Für Sparkassen wird es ungemütlicher

Mang: 2016 wird das letzte noch auskömmliche Jahr - Erste Fusion in Niedersachsen seit 2007 rückt näher

Für Sparkassen wird es ungemütlicher

Niedrigzinsen und Regulierung zeigen Wirkung: Die Sparkassen in Niedersachsen gehen davon aus, dass 2016 das letzte Jahr mit einer noch auskömmlichen Ertragslage sein wird. Die seit 2007 unveränderte Zahl von 46 Instituten könnte bald sinken.ste Hannover – Für die 46 Sparkassen in Niedersachsen sind die ersten sechs Monate dieses Jahres noch zufriedenstellend verlaufen. Allerdings rechnet der Sparkassenverband Niedersachsen (SVN) im Gesamtjahr mit einem um rund 8 % auf 840 Mill. Euro sinkenden Betriebsergebnis vor Bewertung. Damit würde sich die Ertragserosion der vergangenen Jahre fortsetzen. Ertragslage verschlechtertLagen die aggregierten Betriebsergebnisse der niedersächsischen Sparkassen vor Bewertung 2011 bei 1,12 % der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS), so beliefen sie sich im vergangenen Jahr nur noch auf 0,93 %. Der Provisionsüberschuss soll 2015 leicht auf 0,64 (i.V. 0,63) % der DBS steigen. Dieser Anstieg wird jedoch den erwarteten Rückgang des Zinsüberschusses auf 2,19 (2,22) % der DBS nicht kompensieren.2016 werde vermutlich das letzte noch auskömmliche Jahr für die Institute, danach beginne “schwieriges Terrain”, kündigte Thomas Mang, Präsident des regionalen Sparkassenverbandes, in einem Pressegespräch in Hannover an. Niedrigzinsphase und Regulierung machen den öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten zwischen Harz und Nordsee immer mehr zu schaffen.Mang, der auch erster Vizepräsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) ist und seit Jahren eine Überregulierung der Sparkassen beklagt, äußerte die Sorge, dass es den Instituten zunehmend schwerfallen werde, Gewinne zu thesaurieren. Dies sei mit Blick auf die erhöhten Eigenkapitalanforderungen bedenklich. Die Sparkassen würden durch die Regulierung immer mehr ihrer Kernfunktionen beraubt. Mang warnte vor gravierenden negativen Folgen für die Mittelstandsfinanzierung. Wenn sich die Belastungen durch Regulierung weiter erhöhten, sei eine Kreditklemme möglich. “Statt Regulierung überzustrapazieren, sollte man sie erst einmal wirken lassen.” Die von der EU-Kommission beabsichtigte Kapitalmarktunion, deren Ziel es ist, Hemmnisse für Unternehmen beim Zugang zu Kapital zu beseitigen, könne nicht die Antwort sein auf das schwieriger werdende Kreditgeschäft, betonte der Sparkassenpräsident.Vor allem kleinere Sparkassen sieht der Verbandspräsident zunehmend unter Druck. Inwieweit sich die niedersächsische Sparkassenlandschaft in den kommenden Jahren durch Zusammenschlüsse verändern wird, ließ Mang offen. “Fusionstendenzen” will der Regionalverband aber “nach Kräften” unterstützen. Derzeit stehen die Sparkasse Weserbergland und die Stadtsparkasse Hameln vor einer Fusion. Sondiert wird ferner eine Vereinigung der Sparkassen Hildesheim, Goslar/Harz und Peine.Die Sparkassen stünden vor der Aufgabe, einerseits die Erträge zu stabilisieren und dabei die Abhängigkeit von Zinserlösen zu reduzieren und andererseits die Kosten zu senken. “Wir müssen ein ausgewogenes Spiel von Gas und Bremse betreiben”, meinte Mang. Betriebsbedingte Kündigungen sollen weiterhin tabu bleiben, den absehbaren Personalabbau wollen die Sparkassen “intelligent steuern”. Den Anspruch, flächendeckend präsent zu sein, erheben die Institute nach wie vor. Die Zahl der Standorte wird gleichwohl reduziert, die Sparkassen sprechen von einem Umbau des Geschäftsstellennetzes: Die Zahl der gegenwärtig noch rund 90 Kleinstfilialen in Niedersachsen werde deutlich sinken, andere Geschäftsstellen würden als Beratungseinheiten aufgewertet. Zu tragfähigen Kosten und abhängig von den Bedingungen in den einzelnen Geschäftsgebieten wollen die Sparkassen ihr Vertriebsnetz dem Kundenverhalten “elastisch” anpassen und dabei stationäre und mediale Kanäle besser miteinander verknüpfen. Produktvielfalt reduziertInterne Prozesse sowie Produkte sollen stärker vereinheitlicht werden. Die Produktvielfalt werde reduziert. Investitionen in die IT- und Produktentwicklung würden mehr gebündelt. Es gelte, die Kraft der gesamten Gruppe stärker zu nutzen.Der niedersächsische Verbandspräsident sprach sich dafür aus, Leistungen um das Girokonto “sachgerecht” zu bepreisen. Mang rechnet damit, dass in der Branche auch für Online-Konten aufgrund der IT-Kosten Gebühren eingeführt werden. Mit Blick auf die Konkurrenz durch sogenannte Fintechs forderte er gleiche regulatorische Anforderungen.