Fußball oder Schweinehälften - Hauptsache Investment

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Börsen-Zeitung, 7.9.2016 "Die Welt wartet nicht gerade auf Eintracht Frankfurt." Gegen diese Aussage von Axel Hellmann, Vorstandsmitglied der Eintracht Frankfurt Fußball AG, erhob sich im Auditorium kein Widerspruch....

Fußball oder Schweinehälften - Hauptsache Investment

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt”Die Welt wartet nicht gerade auf Eintracht Frankfurt.” Gegen diese Aussage von Axel Hellmann, Vorstandsmitglied der Eintracht Frankfurt Fußball AG, erhob sich im Auditorium kein Widerspruch. Gegen seinen nächsten Satz allerdings auch nicht: “Aber die Welt wartet auf die Bundesliga.” Gerade auch durch erfolgreiche Jugendarbeit, namentlich in den Nachwuchsleistungszentren, sei es in Deutschland gelungen, ein Paket zu schnüren, nach dem international Nachfrage bestehe.Zum zweiten Mal stand am Dienstag beim “Frankfurter Allgemeine Forum” die beliebte Themenkombination Fußball & Finanzen auf dem Programm. “Anstoß am Finanzplatz 2016 – Das Phänomen Fußball” lautete das Thema. Und Fußball ist nun einmal nicht nur “Symbol für Toleranz und Freiheit”, wozu der hessische Innen- und Sportminister Peter Beuth (CDU) die Grundsatzrede hielt. Bei der angeblich schönsten Nebensache der Welt geht es auch nicht nur um “Fair Play und Integrität”, worüber Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), referierte. Sondern der Fußball ist nicht zuletzt ein immer bedeutenderer Wirtschaftsfaktor. Fußball ist Geschäft. Was bekanntlich nicht jedem gefällt.Auch in den Podiumsdiskussionen wurde es zuweilen beklagt. Allein die Tatsache, dass eine solche Veranstaltung, die sich ja letztlich um die weitere Kommerzialisierung dieser Sportart dreht, überhaupt stattfinde, sei für den gemeinen Fan, der sich dem Fußball mit Leidenschaft und Liebe verschreibt, ein Graus, konstatierte der Geschäftsführer der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH, Thomas Röttgermann. Und der Bank- und Finanzrechtler Jörg Wulfken, Partner der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, bedauerte ausdrücklich, dass der Fußball ein Geschäft geworden sei “wie jedes andere”. Die Vereine seien ganz normale Klienten, ein Unterschied zu anderen Unternehmen mit vergleichbarer Markenbekanntheit – wie etwa PwC – bestehe lediglich darin, “dass bei uns verhältnismäßig wenige Fans vor der Tür stehen”.Wie tief die Kluft zwischen echten Fans und Akteuren mit einem ökonomischen Interesse an der Wachstumsbranche Fußball sein kann, kam in keinem Diskussionsbeitrag deutlicher zum Ausdruck als in dem von Gernot Wagner. In einem Panel zum Fußball als Finanzinvestment ernüchterte der Partner der Kanzlei White & Case alle, die bei Fußball an Emotion geglaubt haben sollten, mit der Feststellung, dass sich jedenfalls institutionelle Anleger nicht dafür interessierten, ob sie gerade in Schweinehälften oder in Fußball investieren. Dieser “extrem emotionslosen” Spezies komme es auch nicht auf die Marke an – sondern einzig und allein auf den Cash-flow.Weitgehende Einigkeit bestand unter den Diskutanten wohl darüber, dass der Finanzplatz hierzulande noch nicht wirklich auf dem Fußballplatz angekommen, der Kapitalmarkt mit seinen Finanzierungstechniken hier also ein eher unbekanntes Wesen und vor allem die Eigenkapitalseite in der Bundesliga völlig unterentwickelt sei. Dabei, so Wulfken, stünden die Tore doch offen, aus Investorensicht komme der wachsende Fußballmarkt durchaus für eine Anlage in Frage, und beispielsweise Fonds, Private Equity oder Family Offices könnten dem Fußball äußerst interessante Angebote machen.Zur Überraschung von Moderator und Borussia-Dortmund-Fan Carsten Knop gilt trotz der nur bedingt erfreulichen Erfahrungen mit der im Oktober 2000 eingeführten BVB-Aktie nicht einmal die Option Börsengang generell als gescheitert. Ungeachtet eines Kursverlusts in der Größenordnung von 57 % – da bietet manche Großbank in der Tat mehr – hält etwa Frank Wettstein, Vorstand Finanzen der HSV Fußball AG, die Story für erfolgreich. Die Schwarz-Gelben hätten mit dem Börsengang ein Szenario geschaffen, um sich wirtschaftlich freizuschwimmen, und verfügten über eine Lizenz zum Gelddrucken, meinte er unter Hinweis auf diverse Kapitalerhöhungen. Am Anfang war der BallDoch mit der offenkundigen Ökonomisierung des Fußballs hat mancher seine Probleme. Moritz Rinke zum Beispiel. Schon vor der ersten Kaffeepause hatte der Autor, bekannt unter anderem durch seine grandiosen (mittlerweile aber überholten) Briefe von Bundestrainer Jogi Löw an “Daniela-Liebschte”, auf dem Podium jede Menge zu Schlagworten wie “Marktwert”, “Schlüsselmärkte”, “Internationalisierung”, “Investment” oder “digitale Reichweiten” gehört. Dabei, so der Kapitän und Torjäger der Nationalelf der Schriftsteller in einem Zwischenruf zur Frage “Warum ich den Fußball liebe”, hätte man etwas für den Fußball ganz Wichtiges fast übersehen können: Am Anfang war der Ball. ——–Auf dem Fußballplatz gilt der Kapitalmarkt hierzulande noch als eher unbekanntes Wesen.——-