitsorganisation - all das hat dem Methodistenpriester Paul Flowers (63) nicht geschadet....

Flowers unter Drogenverdacht festgenommen

Von Andreas Hippin, LondonFahren unter Alkoholeinfluss, Pornos auf dem PC und fragwürdige Spesenabrechnungen bei einer Wohltätigkeitsorganisation – all das hat dem Methodistenpriester Paul Flowers (63) nicht geschadet. Am Freitag wurde der ehemalige Chairman der angeschlagenen Co-operative Bank von der Polizei aus anderen Gründen in Gewahrsam genommen. Er wird wegen Drogenvergehen befragt, wie die West Yorkshire Police mitteilte. Am Dienstag hatte sie sein Haus durchsucht. Flowers hatte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe öffentlich bei allen entschuldigt, die er verletzt oder enttäuscht haben könnte. Was er getan habe, sei “falsch” und “dumm” gewesen. Flowers war auch stellvertretender Chairman der Muttergesellschaft Co-op Group.Zuvor hatte die “Mail on Sunday” ein Video veröffentlicht, auf dem zu sehen sein soll, wie Flowers für 300 Pfund Kokain und Crystal Meth (N-Methylamphetamin) kauft. Die Zeitung will das Video und eine Reihe von belastenden Textnachrichten von einem Bekannten des Reverend erhalten haben, den dessen “Heuchelei anwidert”. Damit nicht genug, es geht zudem um Cannabis, Ketamin und K.-o.-Tropfen.Sowohl die methodistische Kirche als auch die Labour Party setzten seine Mitgliedschaft aus. Die in der Presse als “m-ethical bank” verspottete Ethikbank fordert mittlerweile 31 000 Pfund der an Flowers geleisteten Zahlungen zurück. Er war im Juni von seinen Ämtern zurückgetreten. Die Bank hatte in den ersten sechs Monaten einen Verlust von 700 Mill. Pfund eingefahren. Premierminister David Cameron sagte, was das Scheitern der Co-op Bank und die Rolle von Flowers angehe, seien “eine Menge Fragen zu beantworten”. Viele offene FragenBei einer Anhörung im Parlament war seine Ahnungslosigkeit in Sachen Bankgeschäft aufgefallen. Flowers hatte auf Nachfrage die Bilanzsumme seines Instituts auf 3 Mrd. Pfund beziffert. Richtig wären 47 Mrd. Pfund gewesen. Den Umfang des Kreditbuchs konnte er nicht nennen. Die Co-op Bank hatte sich an der Übernahme der zweitgrößten Building Society Britannia im Jahr 2009 verhoben. Im April platzte deshalb der vom Schatzkanzler George Osborne zunächst begrüßte Erwerb von 632 Niederlassungen der Lloyds Banking Group, als sich bei der Co-op Bank eine Kapitallücke von 1,5 Mrd. Pfund auftat. Nun ermitteln sowohl die Financial Conduct Authority als auch die Prudential Regulation Authority, der Finanzausschuss des Parlaments sowie der für Corporate Governance und Buchführung zuständige Financial Reporting Council. Wie eine derart inkompetente Persönlichkeit wie Flowers den mit 132 000 Pfund jährlich dotierten Verwaltungsratsvorsitz bei einer landesweit tätigen Bank einnehmen konnte, dürfte im Vordergrund der Untersuchungen stehen. Die inzwischen abgelöste Finanzaufsicht FSA hatte die Ernennung Flowers’ seinerzeit geprüft und gebilligt – und das, obwohl nach den Erfahrungen der Finanzkrise angeblich besonderes Augenmerk auf die Qualität der Governance gelegt wurde.Eine Erklärung könnte sein, dass Flowers politisch extrem gut verdrahtet war. Er musste vor zwei Jahren zwar sein Amt als Labour-Stadtrat im nordenglischen Bradford niederlegen, als “unangemessene” Bilder auf seinem PC gefunden wurden – nichts Illegales, wie eine von der BBC befragte Sprecherin des Stadtrats betonte. Dennoch konnte er kurz darauf ungehindert in das Aufsichtsgremium einer Grundschule dort einziehen. Offenbar hielt es niemand für angebracht, die Schule zu informieren, was auf seinem Computer gefunden wurde, wie der konservative Stadtrat Glen Miller dem Rundfunksender sagte. Hohe ParteispendenEine 50 000 Pfund schwere Parteispende der Co-op Group an Ed Balls von der Labour Party, der Schatzkanzler George Osborne gerne ablösen würde, wurde von Flowers abgesegnet. Insgesamt erhielt die Partei im vergangenen Jahr 800 000 Pfund von der Co-op Group. Flowers war zudem als Wirtschaftsberater für Parteichef Ed Miliband tätig. Der warf unterdessen den Konservativen vor, Millionen von zwielichtigen Charakteren angenommen zu haben. Osborne muss sich fragen lassen, warum er den schlechten Zustand der Bank nicht erkannte.