Fachkräftemangel

Für Genobanken-Chefs wird Personalsuche zu zentralem Problem

Umfrage: Der Fachkräftemangel hat sich zu einer der drängendsten Herausforderungen für die Genobanken entwickelt. Eine weitere Herausforderung ist die Regulatorik.

Für Genobanken-Chefs wird Personalsuche zu zentralem Problem

Genobanken suchen Personal

Leut Umfrage hat der Fachkräftemangel starken Einfluss auf Geschäftspolitik

Bloomberg Frankfurt

Der Fachkräftemangel hat sich innerhalb kurzer Zeit zu einer der drängendsten Herausforderungen für die deutschen Genossenschaftsbanken entwickelt. Das zeigt eine Umfrage unter Vorständen, die Bloomberg exklusiv vorliegt. Neue Mitarbeiter sind nur schwer oder für viel Geld zu finden.

Immerhin 48% der Bankvorstände sagen, der Fachkräftemangel habe inzwischen einen sehr hohen Einfluss auf die Geschäftspolitik ihrer Häuser. Bei einer Erhebung Anfang 2021 waren es nur 14% gewesen. An der Umfrage des Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen haben sich 75% der rund 302 im Verband organisierten Volks- und Raiffeisenbanken beteiligt.

Wir sehen oft, dass Ersatz für kurz- und mittelfristige Abgänge in Schlüssel-Funktionen am Markt kaum zu finden ist.

Ingmar Rega, Vorstandschef des Genossenschaftsverbandes

“Wir sehen oft, dass Ersatz für kurz- und mittelfristige Abgänge in Schlüssel-Funktionen am Markt kaum zu finden ist oder gegebenenfalls nur zu viel höheren Kosten”, sagte Ingmar Rega, Vorstandschef des Verbands. 

Regas Aussagen decken sich mit Einschätzungen aus anderen Säulen des deutschen Bankensystems. So sprach etwa Tino Benker-Schwuchow, bei der privaten BNP Paribas in Deutschland verantwortlich für Personal, unlängst im Bloomberg-Interview vom “War for Hands”. 

Branchenweit sind viele Jobs unbesetzt. Die Zahl der von Kreditinstituten, Banken und Fintechs in Deutschland öffentlich ausgeschriebenen Stellen hatte sich allein im zweiten Quartal auf rund 34.000 belaufen, so eine Erhebung des Berliner Personalmarktspezialisten Index Gruppe. 

Homeoffice wichtig

Vor diesem Hintergrund haben viele Banken zuletzt versucht, für potenzielle Mitarbeiter attraktive Gesamtpakete zu schnüren, auch jenseits der Vergütung. Dazu zählen Möglichkeiten zur Arbeit von daheim. Vor allem bei der Einstellung von Nachwuchsbankern sei die Frage nach dem Homeoffice immer wieder ein großes Thema, erklärte NordLB-Vorstand Ingrid Spletter-Weiß erst am Dienstag bei der Bloomberg-Konferenz Future of Finance in Frankfurt.

Ähnlich sieht das auch Rega. “Die Arbeitgeberattraktivität ist ein hochaktuelles und zugleich strategisches Personalthema geworden“, sagte er.

Die Arbeitgeberattraktivität ist ein hochaktuelles und zugleich strategisches Personalthema geworden

Ingmar Rega

In der Umfrage seines Verbandes haben die Vorstände noch eine Reihe weiterer Herausforderungen für ihre Häuser identifiziert - unter anderem mit Blick auf die Aufsicht und Regulatorik. Für die beiden zurückliegenden Jahre berichteten 76% der Teilnehmer einem starker Anstieg der Regulatorik, für die kommenden zwei Jahre erwarten sogar 79% eine solche Entwicklung. Bei kleinen Instituten bis 250 Millionen Euro Bilanzsumme liegen diese Werte sogar bei jeweils 87%.

Skeptisch sind die Vorstände inzwischen beim digitalen Euro. Während bei einer Verbandsumfrage Anfang 2021 noch die Hälfte der Banken die Einführung eines digitalen Euro als sehr oder eher sinnvoll befürwortet hatte, sind es jetzt nur noch ein Drittel. Ein weiteres Drittel hält ihn für “eher nicht sinnvoll”, und “überhaupt nicht sinnvoll” sagen 29%.

“Offensichtlich haben die derzeit diskutierten Umsetzungsvorschläge viel Vertrauen gekostet”, sagte Rega. “Es darf nicht zu einer Konkurrenzsituation zwischen der EZB und dem bewährten Bankensystem beziehungsweise den privatwirtschaftlichen Zahlungsverkehrslösungen kommen.“

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