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Führung der Bank of Japan komplett erneuert

mf - Japans Regierung hat Haruhiko Kuroda wie erwartet für eine zweite Amtszeit als Gouverneur der Bank of Japan vorgeschlagen. Das Parlament dürfte zustimmen, da die Koalition von Premierminister Shinzo Abe in beiden Kammern über eine...

Führung der Bank of Japan komplett erneuert

mf – Japans Regierung hat Haruhiko Kuroda wie erwartet für eine zweite Amtszeit als Gouverneur der Bank of Japan vorgeschlagen. Das Parlament dürfte zustimmen, da die Koalition von Premierminister Shinzo Abe in beiden Kammern über eine Zweidrittelmehrheit verfügt. Die Nominierung von Kuroda, dessen Amtszeit am 8. April ausläuft, war bereits durchgesickert (vgl. BZ vom 13. Februar). Die Verlängerung seines Vertrags wird am Finanzmarkt als Signal verstanden, dass Regierung und Notenbank weiter die Überwindung der Deflation anstreben. Umso mehr wurde die Auswahl der beiden Stellvertreter von Kuroda beachtet. Die Amtszeiten von Kikuo Iwata und Hiroshi Nakaso enden am 19. März. Die Regierung will sie durch Masayoshi Amamiya (62) und Masazumi Wakatabe (52) ersetzen. Ersterer gehörte schon bei der Einführung der quantitativen Lockerung 2001 zum Führungspersonal der Notenbank und hat als ihr Spitzenbeamter wesentliche Elemente der aktuellen Geldpolitik entwickelt. Sowohl der Negativzins auf bestimmte Einlagen der Geschäftsbanken als auch die Kontrolle der Zinskurve gehören dazu. Wakatabe hat sich als Professor an der renommierten Universität Waseda in Tokio auf die Ideengeschichte der Ökonomie konzentriert und gilt als aggressiver Verfechter einer Reflationierung. Traditionell werden jeweils ein hoher Beamter der Bank of Japan und ein anerkannter Akademiker als Vizegouverneure ernannt. Sowohl Amamiya als auch Wakatabe gelten als Unterstützer der ultralockeren Geldpolitik. Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass sich Japan vom Tapering-Trend in den USA und Europa abkoppelt und seine Geldschleusen weit offenhalten wird. Kuroda erklärte im Parlament, die Notenbank werde ihren Ausstieg aus der quantitativen Lockerung zu einem angemessenen Zeitpunkt signalisieren. Eine verfrühte Ankündigung könnte zu Turbulenzen am Finanzmarkt führen, warnte Kuroda. Von ihrem Inflationsziel von 2 % ist Japans Notenbank jedenfalls noch weit entfernt. Die Preisrate ohne frische Lebensmittel und Energie lag zuletzt bei 0,2 %. Auch die Wahl des Ökonomen Wakatabe spricht gegen eine baldige Normalisierung der Geldpolitik. Im Dezember verlangte er die Aufstockung der Anleihekäufe der Notenbank um ein Achtel auf jährlich 90 Bill. Yen (677 Mrd. Euro). Damit will Wakatabe die geplante Anhebung der Mehrwertsteuer auf 10 % im Oktober 2019 auffangen. Daher könnte der Ökonom zum Sprecher der geldpolitischen Tauben in der BoJ-Führung werden.