Für jedes Konjunkturumfeld die passende Strategie

"Smart Beta 2.0" als Kombination von Anlagefaktoren und Gewichtungsmodellen - Mängel kapitalmarktgewichteter Indizes korrigieren

Für jedes Konjunkturumfeld die passende Strategie

Das wachsende Interesse an Anlagestrategien, die die Wertentwicklung eines Marktes abbilden, hat sowohl zu Fortschritten bei Indexprodukten als auch zur Weiterentwicklung der Indizes selbst geführt. Zwar wird der Markt für Exchange Traded Funds (ETF) immer noch von marktkapitalisierungsgewichteten Beta-Strategien dominiert, doch hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Im Fokus stehen dabei zwei wesentliche Aspekte: Erstens bemängeln Investoren seit langem die Probleme marktkapitalisierungsgewichteter Indizes. Und zweitens gewinnen Risikofaktoren sowie neue Diversifikationsmethoden bei der Portfoliokonstruktion an Bedeutung.Das hat dazu geführt, dass Manager passiver Investments zusammen mit Indexanbietern neue Smart-Beta-Strategien entwickelt haben. Sie sollen Anlegern den Zugang zu einem effektiven Aktienmarktexposure ebnen und gleichzeitig die Mängel kapitalmarktgewichteter Indizes korrigieren. Um auf individuelle Konjunkturprognosen zugeschnittene Portfolios zu erstellen, haben Smart-Beta-Investoren heute vielfältige Wahlmöglichkeiten: Sie können einzelne oder mehrere Renditefaktoren sowie einzelne oder mehrere Gewichtungsmodelle wählen. Unter dem Schlagwort “Smart Beta 2.0″ erlauben es neue Smart-Beta-Strategien zudem, eine Auswahl von Faktoren und Gewichtungsmodellen miteinander in einem Portfolio zu kombinieren.Bei Smart Beta sollten Anleger also ihr Augenmerk auf alternative Gewichtungs- beziehungsweise Diversifikationsmethoden und das sogenannte Faktor-Investing lenken. Ziel ist dabei, sowohl Modellrisiken der Indexkonstruktion abzufedern als auch das Exposure zu Risiken lenken, für die Anleger möglichst zuverlässig entschädigt werden.”Smarte” Diversifikationsmethoden nutzen nicht die Marktkapitalisierung zur Titelgewichtung, sondern Strategien wie die Gleichgewichtung, Minimum-Varianz- sowie Risiko-Parität und maximale Diversifikation. Bei diesen Methoden werden Aktienrisiken oder fundamentale Eigenschaften herangezogen, um die Titelgewichte im Index zu bestimmen. Damit begegnet man beispielsweise der Dominanz von Large-Cap-Wachstumsaktien traditioneller Indizes. Auf die Marktphase achtenDie zweiten Dimension, das Faktor-Investing, lenkt das Exposure auf Renditefaktoren, die in der Vergangenheit häufig Quellen für eine bessere Performance von Aktienportfolios waren. Dazu zählen die Aktienvolatilität, das Bewertungsniveau beziehungsweise das Preis-Buchwert-Verhältnis, die Unternehmensgröße gemessen an der Kapitalisierung und die aktuelle Wertentwicklung. Der Zusammenhang zwischen Aktienfaktoren und Renditen gilt jedoch nicht in jeder Marktphase in gleichem Umfang. Das heißt, es ist ergänzend zu analysieren, welche Faktoren in Phasen des Aufschwungs, des Booms, des Abschwungs und der Rezession signifikant höhere Renditen erwarten lassen.Folgende Beispiele illustrieren, in welchen Konjunkturphasen bestimmte Aktienfaktoren signifikante risikoadjustierte Überrenditen erwirtschaftet haben: Beim Faktor Low Volatility setzt man auf höhere Renditen von Aktien mit einer unterdurchschnittlichen Volatilität. Bewährt hat sich diese Strategie vor allem im Abschwung und in der Rezession. So