Fosun gelingt Übernahme von Hauck & Aufhäuser
ski Frankfurt – Zum ersten Mal in der bundesdeutschen Geschichte wechselt eine deutsche Bank und noch dazu eine besonders traditionsreiche Adresse in chinesisches Eigentum. Die vor 14 Monaten angekündigte Übernahme von Hauck & Aufhäuser Privatbankiers durch die chinesische Beteiligungsgesellschaft Fosun wurde nach Zustimmung aller Aufsichtsbehörden am Freitag abgeschlossen. Nachdem im August schon die Europäische Zentralbank (EZB) und die deutsche Finanzaufsicht BaFin grünes Licht gegeben hatten, stand nur noch das Plazet der Luxemburger Aufseher aus, das nun auch vorliegt.Fosun hatte im Juli 2015 einen Preis von 210 Mill. Euro für den Erwerb des im Jahr 1796 verwurzelten Bankhauses ausgelobt und damit 120 % des Eigenkapitals – und das in einer Zeit, in der zahlreiche Banken zu einem Bruchteil ihres Buchwertes gehandelt werden. Der Aufschlag ist damit zu erklären, dass die Chinesen bereit waren, für den Einstieg in den deutschen Markt einen strategischen Preis zu zahlen. Fosun hatte sich zuvor schon über Kleinwort Benson minderheitlich bei der BHF-Bank engagiert, zog dann aber im Übernahmekampf gegen die französische Oddo & Cie. den Kürzeren und diente ihren BHF-Anteil von zuletzt 28,6 % an.An Hauck & Aufhäuser mit Stammhäusern in Frankfurt und München übernimmt Fosun nun tatsächlich “nur” 99,91 %. Einer der 73 Alteigentümer, zu denen Unternehmerpersönlichkeiten wie Jürgen Heraeus, Solarworld-Gründer Frank Asbeck oder die “Jägermeister”-Familie Mast gehörten, hat seinen Anteil von 0,09 % trotz des lukrativen Angebots nicht verkaufen wollen. Der Name des Standhaften wird nicht genannt.Fosun und Hauck & Aufhäuser sehen jetzt den Weg frei für neue Wachstumsperspektiven und die weitere Internationalisierung der Privatbank. “Hauck & Aufhäuser ist für uns ein strategisches Investment und ermöglicht uns einen hervorragenden Zugang zu den führenden Volkswirtschaften in Europa”, erklärt der Gründer und Chairman von Fosun, Guo Guangchang. “Mit unseren geplanten Investitionen und unserem internationalen Netzwerk können wir die Marktposition der traditionsreichen Privatbank in Deutschland und Europa nachhaltig stärken und gleichzeitig sehr attraktive Perspektiven für Investoren aus China und anderen asiatischen Märkten in Deutschland bieten”, fügt er hinzu.Das Bankhaus will mit Fosun als langfristig orientiertem Eigentümer zukünftig als Brücke für chinesische Unternehmen nach Deutschland und in andere europäische Länder dienen und zugleich deutschen Unternehmen den Zugang zum chinesischen Markt erleichtern, wie die Geschäftsleitung erklärt. Es sei bereits damit begonnen worden, das Geschäft für den chinesischen Markt systematisch aufzubauen. Vermögen von 45 Mrd. EuroHauck & Aufhäuser hat im vorigen Jahr mit 529 Mitarbeitern auf Konzernebene einen nicht näher erklärten Sprung des verwalteten Vermögens um 51 % auf 45 Mrd. Euro erzielt. Die Bilanzsumme (ohne Treuhand) ist im Vergleich dazu mit 2,9 Mrd. Euro bescheiden. Die begonnenen Maßnahmen zur Verbesserung der Ertragslage zeigten erste Erfolge, heißt es im Geschäftsbericht. Gezeigt wird ein überschaubarer, wenn auch leicht erhöhter Gewinn von rund 5 Mill. Euro, zu dem auch ein kleiner Steuerertrag beitrug.