Franzosen interessiert an deutschen Häusern

Finanzgruppe Oddo und BNP Paribas ragen hervor

Franzosen interessiert an deutschen Häusern

kb Frankfurt – Das Interesse französischer Käufer an deutschen Finanzdienstleistern fällt auf. Ist daraus ein Trend abzuleiten? Gerade erst hat die französische Oddo & Cie. das Rennen um den deutschen Asset Manager Meriten zu einem nicht genannten Preis gewonnen (vgl. BZ vom 8. April). Die Finanzgruppe schiebt sich mit einem verwalteten Vermögen von dann zusammen 40 Mrd. Euro auf Rang 3 der unabhängigen Vermögensverwalter im Euroraum. Die Franzosen verstanden es, den Schweizer Mitbewerber Vontobel auszustechen.Nur wenige Monate davor hatte Oddo bereits das Frankfurter Wertpapierhandelshaus Close Brothers Seydler Bank übernommen. Die Bank zählt zu den führenden Spezialisten im Parketthandel rund um den Mittelstand und betreibt Aktien- und Anleihenhandel, berät bei IPOs, Kapitalerhöhungen sowie Anleiheemissionen und ist als Designated Sponsor tätig. Zunächst abwartenWas folgt als Nächstes? Oddo & Cie., eine unabhängige Finanzgruppe mit einer Unternehmensgeschichte von über 160 Jahren und rund 1 000 Mitarbeitern, ist in den Bereichen Investment Banking, Asset Management, Aktien- und Anleihenhandel, Finanzanalyse, Private Banking und Asset Management tätig, inklusive der entsprechenden Front-Office- und Back-Office-Dienstleistungen. Nach Aussage von Managing Partner Philippe Oddo, der der Gründerfamilie entstammt, stehen keine weiteren Akquisitionen in Deutschland auf dem Plan – zunächst, wie es heißt. Ein den Franzosen nachgesagtes Interesse an Hauck & Aufhäuser wird von Oddo jedenfalls bestritten. Ob andere, im Schaufenster stehende deutsche Institute, unter ihnen die Deutsche Pfandbriefbank und Düsseldorfer Hyp, denn auch zum Geschäftsmodell von Oddo passen würden, ist fraglich. Die BHF-Bank ist inzwischen bei der Kleinwort Benson Group untergekommen, die Depfa Bank soll abgewickelt werden.Doch Oddo ist nicht der einzige Franzose, der in Deutschland zugreift. Während Société Générale in Deutschland kräftig organisch wächst, fälltBNP Paribas mit einigen größeren Zukäufen im hiesigen Markt auf. Gerade erst im Dezember hat BNP Paribas die Übernahme der Direktbank DAB Bank für rund 435 Mill. Euro abgeschlossen, um die Präsenz im deutschen Privatkundenmarkt zu stärken.So zählen sich die Franzosen mit der DAB Bank und der bereits zu ihr gehörenden Consorsbank nun zur fünftgrößten digitalen Online-Bank in Deutschland mit 1,4 Millionen Kunden. Sie sei der größte Online-Broker mit 8,7 Millionen ausgeführten Trades im Zeitraum Januar bis September 2014, teilt sie mit. Ende September 2014 betrugen den Angaben zufolge die Einlagen bei Consorsbank und DAB Bank insgesamt 17 Mrd. Euro und das Depotvolumen 47 Mrd. Euro.Im Oktober 2013 hatte BNP Paribas die Übernahme der Depotbank-Aktivitäten der Commerzbank abgeschlossen und diese bereits bis November 2014 vollständig integriert. Durch diese für sie strategische Übernahme steigerte BNP Paribas Securities ihre Assets um mehr als 80 Mrd. Euro und zeigt sich recht stolz: Durch die neu gewonnene personelle Expertise, vor allem im Bereich der Immobilienfonds, sei BNP Paribas Securities Services in der Lage, die volle Bandbreite des Verwahrstellengeschäftes für alle Asset-Klassen und alle Fondstypen anzubieten. Speziell im Bereich Immobilienfonds sei durch die Integration der Einstieg in ein Spezialsegment mit besonderen Markterfordernissen gelungen, zumal man im Zusammenhang mit dem Erwerb des Verwahrstellengeschäftes der Commerzbank auch die Verwahrstellenfunktion für offene Immobilienfonds (Spezial-AIF) der Patrizia übernommen habe.Mit der Akquisition des Depotbankgeschäfts konnte sich BNP Paribas mit Abstand an die Spitze der Depotbanken setzen. Die Liste der Vermögen der bei den Depotbanken verwahrten Assets von deutschen Fonds führen die Franzosen per Ultimo 2014 mit 346 Mrd. Euro an nach 201 Mrd. Euro im Vorjahr. Der zuvor in Deutschland führende US-Verwahrer State Street rutscht nun auf den zweiten Rang mit 214 (204) Mrd. Euro laut einer Statistik des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI). Marktposition ausbauenAus den Zukäufen der hier betrachteten beiden französischen Akquisiteure auf einen Trend schließen zu wollen, wäre wohl zu weit gegriffen. Für BNP Paribas ist Deutschland seit langem einer der wichtigsten Märkte, ebenso wie für die eher auf organisches Wachstum setzende Société Générale Deutschland ein Kernmarkt ist.Eine starke Präsenz in Deutschland, der stärksten Volkswirtschaft im Euroraum, ist erklärtes Ziel. Nach dem Abklingen der Finanzkrise, die französische Institute recht gut überwunden haben, war die Zeit reif für gezielte Akquisitionen. Die ganz großen Transaktionen standen zwar – bisher – nicht auf der Tagesordnung, was allerdings auch eine Frage der Opportunitäten ist. Mit den gezielten Zukäufen in für die Institute strategisch bedeutenden Geschäftsbereichen verstehen sie es aber, ihre Marktposition in diesen Bereichen und damit ihre Präsenz im hiesigen Markt auszubauen.