Finanzvertrieb

Fondsbranche verteidigt Provisions­modell

Während Europas Fondsverband Efama in einer Studie die Kosten für den Vertrieb aufschlüsselt und sie als angemessen einstuft, warnt die deutsche Branche vor einem Verbot von Vertriebsprovisionen.

Fondsbranche verteidigt Provisions­modell

jsc Frankfurt

Der europäische Fondsdachverband Efama legt in einer Studie die Kosten für den Vertrieb aktiv verwalteter Publikumsfonds offen – und verteidigt den Aufwand als angemessen: Aktiv verwaltete Aktienfonds sind demnach mit laufenden Gebühren von durchschnittlich 1,96% versehen, wovon 0,77 Prozentpunkte für den Vertrieb bestimmt sind, wie der Verband am Donnerstag erklärte. Mischfonds und Rentenfonds sind etwas günstiger, wie der Bericht der Reihe „Markets Insights“ aufschlüsselte. Der Verband hat dazu rund 2100 Publikumsfonds im verbreiteten Ucits-Format analysieren lassen, die in Irland und Luxemburg aufgelegt worden sind und in verschiedenen europäischen Ländern vertrieben werden. Zu den Kosten in einzelnen Ländern sagt die Studie allerdings nichts aus.

Bisherige Kostenvergleiche von Fonds sind laut Efama teils irreführend: Je nachdem, ob der Vertrieb über die Fondskosten abgedeckt ist oder ob eine Beratung – wie in den Niederlanden und Großbritannien üblich – separat berechnet wird, fallen die Angaben unterschiedlich aus. Bei Fonds, die über Banken und Finanzvermittler verkauft werden, liegt der Anteil der Vertriebskosten an den gesamten laufenden Gebühren bei 38%. Das Fondsmanagement selbst schlägt mit 41% zu Buche. Die übrigen Positionen entfallen vor allem auf die Fondsadministration.

Der Verband rechnet vor: Ein Aktienfondsbestand von 1000 Euro wäre von Ende 2009 binnen zehn Jahren ohne Kostenpositionen theoretisch auf 2832 Euro gestiegen, während nach Kosten 2530 Euro stehen geblieben wären. Auf den Vertrieb wären 76 Euro entfallen oder im Schnitt 7,60 Euro pro Jahr – der Kostenblock könne nicht als „unangemessen“ oder „übertrieben“ dargestellt werden, hält der Bericht fest. In dem Beispiel hat die Efama allerdings unterstellt, dass ein Anleger die Hälfte des Geldes in einen Indexfonds gelegt hätte, die im Vertrieb der Studie zufolge mit Gesamtkosten von 0,57% – davon 0,21 Prozentpunkte für den Vertrieb – deutlich günstiger sind. Auch Ausgabeaufschläge und Exit-Gebühren sind nicht in der Rechnung enthalten. Ein impliziter Kostenblock kommt hinzu, weil auf abgezweigte Beträge keine Renditen mehr erzielt werden.

Auch der deutsche Fondsverband BVI verteidigt Vertriebsprovisionen: Das EU-Regelwerk Mifid II habe die Kostentransparenz gestärkt, erklärten Hauptgeschäftsführer Thomas Richter und Verbandsexperte Marcus Mecklenburg am Donnerstag in einem Podcast des Verbands. Zwar stimme es, dass der provisionsbasierte Vertrieb mit einem Interessenkonflikt einhergehe, weil der Berater sich in der Rolle eines Verkäufers befinde. Allerdings stehe auch ein Honorarberater vor einem Konflikt, da er an einer möglichst langen Beratung interessiert sei. Beim provisionsbasierten Vertrieb entstünden einem Kunden keine Kosten, wenn sie das Angebot ausschlügen. Das senke die Hemmschwelle für ein Gespräch. Erfahrungen mit dem Provisionsverbot in Großbritannien legten nahe, dass gerade Menschen mit kleinerem Vermögen keine Beratung erhielten.

Vor der Bundestagswahl fordern die Linken die Abschaffung von Vertriebsprovisionen, die Grünen wollen dies „schrittweise“ tun. Die SPD tritt ebenfalls für eine „unabhängige“ Beratung ein und lässt nach Lesart des BVI somit Sympathie für ein Verbot erkennen. Nach der Wahl könne es eine Regierungsmehrheit für die Abschaffung geben, warnt Richter.

Wertberichtigt Seite 8

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