Fondsgeschäft

Fondsbranche knackt Marke von 20 Bill. Euro

Während die Aktienmärkte zuletzt unter Druck geraten sind, hat Europas Fondsbranche angesichts einer langen Aufschwungphase einen Rekord erzielt: Das verwaltete Vermögen liegt jetzt bei 20 Bill. Euro.

Fondsbranche knackt Marke von 20 Bill. Euro

jsc Frankfurt

Steigende Börsenkurse und ein solides Neugeschäft haben das verwaltete Vermögen der europäischen Fondsbranche in immer höhere Sphären gehoben: Insgesamt steuert Europas Fondsbranche per Ende Mai ein Volumen von 20,0 Bill. Euro in Publikumsfonds (Ucits) und alternativen Investmentfonds (AIF), wie Europas Branchenverband Efama berichtet. Damit hat die Zunft der Vermögensverwalter das Volumen in nur wenigen Jahren mehr als verdoppelt (siehe Grafik).

Der Aufschwung der Branche steht im Zeichen der Aktienmärkte: Seit Jahresbeginn legte der Dax um gut 13% zu, der Euro Stoxx 50 um mehr als 14% und der US-Index S&P 500 kletterte gar um gut 18%. Für eine Branche, die über die verschiedenen Fondskategorien hinweg rund ein Drittel der Vermögen in Aktienfonds verwaltet und ein Fünftel in Mischfonds, sind steigende Aktienmärkte somit ein wesentlicher Treiber der Wertentwicklung. Hinzu kommt das Neugeschäft, das in Europa nach 2011, dem Jahr der Staatsschuldenkrise, jedes Jahr unterm Strich dreistellige Milliardenbeträge ausweist.

Insgesamt hat die Branche binnen eines Jahrzehnts in Europa bis Ende 2020 netto 5,0 Bill. Euro über Publikumsfonds und alternative Investmentfonds eingesammelt, wie der Verband berichtet. Der zusätzliche Wertzuwachs fiel mit 5,1 Bill. Euro nahezu in gleicher Größenordnung aus. Im laufenden Jahr ist derweil der Effekt steigender Kurse besonders stark spürbar: Denn während bis Ende Mai 359 Mrd. Euro in Form von Nettomittelzuflüssen hereinkamen – fast ausschließlich in Publikumsfonds –, liegt der Effekt der Wertentwicklung rechnerisch mehr als doppelt so hoch.

Abhängig von der Börse

Obwohl die Branche zu Beginn der Coronakrise im März 2020 zunächst eine kurze, aber heftige Anlegerflucht verzeichnet hatte, erzielt die Branche seit November, als die Aussicht auf den Start der Impfkampagne die Börsenkurse anfachte, in Aktienfonds hohe Zuflüsse. Allein im laufenden Jahr kamen in dieser Produktkategorie im Publikumsfondssegment 240 Mrd. Euro herein, auch wenn der Mai mit 29 Mrd. Euro etwas schwächer ausfiel als die Vormonate. Das Neugeschäft hängt statistisch stark mit der Entwicklung der Aktienmärkte zusammen, und zwar mit steigender Tendenz, wie die Efama im jüngsten Faktenbuch für die zurückliegenden Jahre zusammengetragen hat.

Auch Renten- und Mischfonds sind im Ucits-Segment auf Sicht von fünf Monaten mit netto 80 Mrd. Euro und 61 Mrd. Euro deutlich im Plus, während Geldmarktfonds, die von Investoren oft als vorübergehende Stellfläche für Vermögen genutzt werden, mit minus 73 Mrd. Euro hohe Abflüsse erzielt haben. Hatten Geldmarktfonds in den Folgemonaten nach dem Kursrutsch im März 2020 noch jeweils zweistellige Milliardenbeträge eingesammelt, als Investoren ihre Mittel in unsicherer Phase offenbar trocken halten wollten, haben sie im Börsenaufschwung wie bis Ende Mai ihre Mittel also wieder beherzt am Kapitalmarkt eingesetzt.

Rein, raus, rein, raus, rein

Der Fondsmarkt ist insgesamt von Bewegung bestimmt: Hohe Zuflüsse stehen zugleich hohen Abflüssen gegenüber, so dass das Nettogeschäft volatil und nicht immer eindeutig interpretierbar ist. Allein im Mai stand im erfassten Publikumsfondsgeschäft in weiten Teilen Europas ein hoher Zustrom von 744 Mrd. Euro einem Abfluss von 682 Mrd. Euro gegenüber. Insgesamt ist das Niveau der Zu- und Abflüsse auf längere Sicht ungefähr stabil, allerdings fiel der März 2020 mit einem rund doppelt so hohen Abfluss wie sonst üblich auf.

Zuletzt dürfte der steile Aufstieg der Fondsindustrie allerdings wieder etwas an Schwung verloren haben: Denn seit etwa April steigen die Börsenkurse in Europa nicht mehr unbeirrt weiter, und wesentliche Leitindizes gaben am Dienstag nach. Die Fondsbranche, deren laufende Erträge im Einklang mit dem verwalteten Vermögen steigen und fallen, bleibt eine konjunktursensible Industrie.