Fonds sind aktuell kein Verkaufsschlager
jsc Frankfurt
Die deutsche Fondsbranche hat bisher kaum von der enorm hohen Sparquote in Deutschland profitiert: Der Nettoabsatz deutscher offener Publikums- und Spezialfonds erreichte im vergangenen Jahr insgesamt 116 Mrd. Euro, wie aus Zahlen der Deutschen Bundesbank hervorgeht. Damit liegt der Wert auf dem Niveau der Vorjahre, denn im Durchschnitt flossen den Fonds von 2015 bis 2019 unterm Strich jährlich 117 Mrd. Euro zu. Mit netto 97 Mrd. Euro entfiel der Großteil des Neugeschäfts im vergangenen Jahr auf Spezialfonds für institutionelle Investoren, während Publikumsfonds 19 Mrd. Euro einsammelten. Auch diese Werte liegen jeweils nahe am langjährigen Durchschnitt.
Die Coronakrise hat dazu geführt, dass viele Menschen deutlich weniger konsumieren und somit viel Geld auf ihrem Konto horten. Damit stehen viele Mittel bereit, die sie in andere Sparprodukte investieren könnten. Die Fondsbranche könnte über zwei Kanäle profitieren: Entweder investieren private Haushalte direkt in Publikumsfonds oder aber sie nutzen andere Instrumente wie die Angebote von Versicherern oder Altersvorsorgeeinrichtungen, die ihrerseits Geld in Fonds, und zwar vor allem in Spezialfonds, anlegen.
Nachdem private Haushalte laut Bundesbank im Jahr 2019 noch 268 Mrd. Euro über diverse Produktkategorien hinweg neu angespart haben, dürfte diese Summe im vergangenen Jahr verschiedenen Schätzungen zufolge im Zuge der Coronakrise um einen weiteren dreistelligen Milliardenbetrag gewachsen sein. Jüngste Angaben der Bundesbank bis Ende September zeigen jedoch, dass die zusätzlichen Mittel vor allem der Kategorie des Bargelds und der Einlagen zugutekamen und Privatleute darüber hinaus stärker als zuvor Einzelaktien gekauft haben. Fonds und andere Anlageprodukte ragten nicht hervor (vgl. BZ vom 16. Januar).
Kurzer Donner
Insgesamt hat sich der Fondsabsatz aber rasch von dem Kursrutsch im Frühjahr erholt, nachdem Publikumsfonds im März einen Abfluss von netto 5,3 Mrd. Euro verzeichnet hatten und Spezialfonds im April von 4,6 Mrd. Euro. Die Börsenrally am Jahresende ging sogar mit höheren Zuflüssen in Publikums- und Spezialfonds im Dezember einher (siehe Grafik). Das Volumen deutscher Fonds hat sich auf Jahressicht daher deutlich erhöht und nahm um annähernd 7% auf 2,55 Bill. Euro zu.
Auch hat sich der Handel mit Fondsanteilen nach dem Frühjahr rasch beruhigt. Während in der Unruhephase im März und April Fondsanteile besonders häufig sowohl ge- als auch verkauft worden sind, erreichte die Summe der Zu- und Abflüsse in Publikumsfonds bereits im Mai wieder das langjährige Durchschnittsniveau, während sich eine stärkere Bewegung der Vermögen im Segment der Spezialfonds allerdings noch bis einschließlich September fortgesetzt hat.
Darüber hinaus wirkt sich das Marktumfeld, das geprägt ist von niedrigen Zinsen und einem lebhaften Aktienmarkt, auf die Nachfrage aus. Denn Wertpapier-Mischfonds, die neben Aktien auch nunmehr gering rentierliche Anleihen enthalten, erzielten 2020 im Publikumssegment mit netto 3,1 Mrd. Euro ein viel geringeres Neugeschäft als im mehrjährigen Durchschnitt, während Aktienfonds mit 6,8 Mrd. Euro mehr als zuvor eingesammelt haben.
Die Angaben der Bundesbank decken sich nur zum Teil mit der Statistik des deutschen Fondsverbands BVI. Während die Zeitreihen der Bundesbank einerseits die Fonds sämtlicher Anbieter enthalten, zählen sie andererseits ausländische Vehikel wie die verbreiteten Luxemburger Publikumsfonds nicht mit.