Fusion zur LBS Nordost auf der Zielgeraden
Fusion zur LBS Nordost geht auf die Zielgerade
Sparkassenpräsident: Zuversicht für Einigung bis Ende August – Zinswende treibt Ergebnisse der Sparkassen in Schleswig-Holstein
ste Hamburg
Der geplante Zusammenschluss der LBS Ostdeutsche Landesbausparkasse (LBS Ost) in Potsdam und der LBS Landesbausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg (LBS SHH) kommt offenbar voran. Oliver Stolz, Präsident des mit einem Anteil von 57,5% an der LBS SHH beteiligten Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein, zeigte sich am Mittwoch „sehr optimistisch“, dass die Fusion bis Ende August rückwirkend zum 1. Januar 2023 unter Dach und Fach gebracht werden könne. Aus dem Zusammengehen der LBS Ost (Bilanzsumme 2021: 5,8 Mrd. Euro) mit der LBS SHH (2,9 Mrd. Euro) könnte die drittgrößte der künftig möglicherweise nur noch fünf Landesbausparkassen in Deutschland hervorgehen.
Stolz, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der LBS SHH ist, sagte in der Jahrespressekonferenz des Regionalverbandes in Kiel, geplant seien Sitze in Potsdam und Hamburg sowie eine Niederlassung in Kiel. Kündigungen soll es im Zuge des Zusammenschlusses zu dem Institut, das offenbar LBS Nordost heißen wird, nicht geben. Zu den Anteilen der Träger der fusionierten LBS wollte sich Stolz mit Verweis auf noch ausstehende finale Beschlüsse nicht äußern. Eigentümer der LBS Ost ist der Ostdeutsche Sparkassenverband, der dem Sparkassenverband Kiel über dessen Mehrverbändekooperation inzwischen über allgemeine Betriebsfragen und Personalthemen hinaus auch in Fragen des Auslagerungsmanagements und der Nachhaltigkeit verbunden ist. Zweiter Eigentümer der LBS SHH ist die Haspa-Finanzholding. Im Fall einer Fusion entstünde mit Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, dem Ostteil Berlins, Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie Hamburg und Schleswig-Holstein ein Geschäftsgebiet mit mehr als 15 Millionen Einwohnern.
Bausparen erlebt Aufschwung
Bausparen erlebte im vergangenen Jahr im Zuge der Zinswende bei der Europäischen Zentralbank (EZB) einen Aufschwung: So stiegen etwa die von den elf Sparkassen in Schleswig-Holstein vermittelten Bausparverträge um gut 38% auf 16.900. Zugleich führte der abrupte und steile Zinsanstieg zu einem deutlichen Rückgang der Immobilienkreditvergabe im vierten Quartal: Die Darlehenszusagen der Sparkassen für Immobilienkredite fielen damit im vorigen Jahr um 17,4% auf 3,55 Mrd. Euro zurück. Der Einbruch bei den Zusagen wird sich in der Bilanz des laufenden Geschäftsjahres zeigen. Insgesamt schrumpften die Darlehenszusagen der Institute in Schleswig-Holstein 2022 um 8,6% auf 6,4 Mrd. Euro.
Wie Sparkassenpräsident Stolz erläuterte, war aber mindestens das erste Halbjahr für die Sparkassen so erfolgreich, dass der Zinsüberschuss als wichtigste Ertragsquelle nach einer Dekade mit Niedrig-, Null- und Negativzinsen erstmals wieder zulegte – um 12% auf gut 775 Mill. Euro. Das Betriebsergebnis vor Bewertung verbesserte sich um mehr als ein Fünftel auf 436 Mill. Euro oder 0,88 (i.V. 0,76)% der Durchschnittsbilanzsumme, das Jahresergebnis nach Steuern um fast 62% auf 88,4 Mill. Euro. Als besonders erfreulich wertete der Regionalverband, dass es den Sparkassen im Zweiküstenland trotz der volatilen Wirtschaftslage und Preisentwicklung gelungen sei, das Verhältnis des Aufwands zum Ertrag um vier Prozentpunkte auf 61,1% zu verbessern. Für alle Sparkassen in Deutschland hatte der Dachverband DSGV im März eine 2022 um 3,6 Punkte auf 62,6% verbesserte Cost-Income-Ratio genannt.
Kein Fusionsdruck
Dabei mussten auch die elf schleswig-holsteinischen Sparkassen temporäre Abschreibungen auf ihre Wertpapiereigenanlagen verbuchen. Anders als andere Verbände hielt sich der Kieler Regionalverband mit konkreten Angaben zurück und sprach lediglich von Belastungen im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Die Kreditrisikovorsorge der Häuser in Schleswig-Holstein sei wie bei Sparkassen in anderen Regionen „moderat“ ausgefallen. Szenario-Rechnungen zeigten, dass die schleswig-holsteinischen Sparkassen „gut durch mögliche negative Entwicklungen kommen“ sollten. Ein „Fusionsdruck aus den Geschäftsmodellen“ sei nicht zu erkennen, fügte Verbandspräsident Stolz auf Nachfrage hinzu. Die Präsenz der Sparkassen verringerte sich 2022 den Angaben zufolge lediglich um sechs auf 351 Standorte, während die Beschäftigtenzahl um 212 auf 6.130 Mitarbeiter schrumpfte.
Vorbehalte äußerte der schleswig-holsteinische Sparkassenpräsident gegen eine geplante Änderung des Sparkassengesetzes durch die schwarz-grüne Landesregierung, die eine gleichteilige Besetzung mit Frauen und Männern auch für Verwaltungsräte der öffentlich-rechtlichen Sparkassen vorsieht. Die Sparkassen, so Stolz, begrüßten Geschlechterparität in den Verwaltungsräten. Die paritätische Besetzung müsse aber praktikabel sein. Eine verpflichtende 50:50-Quote erschwere die verlässliche Besetzung. Ausnahmen bei der „Soll-Regelung“ für wenige atypische Einzelfälle müssten möglich sein.