Vergütung

Für die Investmentbanker ist erneut Zahltag

Den Investmentbankern in den europäischen Geldhäusern winken nach dem mageren Coronajahr 2020 wieder fette Boni. Eine Welle von Übernahmen und Börsengängen rollt.

Für die Investmentbanker ist erneut Zahltag

Reuters London

Bei den Instituten sprudeln wieder die Gewinne, von denen die Banker ihren Teil abhaben wollen. „Die Banken wissen, dass sie in der nächsten Bonusrunde etwas auf den Tisch legen müssen“, sagt Sophie Scholes, die bei der Personalberatung Heidrick & Struggles für die Finanzbranche in Großbritannien verantwortlich ist.

Boni und Gehaltserhöhungen dürften im zweiten Halbjahr daher noch steigen. Dafür sorge neben dem schieren Wettbewerb um Talente, dass den Geldhäusern klar sei, dass die Banker viel geleistet und weitere begehrte Aufträge an Land gezogen hätten, so Personalberaterin Scholes.

Vor allem die britischen Banken versuchen, mit Amerikanern und Asiaten mitzuhalten, wo die Bonustöpfe traditionell größer ausfallen als in Europa. Die britische Bank Barclays hat das Gesamtbonusvolumen um 46% auf 1,1 Mrd. Pfund vergrößert, HSBC hat im ersten Halbjahr 900 Mill. Pfund obendraufgelegt. Standard Chartered rechtfertigte eine achtprozentige Kostensteigerung mit einer „Normalisierung der erfolgsabhängigen Bezahlung“. Bei der Deutschen Bank sind Gehälter und Boni im Investment Banking immerhin um 6% gestiegen.

Im Vergleich zu den US-Häusern ist das wenig: Bei Goldman Sachs sind die Vergütungen gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Mrd. Dollar gestiegen, beim Rivalen J.P. Morgan Chase um 2 Mrd. Dollar. So stark umworben gewesen seien Banker seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr, heißt es von Managern und Personalverantwortlichen. Schließlich sind die angesichts der anziehenden Konjunktur, der anrollenden Fusionswelle oder dem heißlaufenden Geschäft mit Börsengängen leerer Firmenmäntel (Spacs) so beschäftigt wie lange nicht.

Das wirkt sich auch auf den Nachwuchs aus: Goldman Sachs erhöhte das Gehalt für Junior-Investmentbanker im ersten Jahr auf 110000 Dollar, HSBC zog nach und bietet neu eingestellten Analysten in den USA nun 100000 Dollar. In Zeiten, da Hochschulabsolventen mehr auf ihre „Work-Life-Balance“ achten, sind Nachwuchsbanker immer schwerer dazu zu bewegen, 80 Stunden und mehr pro Woche zu arbeiten, um nach oben zu kommen.

Kappungsgrenze im Visier

Die Londoner Banken können bei den Boni oft nicht mithalten. Denn in Großbritannien gilt eine Obergrenze für solche Extras: Maximal das Doppelte des Grundgehalts ist drin. Laut Medienberichten wollen die britischen Banken die Kappungsgrenze in Gesprächen mit der Politik aushebeln. Simon Youel von der Interessengruppe „Positive Money“ ist strikt dagegen: „Riesige Boni zu zahlen in einer Zeit, in der Unternehmen und Haushalte zu kämpfen haben und die Konjunkturaussichten so unsicher sind, ist nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch wirtschaftlich unverantwortlich.“ Im­merhin verdienten die Banken auch deshalb so gut, weil der Staat die Wirtschaft stütze.

Bankmanager versuchen sich zu rechtfertigen, wissen aber auch, dass das Image der Geldhäuser unter der Debatte leiden könnte. Barclays-Chef Jes Staley verweist darauf, dass die Investmentbanker in schlechteren Zeiten weniger verdienten, damit die Banken ihre Renditen halten könnten. „Wir müssen die Leute doch belohnen“, so der Vorstandschef einer anderen britischen Bank, der nicht genannt werden will.

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