Fusionen unter Banken entzweien die Finanzbranche

Oudéa: Überhaupt nicht auf der Agenda

Fusionen unter Banken entzweien die Finanzbranche

kb Frankfurt – Kommt es zu einer Konsolidierung und grenzüberschreitenden Übernahmen europäischer Banken? Diese Frage beschäftigt Banken und Investmentbanker gleichermaßen, liefert aber unterschiedliche Ergebnisse, wie die “Handelsblatt”-Tagung “Banken im Umbruch” zeigte. Andere SorgenNach Einschätzung von Frédéric Oudéa, CEO der Société Générale, steht eine Konsolidierung europäischer Finanzinstitute “überhaupt nicht oben auf der Agenda der Bankenchefs in den nächsten fünf Jahren”. Die Banken hätten ganz andere Sorgen, wie etwa die Herausforderungen durch das anhaltend niedrige Zinsumfeld und das regulatorische Rahmenwerk, das sich noch nicht stabilisiert habe. Die Regulierung werde für die Banken noch zu weiterem Druck führen, gerade im Hinblick auf die Anforderungen zur Kapitalausstattung.Das Paradigma für Banken habe sich verändert in Richtung Refokussierung und Verschlankung, also was durch organisches Wachstum erreicht werden müsse. Mit Blick auf Fusionen und Übernahmen stelle sich die Frage, welchen Wert etwa das Retailgeschäft in Europa in zehn Jahren haben werde, gab Oudéa zu bedenken. Eine Integration solcher Übernahmen müsse aber Synergien bringen. Es gehe nicht mehr darum, mittels Mergers & Acquisitions die Ergebniskennziffern zu verbessern, sondern aus strategischen Gründen vor allem darum, Kosten zu reduzieren. “Das ist ein Muss”, betonte Oudéa. Das Management einer Bank könne es sich nicht leisten, sich durch die Ungewissheiten, die Übernahmen mit sich brächten, ablenken zu lassen. Die Bankenbranche stehe vor einer langfristigen Transformation in den nächsten zehn Jahren. Dafür müssten die Banken ihre Energie einsetzen und eine starke Managementkultur aufbauen. Einen Treiber für Zusammenschlüsse sieht Oudéa aber in der Digitalisierung. “Nicht jede Bank wird das schaffen und muss dann an eine Konsolidierung denken”, so seine langfristige Prognose.Der Investmentbanker Wolfgang Fink, Co-Chef von Goldman Sachs in Deutschland, glaubt dagegen schon, dass es in den nächsten Jahren zu einer grenzüberschreitenden Konsolidierung unter europäischen Banken kommen werde. Infolge der Schaffung eines einheitlichen europäischen Bankenmarktes seien eher mehr Fusionen und Übernahmen unter Europas Banken zu erwarten. Schließlich gehe es darum, schlagkräftige und starke europäische Finanzinstitute zu schaffen – wie sie auch in den USA und Asien geformt würden -, um nicht nur in Europa, sondern im internationalen Markt mithalten zu können. Mit Blick auf die “Too big to fail”-Problematik dürfe dann aber keine Bank mehr so groß werden, dass sie zur Gefahr für ihr Land werde, mahnte er. Aktionäre machen DruckZunehmend Druck auf die Banken, ihre Profitabilität auch durch Übernehmen zu verbessern, werde von internationalen Aktionären kommen. Gerade deutsche börsennotierte Banken müssten nachziehen angesichts ihrer vergleichsweise niedrigen Eigenkapitalrenditen. “Investoren wollen mehr sehen”, weiß Fink zu berichten. Sonst werde es Fragen geben auch von aktivistischen Aktionären.Fink versteht aber auch die Skeptiker einer europäischen Bankenkonsolidierung. Nach der Finanzkrise habe inzwischen jeder sein eigenes Haus auch bei vorangegangenen Akquisitionen aufgeräumt. Nun überprüften die Banken ihre Strategien. Statt eine ganze Bank in einem Land zu kaufen, stelle sich die Frage, in welchen Geschäften ein Institut präsent sein wolle und welches “Beiwerk” veräußert werden sollte. Insgesamt werde es bei M & A unter Banken deshalb eher eine “überlegtere Herangehensweise geben als vor der Finanzkrise”.