Wettbewerber retten italienischen Versicherer Eurovita
Italien
Versicherungen und Banken retten Eurovita
Italienische Systemlösung soll Flächenbrand verhindern
Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Für den italienischen Versicherer Eurovita zeichnet sich eine Systemlösung ab, an der neben einer Reihe von Versicherern indirekt auch die Banken des Landes beteiligt sind. Nachdem zunächst eine von den Versicherern Generali, Allianz, Intesa Vita, Unipol und der italienischen Post gebildete Übergangsgesellschaft für einen symbolischen Euro das Portfolio von Eurovita übernehmen soll, soll der Bestand von 353 000 Kunden, die in 413 000 Verträgen Policen im Wert von 15,4 Mrd. Euro gezeichnet haben, in einem zweiten Schritt zu gleichen Teilen zwischen den fünf Versicherern aufgeteilt werden.
Mit der Lösung, an der Italiens Finanzsektor und die Aufsicht seit Monaten fieberhaft arbeitet, soll ein Flächenbrand mit unabsehbaren Folgen für den ganzen Sektor verhindert werden. Der Versicherer Eurovita, der im Besitz des britischen Private-Equity-Investors Cinven ist, war kalt vom Zinsanstieg erwischt worden. Es kam zu Kapitalengpässen, weil die Anlagen in französischen und deutschen Staatsanleihen massiv an Wert verloren. Als Kunden begannen, Geld abzuziehen, hatte die Versicherungsaufsicht Ivass Eurovita unter Sonderverwaltung gestellt und - zunächst bis diesen Freitag, 30. Juni - einen Auszahlungsstopp verhängt. Eine notwendige Kapitalerhöhung von 250 bis 300 Mill. Euro scheiterte. Cinven schoss lediglich 100 Mill. Euro zu. Ein Käufer wurde nicht gefunden.
Da der nun gefundenen Lösung auch die Aufsichts- und Kartellbehörden zustimmen müssen, wird in Italien davon ausgegangen, dass der Auszahlungsstopp für die Einlagen der höchst besorgten Kunden um einige Monate verlängert wird. Die Versicherer müssen nun rund 500 Mill. Euro zuschießen - einschließlich der Übernahme der 230 Beschäftigten.
Eine Rettung durch die Banken, die die Eurovita-Produkte vertrieben haben, neben der Südtiroler Sparkasse, Finecobank, Banca Fideura und Credem, ist vom Tisch. Die Banken werden jedoch dann mit ins Boot geholt, wenn sie den Kunden als Vertriebspartner Garantien gegeben haben. Größere Institute wie Intesa Sanpaolo, BPER und Banco BPM sollen kleineren dann als Bürgen zur Seite stehen.