Fosun entert Versicherungsmarkt
Fosun sorgt weiter für Wirbel am Frankfurter Finanzplatz. Die Chinesen steigen nach ihren Engagements bei deutschen Banken jetzt auch in den Versicherungsmarkt ein. Zusammen mit der BHF-Bank hat der Investor eine Run-off-Plattform für Lebensversicherungen gegründet. Ein erstes Abwicklungsportfolio kommt von der Basler.ak Düsseldorf – In den noch jungen Markt für die Abwicklung von Lebensversicherungsbeständen kommt Bewegung. Mit der chinesischen Beteiligungsgesellschaft Fosun steigt ein äußerst umtriebiger Finanzinvestor in das Geschäft ein. Fosun hält die Mehrheit an einer neuen Run-off-Plattform namens Frankfurter Leben. Minderheitsgesellschafter ist interessanterweise die BHF-Bank. Für deren Holding BHF Kleinwort Benson hatte Fosun Ende Juli eine feindliche Übernahmeofferte vorgelegt.Die Frankfurter Leben soll zügig aktiv werden. In einer ersten Transaktion hat die schweizerische Bâloise vereinbart, ein deutsches Portfolio mit 120 000 klassischen Lebensversicherungspolicen auf die Run-off-Plattform zu übertragen. Für diesen Bestand mit einer Versicherungssumme von 2,6 Mrd. Euro, der aus der Basler Leben kam, war das Neugeschäft 2012 eingestellt worden. Es bestehe aus konventionellen Policen mit einem durchschnittlichen Garantiezins von über 3 %, sagte ein Bâloise-Sprecher. Etwa 100 Mitarbeiter der Basler sollen zur Frankfurter Leben wechseln. Das Closing wird im ersten Halbjahr 2016 erwartet. Nicht betroffen ist der Bestand der früheren Deutscher Ring Leben, die in Hamburg heute auch unter Basler Leben firmiert. Alte BekannteUm die Run-off-Plattform zu gründen, haben Fosun und BHF-Bank den Versicherungsmantel der früher zur HanseMerkur gehörenden Uelzener Lebensversicherungs-AG gekauft und umbenannt. Die Eintragung ins Handelsregister soll in diesen Tagen über die Bühne gehen. An der Spitze der Frankfurter Leben stehen zwei Manager mit langjähriger Branchenerfahrung: Bernd Neumann war einst Vorstandschef der MLP Leben und zuletzt acht Jahre bei Mayflower Capital tätig, Kurt Wolfsdorf (65) war Vorstandsmitglied bei Axa und Ergo und in den vergangenen Jahren Partner bei Deloitte.”Wir sind klar auf Wachstum ausgerichtet”, sagte Christian Wrede der Börsen-Zeitung. Der Manager der BHF-Bank – auch er hat einen Versicherer-Hintergrund und arbeitete früher für Axa – ist Geschäftsführer und Fondsmanager der beiden Vehikel, unter denen die Frankfurter Leben hängt (siehe Grafik). An dem Projekt werde bereits seit knapp einem Jahr gearbeitet, erläuterte Wrede. Der Fonds “Taunus Insurance Opportunities” soll auch für weitere Investoren offen sein.Wrede erwartet einen stark wachsenden Abwicklungsmarkt für Lebensversicherungen. Da im Zinstief immer mehr deutsche Lebensversicherer ihr klassisches Geschäft einstellten, ergebe sich ein erkleckliches Volumen.Diese Einschätzung teilen auch die Berater von PwC. Das Haus hat in einer soeben erschienenen Studie zum europäischen Run-off-Markt gerade Deutschland erhebliches Potenzial bescheinigt, das durch die neuen Eigenkapitalregeln nach Solvency II, aber auch durch mehr Wettbewerb unter den Abwicklungsplattformen und den dadurch steigenden Preisen für Verkäufer getrieben werde. Wie viele Bestände tatsächlich auf den Markt kommen, will BHF-Manager Wrede nicht prognostizieren. Diverse Lebensversicherer dürften auch selbst ihre Portfolien abwickeln. Die Ergo praktiziert das mit der Victoria Leben seit mehreren Jahren. “Wir sind in einer Reihe von Gesprächen mit abgabewilligen Versicherern”, betonte Wrede jedoch.An das Run-off-Geschäft mit Lebensversicherungen in Deutschland glauben bislang vor allem ausländische Finanzinvestoren. Cinven kaufte 2014 die Heidelberger Leben und baute sie zu einer Abwicklungsplattform um. Sie hat das eingestellte Lebensversicherungsgeschäft der Skandia in Deutschland und Österreich mit einem Bestand von 400 000 hauptsächlich fondsgebundenen Policen und einem Vermögen von 4,9 Mrd. Euro übernommen.Die auf Bermuda ansässige Athene Holdings, hinter der der US-Finanzinvestor Apollo steht, hat im Januar dieses Jahres Delta Lloyd Deutschland erworben, die ihr Neugeschäft 2010 eingestellt hatte. Der Bestand umfasst ein verwaltetes Vermögen von rund 4,3 Mrd. Euro. Skepsis in der BrancheViele deutsche Versicherungsmanager sind skeptisch. Eine Abwicklungsplattform mache nur Sinn, wenn Größenvorteile realisiert werden könnten, also mehrere Bestände zusammen verwaltet würden. So etwas technisch hinzukriegen, sei aber angesichts kaum zu harmonisierender IT-Systeme kaum möglich, lautet eine weit verbreitete Meinung.Anders sieht es im Run-off-Geschäft für Sach- und Haftpflichtversicherungsbestände aus. Hier lassen sich attraktive Renditen durch geschicktes Management und Ablöseverhandlungen ziehen. Das ist in Deutschland deutlich etablierter.—– Wertberichtigt Seite 8