Fondskosten

Fondsgebühren sinken, doch die Spanne bleibt groß

Die Fondsgebühren sind in vielen Ländern gesunken. Auch Deutschland hat sich laut einer Studie etwas verbessert, bleibt aber nur Durchschnitt. Märkte, in denen der Bankenvertrieb dominiert, weisen die teureren Gebühren auf.

Fondsgebühren sinken, doch die Spanne bleibt groß

Von Christiane Lang, Frankfurt

In den vergangenen zwei Jahren sind die durchschnittlichen Fondskosten in vielen Ländern gesunken. Das stellt die Analysefirma Morningstar in ihrer aktuellen Global Investor Experience Study „Fees and Expenses“ fest. Dabei war der Trend bei Misch- und Aktienfonds am deutlichsten. Hier sind die Gebühren in 17 von insgesamt 26 Märkten zurückgegangen.

Die Höhe der Gebühren hängt der Studie zufolge zum einen von Größeneffekten und der Intensität des Wettbewerbs in einem Markt und zum anderen von rechtlichen Vorschriften ab. So sorgen das Provisionsmodell mit Ausgabeaufschlägen, laufenden Gebühren und Retrozessionen für anhaltend hohe Fondsgebühren, während die in einigen Ländern eingeführte Honorarberatung zu sinkenden Kosten führte. Auch die steigende Beliebtheit von ETFs lässt die durchschnittlichen Gebühren sinken. Besonders kostenbewusst zeigen sich der Auswertung zufolge Anleger in den Märkten, in denen mehrere Vertriebskanäle zur Auswahl stehen.

Ausgabeaufschläge sind in Australien, Indien und den Niederlanden gänzlich verboten, aber in weiten Teilen Europas und Asiens weiterhin gang und gäbe. Laufende Gebühren werden in 18 der untersuchen 26 Länder erhoben, vor allem in Europa und Asien. In den meisten dieser Länder sind Morningstar zufolge Banken der wichtigste Vertriebskanal.

Deutschland schneidet hinsichtlich der Höhe der vermögensgewichteten mittleren Fondsgebühren gemeinsam mit neun anderen Ländern „durchschnittlich“ ab, hat sich seit der letzten Analyse allerdings verbessert. Damals sortierten die Analysten den hiesigen Markt noch in die Bewertungskategorie „unterer Durchschnitt“ ein. 

In der Top-Gebühren-Gruppe finden sich zum vierten Mal in Folge Australien, die Niederlande und die USA. In Australien und den USA würden sich die Effekte von Größenvorteilen und Wettbewerb niederschlagen, erklärt Morningstar. Beide Märkte seien zudem für Fonds anderer Länder geschlossen, so dass die niedrigen inländischen Kosten nicht durch teurere Offshore-Fonds beeinflusst würden. In den Niederlanden habe das 2014 eingeführte Provisionsverbot die entscheidende Rolle bei der Senkung der Fondsgebühren gespielt. Die Entwicklung halte an.

Großbritannien, wo sich die Politik ebenfalls vom Provisionsmodell distanzierte, hat der Studie zufolge die Top-Gruppe nur knapp verfehlt und befindet sich in der Kategorie „oberer Durchschnitt“. In dieser finden sich außerdem Korea, Norwegen, Süd­afrika und Schweden.

Kritik am Bankvertrieb

Die schlechteste Bewertung in Sachen Fondskosten („Bottom-Gruppe“) erhalten Italien und Taiwan. Italien erhält zum zweiten Mal hintereinander die schlechteste Bewertung, Taiwan bereits zum dritten Mal. Das ostasiatische Land weist Morningstar zufolge eine starke Konzentration auf Fonds auf, die in kostspieligere Anlageklassen wie Schuldtitel aus Schwellenländern und hochverzinsliche Wertpapiere investieren.

Italien wird unter anderem deshalb weiterhin schlecht benotet, weil hier Anteilsklassen ohne Ausgabeaufschläge, die durchaus zum Verkauf zugelassen sind, für den durchschnittlichen Kleinanleger aber so gut wie nicht zugänglich sind. Das liege am Fondsvertrieb, der von Vermittlern, vor allem Banken, dominiert werde, heißt es in der Studie.

Morningstar zufolge gibt es in den Märkten, in denen Banken den Fondsvertrieb dominieren, keine Anzeichen dafür, dass die Marktkräfte allein die vermögensgewichteten mittleren Kostenquoten für Kleinanleger senken werden. Dies sei besonders in Italien, Taiwan, Hongkong und Singapur der Fall.

Auch in Deutschland ist dieses Vertriebsmodell vorherrschend und sorgt dafür, dass sich die Fondsgebühren im weltweiten Vergleich nur im Mittelfeld bewegen. Dennoch sind die Fondskosten speziell für Aktienfonds hierzulande zurückgegangen. Konkret beziffert Morningstar den vermögensgewichteten Median der Kostenquoten deutscher Produkte für Mischfonds auf 1,62%, für Aktienfonds auf 1,46% und für Rentenfonds auf 0,73%.

Bei Misch- und Aktienfonds schneiden im Vergleich der 26 Märkte erwartungsgemäß die Niederlande und die USA aus der Top-Gruppe, die beide das Honorarberatungsmodell fahren, am besten ab. Die Spannen sind insgesamt groß. Bei Mischfonds liegt der vermögensgewichtete Median der Kostenquoten in den Niederlanden bei 0,48%, in den USA bei 0,58%. Am anderen Ende des Mischfondskosten-Rankings liegen China und Kanada mit 1,76% und 1,90%.

Bei Aktienfonds wiederum weisen die führenden Niederlande einen Wert von 0,55% und die zweitplatzierten USA von 0,63% aus. Schlusslichter sind hier Mexiko und Italien mit 1,85% und 2,13%. Bei Rentenfonds erreichen die USA und die Niederlande nur Platz acht und neun der Rangliste. Führend sind hier die Schweiz mit 0,28% und Schweden mit 0,30%. Die rote Laterne tragen in dieser Kategorie Italien mit 1,17% und Taiwan mit 1,58%.

Honorarberatung in Nische

Die Honorarberatung bleibt in Deutschland weiterhin der Ausnahmefall. Sie sei zwar seit 2014 möglich, dennoch fragten die Anbieter kaum Lizenzen nach und das Interesse der Kleinanleger sei gering, so die Studienautoren. Das wiederum behindere die Entwicklung sogenannter Clean Share Classes, also solcher Fonds-Tranchen, die keine Provision an Dritte zahlen, betont Morningstar. Denn sie seien in der Regel nur über gebührenpflichtige Berater oder diskretionäre Portfoliomanagementdienste zugänglich.

Dafür sind der Studie zufolge Ausgabeaufschläge hierzulande je nach Anlagebetrag und notwendiger Beratung oft verhandelbar. Fonds ganz ohne Ausgabeaufschlag sind allerdings noch selten und machen bisher nur einen geringen Anteil des Angebotes aus. Sie weisen im Übrigen oft eine höhere laufende Gebühr auf, was die Anlage für langfristig engagierte Investoren teurer macht.

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