Frankreichs Ausnahme-Sparbuch sorgt für Rekorde
Verzinsung von Sparprodukten
Frankreichs Ausnahme-Sparbuch
Livret A bricht Rekorde – Zinssenkung kommt Banken zugute
wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris
Es ist eine Besonderheit des französischen Banksektors. Das staatlich reglementierte Sparbuch Livret A ist auch einer der Gründe, warum französische Banken nicht so sehr wie ihre europäischen Wettbewerber vom Zinsanstieg der letzten Jahre profitiert haben. Denn das Livret A und an ihm orientiere Sparprodukte werden relativ hoch verzinst, zuletzt mit 3%. Letztes Jahr haben das steuerfreie Livret A und sein Schwesterprodukt Livret de développement durable et solidaire (LDDS, Sparbuch für nachhaltige und solidarische Entwicklung) deshalb neue Rekorde verbucht.
So wurden für sie 2024 laut der staatlichen Caisse des Dépôts (CDC) Zinszahlungen in Höhe von 16,8 Mrd. Euro vorgenommen. Gleichzeitig stieg das verwaltete Vermögen auf 603,1 Mrd. Euro an, obwohl die vor allem für die Finanzierung des sozialen Wohnungsbaus dienenden Einlagen auf 22.950 Euro pro Person und für Vereine sowie Kooperativen auf 76.500 Euro beschränkt sind. Die Nettomittelzuflüsse sind 2024 von zuvor 39,9 Mrd. Euro auf 21,4 Mrd. Euro gesunken.
Zinssenkung beschlossen
Die ungewisse politische Lage hat im Dezember nach dem Sturz der Regierung erneut zu einem Anstieg der Einlagen geführt. Man hätte erwarten können, dass die Haushalte nach dem Rückgang der Inflation wieder mehr Geld ausgeben würden, sagt Eric Dor von der IESEG School of Management. Doch die allgemeine Unsicherheit führe dazu, dass sie mehr sparen würden.
Daran dürfte auch die gerade auf Vorschlag der Banque de France beschlossene Senkung der Verzinsung des Livret A von 3% auf 2,4% im Februar wenig ändern, glaubt die Ratingagentur Fitch. Die niedrigere Verzinsung ist eine gute Nachricht für Banken. Zusammen mit der ebenfalls beschlossenen Senkung der Zinsen der einkommensschwachen Haushalten vorbehaltenen Sparbücher LEP (Livret d'Epargne Populaire) von 4% auf 3,5% dürfte das den sechs größten Banken Frankreichs 2025 zusätzliche Betriebseinnahmen von rund 1,6 Mrd. Euro bescheren, schätzt Fitch.
Früheres Monopol
Die Banken müssen 40% der Einlagen des Livret A und des LDDS verzinsen, die CDC den Rest. Hatten früher die Banque Postale und die zur Gruppe BPCE gehörenden Sparkassen das Monopol für das Livret A, darf es seit 2009 von allen Banken angeboten werden. Die zwei historischen Anbieter hatten 2022 und 2023 mit am stärksten unter der hohen Verzinsung des Livret A gelitten.