weist der MSCI Minimum Volatility Index im Vergleich zu seinem marktkapitalisierungsgewichteten Pendant in diesen Phasen durchschnittlich eine risikoadjustierte Überschussrendite auf. In Phasen der Erholung und des Booms kann sich dieser Trend hingegen umkehren. Momentum-Strategien setzen auf Aktien mit einer aktuell überdurchschnittlichen Wertentwicklung, wobei eine signifikante risikoadjustierte Outperformance in Expansionsphasen zu beobachtet ist. Das Gegenstück dazu bieten Value-Titel, also Aktien, die mit einem Preisabschlag zum inneren Wert gehandelt werden. Last but not least haben Mid-Cap-Titel im Aufschwung eine signifikante risikoadjustierte Performance gegenüber durchschnittlich kapitalisierten Aktien gebracht. In den anderen Phasen des Konjunkturzyklus lässt sich hingegen keine signifikante Outperformance beobachten.Während sich die erste Generation von Smart-Beta-Produkten entweder auf Faktoren oder Gewichtungsmodelle konzentrierte, bietet “Smart Beta 2.0” Anlegern die Möglichkeit, eine Auswahl von Faktoren und Gewichtungsmodellen miteinander in einem Portfolio zu kombinieren.Zur Entwicklung maßgeschneiderter Indexlösungen kooperiert Amundi bereits seit einigen Jahren mit dem EDHEC Risk Institute Scientific Beta (ERI), dessen Smart-Beta-Plattform Zugang zu annähernd 3 000 transparenten Indizes bietet. Ein Ergebnis dieser Kooperation war unter anderem die Lancierung des ersten ETF auf den Scientific Beta Developed Multi-Beta Multi-Strategy ERC Strategieindex. Dieser Index bildet die Performance von Large- und Mid-Cap-Aktien aus Industrieländern ab und kombiniert die vier Faktoren Low Volatility, Value, Mid Cap und Momentum und fünf Diversifikationsstrategien wie zum Beispiel minimale Volatilität, maximale Sharpe Ratio oder maximale Dekorrelation. Die vier Faktoren werden dabei bezogen auf ihren Risikobeitrag gleichgewichtet. Ziel des Smart-Beta-Index ist es, die Performance des kapitalmarktgewichteten MSCI World zu übertreffen (siehe Chart) sowie Modellrisiken beziehungsweise den Bias auf bestimmte Diversifikationsmethoden zu limitieren. Vergleichsindex geschlagenIm Vergleich zu individuellen Smart-Beta-Portfolios erhöht der Multi-Faktor-Multi-Strategy-Index die Diversifikation. Er bietet zudem eine hohe Liquidität und erleichtert die Umsetzung im Portfolio. Die genannten Smart-Beta-Strategien können sowohl als ETF als auch als Indexfonds strukturiert oder als Mandat gemanagt werden.Im genannten Zeitraum hat der Scientific Beta Developed Multi-Beta Multi-Strategy ERC Index ein durchschnittliches jährliche Plus von 9,45 % erwirtschaftet. Damit hat er den kapitalmarktgewichteten MSCI World Index, der in diesem Zeitraum eine Durchschnittsrendite von 6,68 % brachte, deutlich geschlagen. Interessant ist zudem die Performance-Analyse für bestimmte Marktphasen. So hat der Smart-Beta-Index den kapitalmarktgewichteten MSCI World Index in Baissephasen sogar um 3,98 % p. a. geschlagen. 2015 lag er 2,91 % vor dem MSCI World Index.Smart Beta und entsprechende ETF werden in den nächsten Jahren auf eine wachsende Nachfrage stoßen, wobei Multi-Faktor-Smart-Beta-Strategien ein wichtiges Wachstumsfeld darstellen. Transparenz, Klarheit und Kosteneffizienz werden gerade in diesem Segment wichtige Eigenschaften sein, die Investoren einfordern sollten.—Bettina May, Senior Client Relationship Manager ETF, Indexing & Smart Beta bei Amundi