Fusionswelle erfasst Westfalen-Lippe

Sparkassenverband gibt dennoch Entwarnung - Kundengeschäft ausgebaut

Fusionswelle erfasst Westfalen-Lippe

ab Münster – Angesichts bröckelnder Ergebnisse und steigender Eigenkapitalanforderungen suchen immer mehr kleine Sparkassen die Rettung in Fusionen. Im Sparkassenverband Westfalen-Lippe (SVWL) hat sich die Zahl der Mitgliedsinstitute binnen Jahresfrist um vier auf 65 verringert, und ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht. “Wir erwarten, dass sich die Zahl der Institute mittelfristig bei um die 60 einpendelt”, sagte Jürgen Wannhoff, Vizepräsident des SVWL, vor der Presse. Dabei zeichnen sich weitere Zusammenschlüsse ab. Neben dem vereinbarten Zusammengehen der Sparkassen Wetter und Gevelsberg befänden sich aktuell sechs weitere Institute in “sehr konkreten Fusionsgesprächen”.Sorge bereitet die Fusionitis dem Verband jedoch nicht. Denn Zusammenschlüsse benachbarter Sparkassen, glaubt Wannhoff, können in manchen Konstellationen genau der richtige Weg sein, um die Effizienz und Eigenkapitalstärke zu verbessern.Die Not, an der Effizienz zu arbeiten, ergibt sich schlichtweg aus den Rahmenbedingungen, die auch bei den Sparkassen in Westfalen-Lippe zu einem sichtbaren Ergebnisrückgang geführt haben. Mit einem aggregierten Betriebsergebnis vor Bewertung von 1,01 (i.V. 1,08) % der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS) bescheinigt sich der Verband jedoch einen “beachtlichen Vorsprung”, liegt der bundesweite Durchschnitt doch bei lediglich 0,87 % der DBS, wie Verbandspräsident Rolf Gerlach ausführte.Eingedenk der Tatsache, dass die Sparkassen das Kundengeschäft im abgelaufenen Turnus spürbar ausbauten – der Kreditbestand stieg um fast 3 %, der Einlagenbestand um 2,4 % -, zeigte sich Gerlach denn auch zufrieden. Denn der Ergebnisverfall verlaufe sacht, so dass den Instituten genügend Spielraum zur Stärkung des Eigenkapitals bleibe. Vor diesem Hintergrund bezeichnete Gerlach die weit verbreitete Panikmache ob des Niedrigzinsumfelds auch als “geschäftsschädigend”. “Die Sparkassen in Westfalen-Lippe sind trotz des anhaltenden Zinstiefs in der Lage, die aktuellen und künftigen Herausforderungen nachhaltig zu meistern”, sagte der im März scheidende Verbandspräsident.Zwar mahnte Gerlach mit Blick auf die S-Finanzgruppe “weitere Fortschritte in den Verbundstrukturen” an. Dass in die seit Jahren diskutierte Konsolidierung der Verbundunternehmen – seien es die öffentlichen Versicherer oder die Landesbausparkassen – schnell Bewegung kommt, glaubt Gerlach jedoch nicht. Er habe in mehr als 30 Jahren Verbandsarbeit gelernt, dass Fusionen nur zustande kämen, wenn jeder Fusionspartner aus dem Zusammenschluss Vorteile ziehe. Bei den Bausparkassen seien in diesem Zusammenhang die Pensionslasten ein großes Thema.