Für die Erben wird es eng

Wealth Report: Fette Jahre sind für nächste Generation vorbei - Mittelstand muss Gürtel enger schnallen

Für die Erben wird es eng

Der Mittelstand muss den Gürtel enger schnallen. Noch liegt die große Masse des Reichtums in den alten Industrieländern, doch für die nächsten Generationen sind die fetten Jahre vorbei, wie die Credit Suisse in der achten Ausgabe ihres Global Wealth Report schreibt.dz Zürich – Wer hat, dem wird gegeben: Steigende Aktien- und Häuserpreise bescheren den oberen Mittelschichten in den alten Industrieländern auch in diesen Zeiten einen ansehnlichen Vermögenszuwachs. Doch die Errungenschaften sind so luftig, dass die kommende Erbengeneration in unseren Breitengraden nur sehr bedingt auf die Fortsetzung des Wachstums hoffen kann. In manchen Schwellenländern sind die Perspektiven der jungen Erwachsenen verheißungsvoller als in unseren Breitengraden, schreibt die Credit Suisse im Global Wealth Report.Finanziell gesehen ist die Welt um 6,4 % reicher geworden. Das ist weit mehr als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre und auch mehr als das Wachstum der Weltbevölkerung. Als Folge davon hat das weltweite Durchschnittsvermögen eines Erwachsenen mit 56 540 Dollar einen Rekordwert erreicht.Viel sagt diese Durchschnittszahl allerdings nicht aus, denn die Verteilung des Reichtums über den ganzen Globus hinweg könnte ungleicher kaum sein. Über 80 % der Vermögen liegen in den alten Industrieländern in Europa, den USA und in Japan. Die Bevölkerung in diesen drei Regionen repräsentiert zusammen nicht einmal ein Sechstel der Welt.Doch nirgends ist der Anteil der börsenabhängigen Finanzaktiva am Gesamtvermögen höher als in den Portfolios der betuchten Privathaushalte in den genanten Industriestaaten – allen voran Amerika (71 %). Und das ist in Verbindung mit dem verbreiteten Grundbesitz schon fast die ganze Geschichte, weshalb auch Deutsche, Franzosen, Italiener oder Australier zu den (in absoluten Zahlen) größten Gewinnern in der Vermögensstatistik gehören.Jedoch abgesehen davon, dass eine Zinserhöhung früher oder später mit Sicherheit auch in Europa Tatsache werden und zu Preiskorrekturen sowohl in den Aktien- als auch in den Häusermärkten führen wird, hat sich die Verteilung dieser Vermögen in den vergangenen Jahrzehnten laufend verschlechtert, wie Statistiken zeigen. In Europa lässt sich zum Beispiel zeigen, dass das Durchschnittsvermögen von erwachsenen Personen in den vergangenen 17 Jahren von 70 000 Dollar pro Kopf auf 140 000 Dollar pro Kopf gestiegen ist, während ein durchschnittlicher Erwachsener sein Vermögen zwar ebenfalls verdoppeln konnte, aber auf ein Niveau von lediglich 20 000 Dollar. Die Autoren der Credit-Suisse-Studie gehen deshalb davon aus, dass mehr als 50 % der Millennials im Unterschied zu den langsam ins Pensionsalter kommenden Babyboomern nie eine Erbschaft werden antreten können. Vor allem in den USA sind auch die hohen Schulden ein Thema, mit denen die Millennials ihre Ausbildung finanzieren mussten. In keiner der vergangenen sechs Generationen waren die Schulden der Jungen höher als bei den Millennials. Zudem bekommen die Millennials die Folgen einer sich teilweise seit Jahrzehnten verschlechternden Einkommensverteilung stärker zu spüren als die älteren Generationen, denn gleichzeitig mit der Konzentration der Einkommen beobachtet man in vielen Industrieländern seit geraumer Zeit auch eine abnehmende Einkommensmobilität. Der Aufstieg von einer tiefen in eine höhere Einkommensklasse wird schwieriger, und ebenso nimmt auch die Wahrscheinlichkeit ab, dass ein Vertreter einer hohen Einkommensklasse absteigt. Das Verteilungsproblem ist in den Industrieländern inzwischen Gegenstand einer tiefgehenden Diskussion in Politik und Wissenschaft.Verteilungsprobleme gibt es zwar auch in den Schwellenländern mehr als genug. Doch in vielen dieser Länder bringt der Vermögenszuwachs nicht nur in den obersten Sphären Gewinner hervor, sondern führt auch zu einer Verbreiterung der Mittelklasse. Allen voran geht China, wo bereits rund 420 Millionen Menschen ein Vermögen von mehr als 10 000 Dollar ihr eigen nennen können. Die so definierte Mittelklasse ist bereits so groß wie jene Europas, Japans und der USA zusammen – wenn auch im Mittel noch deutlich weniger vermögend. In China gibt es auch eine schnell wachsende Kaste von Superreichen mit rund 2 Millionen Personen. Sie ist damit etwa gleich groß wie die Millionärs-Community in Deutschland.