Frankreichs Banken kämpfen mit hohen Kosten
wü Paris – Die Rentabilität des französischen Bankensektors dürfte in diesem Jahr unter Druck bleiben, schätzt die Ratingagentur Standard & Poor’s Global Ratings (S&P). Schuld daran sei nicht allein das anhaltende Niedrigzinsumfeld, sondern auch das Geschäftsmodell französischer Finanzinstitute als Universalbanken, die verstärkte Konkurrenz durch neue Akteure sowie die Kosten des von ihnen eingeleiteten Umbaus und der Digitalisierung, heißt es in einer Studie, die S&P jetzt in Paris vorstellte. Im Privatkundengeschäft rechne die Ratingagentur bestenfalls mit einer Stabilisierung der Erträge, erklärte der für französische Banken zuständige Analyst Nicolas Malaterre. Druck durch Orange Bank Neben dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld sehen sich die traditionellen Banken einer verstärkten Konkurrenz durch neue Akteure wie Orange Bank ausgesetzt. Deshalb sind die Zinsen für Kredite, die französische Banken vergeben, auch etwas niedriger als bei ihren europäischen Wettbewerbern. Der Druck durch den Markteintritt der Onlinebank des Telekomkonzerns Orange habe aber auch dazu geführt, dass die Banken massiv in ihre Digitalisierung investieren würden, so Malaterre. Diese Investitionen führen dazu, dass realisierte Kostenreduzierungen quasi wieder wettgemacht würden. Das Verhältnis von Einnahmen zu Kosten beträgt nach Angaben von S&P mit 68 % ganze zehn Prozentpunkte mehr als das europäischer Banken. Es gäbe wenig Chancen auf eine baldige Besserung, meint S&P.Gleichzeitig hilft das Geschäftsmodell einer diversifizierten Universalbank den französischen Häusern jedoch, Zyklen besser abzuwehren. So helfen die Einnahmen aus Versicherungsaktivitäten und der Vermögensverwaltung, den Druck auf die Zinsmargen und die starke Konkurrenz abzumildern, erklärt S&P. Sie stuft derzeit den Ausblick für drei französische Banken positiv ein: BNP Paribas, Société Générale und die Postbank La Banque Postale. Sie hatte die Noten von Crédit Agricole und BPCE im Oktober auf “A+” angehoben.