Fraspa stellt ihre Festschrift zum Firmenjubiläum mit einem Jahr Verspätung vor
Späte Festschrift zum Fraspa-Jubiläum
Historikerstreit über Aufarbeitung der NS-Zeit verzögert Publikation der Firmengeschichte
Anna Sleegers, Frankfurt
Mit einem Jahr Verspätung hat die Frankfurter Sparkasse 1822 am Dienstag die von ihr anlässlich ihres 200-jährigen Bestehens in Auftrag gegebene Firmengeschichte vorgestellt. In dem einschließlich Anhang 374 Seiten starken Werk, das im Franz Steiner Verlag erschienen ist, beleuchten die Historiker Friederike Sattler, Harald Wixforth und Dieter Ziegler die Geschichte des Instituts bis 1970. Die jüngere Geschichte einschließlich Fusion mit der Stadtsparkasse 1989 und der mit der Übernahme durch die Helaba beendeten Krise arbeitet Finanzwissenschaftler Reinhardt H. Schmidt auf.
Chronik mit schwerer Genese
Die erste Chronik der Frankfurter Sparkasse mit wissenschaftlichem Anspruch hat eine schwere Genese hinter sich. Wie so oft in der historischen Auftragsforschung für Wirtschaftsunternehmen entzündete sich ein Streit um die Behandlung der Zeit des Nationalsozialismus, mit der sich ursprünglich Ralf Roth befasst hatte, Professor für Neuere Geschichte in Frankfurt. Zwischen ihm und dem Herausgeber, dem von der Frankfurter Sparkasse beauftragten Institut für Bank und Finanzgeschichte (IBF), hatte sich ein unschöner Streit entzündet, der in einem juristischen Vergleich und der Beauftragung Zieglers endete. Der Verdacht, dass das Institut die Verantwortung für die unrechtmäßige Konfiszierung jüdischer Vermögen nicht übernehmen wollte, liegt nahe – und wurde auch erhoben, etwa vom Allgemeinen Studierenden-Ausschuss der Universität Frankfurt, der Unterstützung für den Geschichtsprofessor forderte.
Tatsächlich leugnet weder das IBF noch die Frankfurter Sparkasse selbst die unselige Rolle, die das Institut in dieser Zeit spielte. Die Auseinandersetzung ist vielmehr methodischer Natur. Der von Roth unternommene Versuch, die Höhe der konfiszierten Vermögen anhand der Akten der Devisenstellen hochzurechnen, gehe an der Sache vorbei, konstatierte der zwischenzeitlich mit der Aufarbeitung der NS-Zeit beauftragte Bochumer Historiker Dieter Ziegler bei der Vorstellung der Festschrift „200 Jahre Frankfurter Sparkasse“.
Folgt man Zieglers Ausführungen, würde die von Roth vorgeschlagene Methode womöglich sogar dazu führen, das Ausmaß des Raubs zu beschönigen. Denn 1938, in dem Jahr, aus dem die von Roth herangezogenen Akten stammen, hatten viele jüdische Familien das Land bereits verlassen. Unter dem Druck, das Land zu verlassen, hatten viele von ihnen Immobilien und andere Vermögensgegenstände weit unter Wert verkauft. Auch hieran war die Frankfurter Sparkasse in vielen Fällen beteiligt, wobei sie auf der Seite der Käufer stand. "Das liegt zum Teil in der Natur der Sache, denn die Verkäufer waren im Gegensatz zu den Käufern für die Bank als Kunde ja bereits verloren", sagte er. Der Versuch, den hieraus entstandenen Schaden zu beziffern, scheitere daran, den damaligen Verkehrswert zu rekonstruieren. Bei der späteren Enteignung der Juden habe die Frankfurter Sparkasse wie alle Banken de facto als verlängerter Arm der Finanzverwaltung gewirkt.
Positiver Nebeneffekt
Einen positiven Effekt hat der Historikerstreik allerdings: Das Fritz-Bauer-Institut prüft, ob eine systematische und unabhängige Aufarbeitung der Rolle der Banken und Sparkassen in der NS-Zeit machbar ist. Aber auch Ziegler, Totalitarismusforscher und Mitautor der kritischen Chroniken von Dresdner Bank und Commerzbank, beschönigt die Rolle der Frankfurter Sparkasse bei der Vermögenskonfiskation nicht. Sie habe selbständig recherchiert, wenn eine „verdächtige“ Person sich nicht als „Jude“ zu erkennen gab, schreibt er. Sofern sie einen Kunden als „jüdisch“ überführte, kennzeichnete sie dessen Konten und gab diese Information an die Devisenstelle weiter, die dann die Sicherungsanordnung erließ.