Forscher brechen Lanze für EDIS

Vergemeinschafteter Schutz als Mittel zur Integration des Retail-Marktes und einer leichteren Abwicklung

Forscher brechen Lanze für EDIS

Forscher der Frankfurt School brechen eine Lanze für eine Vergemeinschaftung der Einlagensicherung in Europa. Ihre Argumentation: Ein solches System wäre ein Mittel zur europaweiten Integration des Retail-Marktes. Zudem würde es die Abwicklung von Kreditinstituten vereinfachen.bn Frankfurt – Vor dem zehnten Jahrestag des Zusammenbruchs von Lehman Brothers am kommenden Sonntag haben sich Forscher der Frankfurt School of Finance & Management für eine europaweite Vergemeinschaftung der Einlagensicherung ausgesprochen. Eine solche Einlagensicherung sei notwendig, um eine tiefgreifende Integration des Retailmarktes in Europa zu erreichen und damit die Vorzüge der Bankenunion zu realisieren, erklärte Falko Fecht, DZ Bank-Professor für Financial Economics an der Hochschule, am Mittwoch während einer Journalistenrunde der Frankfurt School mit dem Titel “10 Jahre Lehman-Pleite – Lessons learned?”.Diese Integration habe zunächst allein im Großkundengeschäft stattgefunden, sich dort aber als nicht krisenfest erwiesen, da sie infolge des Lehman-Kollapses rückabgewickelt worden sei. Adalbert Winkler, Professor für International und Development Finance, stieß ins selbe Horn, begründete sein Plädoyer für ein European Deposit Insurance Scheme (EDIS) indes mit Aspekten der Bankenabwicklung. Eine vergemeinschaftete Einlagensicherung erleichtere die Schließung von Kreditinstituten, argumentierte er. So habe die US-Einlagensicherungseinrichtung FDIC ohne größeres Aufhebens zahlreiche Banken in Nevada dichtmachen können, weil der bundesweite Depositenschutz dies habe auffangen können.Mit Basel III ist den Aufsehern Fecht zufolge ein großer Fortschritt geglückt. Das Regelwerk tauge für viele verschiedene Krisenszenarien. Allerdings habe man mit dieser Reform recht viele Hebel zugleich verändert. Bislang scheine das Nebeneinander etwa von Kapital- und Liquiditätsregeln zu klappen. In Zeiten niedriger Zinsen aber stellten die Liquiditätsvorschriften Banken ohnehin kaum vor Probleme. Abzuwarten bleibe, ob sich Verwerfungen zeigten, wenn die Zinsen stiegen.Überdies habe die Regulierung vor allem den Bankensektor behandelt. “Die Regulierung des Schattenbankensektors hat man meines Erachtens kaum vorangetrieben”, bemängelte Fecht. Seine Verflechtungen mit dem Bankensektor seien in den verfügbaren Informationen nicht ausreichend abgebildet, und schon gar nicht in der Regulierung. So könne der Effekt des gestiegenen Marktanteils börsengehandelter Fonds noch nicht eingeschätzt werden. Auch andere Fonds aber wiesen Liquiditätsrisiken auf, die sich manifestieren können, wenn etwa massive Abzüge panikartige Verkäufe nach sich ziehen sollten, mit denen Fonds möglicherweise nicht umgehen könnten.Sascha Steffen, Professor of Finance, gab unterdessen zu bedenken, dass gerade in den USA High-Yield- und Leveraged-Loan-Kredite derzeit einen Boom erlebten. Die damit verbundenen Risiken lägen nicht bei Banken, sondern eher bei Hedgefonds, Debt Funds und anderen Marktteilnehmern. Für Steffen bedeutet dies, dass es eher zu Schuldnerausfällen kommen könnte. Während Banken demnach vorwiegend die Beziehung zu ihren Kunden im Fokus haben, agierten Schattenbanken eher renditegetrieben und dürften Schuldner denn auch eher pleitegehen lassen. “Das Kreditgeschäft im Schattenbankensektor müsste man sich also genauer anschauen”, erklärte Steffen. Die Vernetzung regulierter Banken mit dem Schattenbankensektor durch Wholesale-Finanzierungen hat im vergangenen Jahr zugenommen, wie der europäische Systemrisikorat am Montag festgestellt hatte.