Abwicklungsanstalt

FMS Wertmanagement reduziert Stellen und setzt Eigenbetrieb fort

FMS Wertmanagement hat das 40,8 Mrd. Euro schwere Portfolio wesentlich vereinfacht und will die Altlasten der Hypo Real Estate Group künftig zu geringeren Kosten als bisher weiter reduzieren. Dies kündigten Vorstandssprecher Christoph Müller und Vorständin Carola Falkner im Gespräch mit der Börsen-Zeitung an.

FMS Wertmanagement reduziert Stellen und setzt Eigenbetrieb fort

FMS Wertmanagement hat das 40,8 Mrd. Euro-Portfolio wesentlich vereinfacht und will die Altlasten der Hypo Real Estate Group künftig zu geringeren Kosten weiter reduzieren. Dies kündigten Vorstandssprecher Christoph Müller und Vorständin Carola Falkner im Gespräch mit der Börsen-Zeitung an.

Die Abwicklungsanstalt FMS Wertmanagement wolle die Zahl der Beschäftigen um 40% bis 45% reduzieren, erklärten Vorstandssprecher Christoph Müller und Vorständin Carola Falkner im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Stellenreduzierung werde großteils bis zum Jahr 2027 umgesetzt, sagte Müller. Man kommuniziere transparent und mit langen Vorlaufzeiten. Das Ziel sei, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Der Standort Rom werde Mitte 2025 geschlossen. Die Belegschaft zähle knapp 300 Personen.

Vorständin Carola Falkner wies darauf hin, dass in der Vergangenheit auch die Auflösung von Teams wie für Commercial Real Estate einvernehmlich gelungen sei. Die Mitarbeiter, die sich bei der FMS Wertmanagement in teilweise sehr kurzer Zeit viele Kenntnisse aneignen könnten, erhielten im Anschluss in der Regel sehr gute neue Jobs.

Die bundeseigene Abwicklungsanstalt, die ihre Jahrespressekonferenz am 3. April abhält, hatte immer erklärt, sich im Jahr 2025 auf ein neues Zielbild festzulegen. Die zwei Veränderungen, die Müller und Falkner nun ankündigen, umfassen eine Zusammenlegung der FMS Wertmanagement mit ihrer Dienstleistungsgesellschaft FMS Wertmanagement Service und eine stärkere Standardisierung der IT-Systeme. Dies soll Anfang 2027 starten.

Alternativen unwirtschaftlich

Damit entscheiden sich die Münchner gegen alternative Zielmodelle. Die Option einer Portfoliobetreuung durch Dritte habe man in intensiven Marktsondierungen sowohl qualitativ als auch quantitativ analysiert, sagte Müller: „Die Wirtschaftlichkeit ist nicht vorteilhaft.“ Beispielsweise sei die Steuerung und Überwachung der Servicing-Partner sehr aufwendig. Denn die Abwicklungsanstalt bleibe verantwortlich auch für die Prozesse, die bei einem Dritten durchgeführt würden.

Einen Verkauf des Portfolios en bloc schloss Müller ebenso aus. Die stillen Lasten betrügen Ende des vergangenen Jahres rund 7,6 Mrd. Euro: „Dies gibt eine Indikation, was es kosten würde, das Portfolio unmittelbar vollständig abzubauen.“

Die Vermutung, dass der Staat als Eigentümer die Verlustrealisierung in Zeiten stabiler Finanzmärkte eher scheut als ein Privatunternehmen dies tun würde, weist Müller zurück. Es handle sich um eine wirtschaftlich rationale Entscheidung. Er sagte, dass in den dreißiger Jahren die Laufzeiten großer Bestände endeten und das Portfolio dann nochmals unter die Lupe genommen werden könne.

Asset-Verkäufe immer schwieriger

Im Moment fahre die FMS Wertmanagement auf Sicht und analysiere die Märkte. Größere Transaktionen erwartet Müller dabei nicht: „Die Hürde weiterer Abbauten wird höher, weil der erwartete Nutzen nicht so hoch wie bei unseren bisherigen Transaktionen ist.“

Warum Asset-Verkäufe künftig, obwohl das Marktumfeld von Müller aktuell als „normal“ eingestuft wird, so schwierig sind? Der FMS-Chef führt als Beispiel Infrastruktur-Assets an, die einst mit einer Marge von 30 bis 50 Basispunkten auf die Bücher genommen worden seien. Der Markt verlange aber nun eine Größenordnung von 150 Punkten. Wenn dann die Risikoeinschätzung eines potentiellen Käufers anders sei, es einen Abschlag bezüglich der anderen rechtlichen Strukturierung vor der Finanzkrise gebe und wie meist üblich die Auflösungskosten für Zinssicherungsgeschäfte hinzukämen, entständen hohe Differenzen zwischen den Markt- und Buchwerten.

Müller ist zuversichtlich, dass die Abwicklungsanstalt mit dem nun gewählten Betriebsmodell auch mittelfristig eine schwarze Null prognostizieren könne: „Das wird sich in der Zukunft fortsetzen.“ Die günstigen Finanzierungskonditionen über den Bund mit einem Gesamtvolumen von 60 Mrd. Euro seien sehr hilfreich.

Gute Kreditqualität

Natürlich sei in der Abrechnung die Risikoseite entscheidend: „Da bin ich im Moment nicht nervös, weil das Portfolio eine gute Kreditqualität hat.“ Man müsse allerdings andererseits feststellen, dass das Portfolio sehr konzentriert sei, so dass einzelne Ausfälle mit hohen Beträgen zu Buche schlagen könnten.

Das neue Betriebsmodell fuße auf der Reduzierung von Komplexität im Portfolio, betonte Falkner: „Es ist uns in den vergangenen fünf Jahren gelungen, die Kleinteiligkeit herauszunehmen.“ Infrastruktur-Assets habe man für Investoren zu einem attraktiven Portfolio geschnürt, das Commercial Real Estate-Buch vor dem Einbruch der Immobilienmärkte komplett abgebaut, zuletzt das Buch mit Krediten für US-Studenten genau zum richtigen Zeitpunkt abgegeben und ebenso spezialisierte Kommunalkredite in Großbritannien aufgelöst. Auf diese Weise liege die längste Laufzeit eines Exposure nicht mehr im Jahr 2078, sondern 2067.

Komplexität reduziert

Das durchschnittliche Volumen der seit 2019 abgebauten Assets habe nominal rund 15 Mill. Euro betragen, im jetzigen Portfolio hätten die Exposure eine Durchschnittsgröße von nominal 60 Mill. Euro, sagte Falkner: „Denn Verträge mit einem Volumen von 2 oder 3 Mill. Euro machen mitunter in der Betreuung genauso viel Arbeit wie eine große Staatsanleihe.“ Die Zahl der Kredite sei bis Ende 2024 um die Hälfte reduziert worden, jene der Bonds um 23% und der Schuldner um 44%. Man habe zugleich mit 23 Ländern neun weniger als 2019 in den Büchern. Zudem seien vier Währungen weggefallen, so dass sieben Währungen geführt würden. Insgesamt betrage der Abbau 6,3 Mrd. Euro.

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Von Michael Flämig, München
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