Fondsliste alarmiert Assetmanager

Anlegerschützer zählen 165 mögliche "Closet Indexers" in Europa - Branche weist Kritik zurück

Fondsliste alarmiert Assetmanager

Die europäische Anlegerschutzvereinigung Better Finance legt die Namen indexnaher aktiver Fonds offen – und greift damit auch deutsche Adressen an. Die Aussagekraft sei gering, erklärt hingegen die Branche.jsc Frankfurt – Die deutsche Fondsbranche hat die Ergebnisse einer Untersuchung zu der Indexnähe von aktiven Aktienfonds in Europa relativiert: Zwar sei “der Ansatz erhöhter Produkttransparenz” sinnvoll, um das sogenannte “Closet Index Tracking” im aktiven Fondsmanagement zu vermeiden, hält der deutsche Fondsverband BVI fest. Allerdings sei die Aussage einer einzelnen Kennziffer “isoliert betrachtet kein tauglicher Maßstab für die Benchmarknähe eines Portfolios”, schreibt der Verband mit Blick auf den Active Share, einen gängigen Maßstab für die Indexnähe.Zwar bezieht sich der BVI nur auf Pläne der Aufsicht BaFin und will den Hinweis auf die Kennziffern als “grundsätzliche” Aussage verstanden wissen – am Montag hatte sich allerdings Better Finance, ein europäischer Zusammenschluss von nationalen Anlegerschutzorganisationen, mit einer Untersuchung gegen die Fondsbranche gewandt. Demnach sind in Europa 165 von 1 013 näher untersuchten Fonds mögliche “Closet Indexers”, also Produkte, deren Zusammensetzung und Kursentwicklung einem Vergleichsindex ähneln und die aus Sicht der Organisation “potenziell falsche aktive Fonds” sind. Anders als zuvor die europäische Wertpapieraufsicht ESMA nennt die Organisation die Namen der Fonds. Deutsche Fonds im VisierDie DekaBank steht mit einigen kleineren Fonds und dem “AriDeka” am Pranger, einem 2,5 Mrd. Euro schweren Fonds für europäische Aktien. Union Investment ist mit einigen fokussierten Produkten auf der Liste zu finden, ebenso wie zwei DWS-Produkte der Deutschen Asset Management sowie der “Allianz Adiverba”, der etwa in Aktien von Banken investiert. Auch Fonds ausländischer Adressen betrifft die Kritik, etwa von Amundi, Candriam, Fidelity, NN und Schroder. Die Untersuchung umfasste 2 332 als “OGAW”-Fonds regulierte Aktienfonds, von denen den Angaben nach aber die Hälfte nicht “ausreichend transparent” ist und einige weitere überhaupt keinen Vergleichsindex ausweisen.Nach Darstellung deutscher Fondshäuser ist die Untersuchung zu starr. Better Finance hatte die Produkte unter Berufung auf Methodik der ESMA als potenzielle Closet Indexers eingestuft, wenn der Active Share unter 60 % und der Tracking Error, ein weiteres Maß, unter 4 % rutschte. “Je enger eine Benchmark bzw. ein Investmentuniversum definiert ist, desto niedriger ist automatisch der Active Share”, sagt Ferdinand Haas, Global Head of Investment Specialists der Deutschen Asset Management, in der am heutigen Dienstag erscheinenden Ausgabe von “Fonds & Finanzen”, dem Fondsnewsletter der Börsen-Zeitung. Allianz Global Investors äußert sich ähnlich und hält fest, dass “ein vertiefender Austausch zur Methodik” mit dem Anleger geboten sei. “Das bloße Abweichen stellt keine sinnvolle Anlagestrategie dar”, schreibt schließlich Union Investment – es müsse vielmehr ein “risikoadjustierter Mehrertrag” entstehen. Der Active Share stellt den Anteil der Bestände eines Portfolios dar, die von den Positionen des Vergleichsindex abweichen. Der Tracking Error misst die Abweichung vom Indexkurs.Die BaFin hatte nach der Untersuchung der ESMA die Anbieter um eine Stellungnahme gebeten – und das Ergebnis der Untersuchung ebenfalls relativiert. “Nach Auswertung der Antworten reduzierte sich die Zahl der auffälligen Fonds auf wenige Einzelfälle”, schrieb die Behörde im Dezember. Die betroffenen Fonds wiesen nur eine geringere Gebühr als üblich aus und seien bereits aus dem Vertrieb genommen worden.