Franken-Schock erfasst Nationalbank

Schweizer Noteninstitut erleidet Quartalsverlust von 30 Mrd. sfr - Große Abhängigkeit vom Euro

Franken-Schock erfasst Nationalbank

Der Wert der gigantischen Devisenbestände der Schweizerischen Nationalbank macht mit der Veränderung der Wechselkurse Sprünge wie ein Jo-Jo. Eine Lösung für das Problem ist bislang nicht in Sicht.dz Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) weist für die ersten drei Monate des Jahres einen Verlust von 30 Mrd. sfr aus. Ein solches Ergebnis war nach der Aufgabe der Euro-Wechselkursuntergrenze am 15. Januar zu erwarten gewesen. Nach den ersten Markreaktionen im Zug der Änderung des Wechselkursregimes war sogar mit einem noch weit höheren Verlust zu rechnen. Am Bilanzstichtag Ende März lag der Euro/Franken-Kurs bei 1,045 sfr, nachdem die Gemeinschaftswährung im Januar noch zeitweise unter Parität zur helvetischen Valuta gehandelt worden war. Mit der nachfolgenden Kurskorrektur reduzierte sich die Abwertung des Euro auf 13 %. Deutlich besser hielt sich der Dollar, der im Dreimonatsvergleich lediglich 2 % auf den Franken einbüßte, beim derzeitigen Kurs von 0,94 sfr aber wieder deutlich unter dem Schlusskurs der Dreimonatsperiode (0,97 sfr) notiert.Die in Franken gerechneten Devisenbestände der SNB von insgesamt 542 Mrd. sfr sind zu 42 % in Euro-Anlagen investiert. Das Auf und Ab des Euro hat deshalb den größten Einfluss auf das Ergebnis der Notenbank. Der Anteil der Euro-Anlagen an der Bilanz hat in den vergangenen Jahren allerdings abgenommen. Ende 2013 belief er sich noch auf nahezu 50 %, per Ende März waren es nur noch rund 42 %. Dieser Rückgang ist nur teilweise wechselkursbedingt. Die von Direktoriumspräsident Thomas Jordan geführte SNB arbeitet schon seit langem an einer breiteren Streuung auf verschiedene Währungen. Der Anteil der Dollar-Anlagen erreichte zum Ende des Berichtsabschnitts 32 % des Devisenbestandes, verglichen mit 26 % per Ende 2013. Diese Streuung, die auch kleinere Währungen wie die dänische und die schwedische Krone, den australischen Dollar, den Singapur-Dollar und den südkoreanischen Won einschließt, vermochte die Folgen des Franken-Schocks aber nur bedingt zu bremsen. Aktien federn Verluste abHilfreich war indes die Diversifikation der Anlagen in Aktien, wie sie vom Nationalbankgesetz seit 2004 zugelassen wird. Per Ende 2014 waren gut 14 % der Devisenanlagen in Beteiligungspapiere investiert. Diese brachten nun im Startquartal Kursgewinne von 6,2 Mrd. sfr, was bezogen auf den Stand von Ende 2014 eine durchschnittliche Kurssteigerung von 8,5 % bedeutet.Auf die Anleihen, die rund drei Viertel der Devisenbestände ausmachen, konnte die Notenbank dank weiter gesunkener Zinsen Kursgewinne von 3,7 Mrd. sfr verbuchen. Demgegenüber bildete sich der Marktwert des unveränderten Goldbestandes von 1 040 Tonnen im Berichtszeitraum um 1 Mrd. sfr zurück. Der Wert der Goldreserven erreichte per Ende März mit 38,6 Mrd. sfr knapp 7 % der Bilanzsumme von 581 Mrd. sfr. Als Folge des hohen Quartalsverlustes schrumpfte das Eigenkapital der SNB auf 56 Mrd. sfr und erreicht nur mehr knapp 10 % der Bilanzsumme.Bestimmend für die weitere Entwicklung der SNB-Rechnung bleibt der Verlauf der Wechselkurse. Diese geben zumindest aus aktueller Sicht wenig Anlass zu Optimismus. Der Dollar ist in den vergangenen Tagen gegenüber den meisten großen Währungen unter Druck geraten. Die unerwartet schwache US-Konjunktur im ersten Quartal dürfte den Ausschlag dazu gegeben haben. Die von der SNB ersehnte Leitzinserhöhung in den USA, die von den meisten Beobachtern immer noch im Juni erwartet wird, könnte sich bei einer fortgesetzten Konjunkturschwäche weiter in die Zukunft verschieben.Immerhin aber zeigt der Euro seit wenigen Tagen wieder eine aufsteigende Tendenz. Im Zug der schwelenden Griechenland-Krise war die Gemeinschaftswährung im April wieder auf 1,02 sfr gefallen. Inzwischen bewegt sie sich knapp über 1,05 sfr und damit über dem Niveau des letzten Bilanzstichtages. Ob diese Kurserholung von Dauer ist, bleibt abzuwarten. Ein kleiner, aber greifbarer Hoffnungsschimmer ist der Umstand, dass die Wirtschaftsdaten aus der Eurozone zuletzt wiederholt besser als erwartet ausgefallen sind.