Reuters Berlin – Der Garantiezins auf Lebens- und Rentenversicherungen soll schon im nächsten Jahr noch einmal sinken. Das Bundesfinanzministerium wolle den Höchstrechnungszins zum 1. Januar wegen der anhaltend niedrigen Zinsen auf 0,9 % von 1,25 % senken, hieß es am Montag in Regierungskreisen. Die Lebensversicherer können ihren Kunden dann nur noch eine Verzinsung von 0,9 % auf die gesamte Laufzeit der Police bieten. “Die Senkung setzt ein deutliches Signal, dass die Lebensversicherer ihre Rückstellungen noch vorsichtiger kalkulieren müssen”, verlautete zur Begründung aus der Koalition. Wer sich die 0,9 % nicht leisten könne, müsse die Garantien noch niedriger ansetzen.Der Garantiezins war zuletzt Anfang 2015 um einen halben Prozentpunkt gesenkt worden. Den deutschen Lebensversicherern fällt es immer schwerer, sichere Finanzanlagen zu finden, die es ihnen erlauben, den Kunden über die gesamte Vertragsdauer eine Verzinsung von 1,25 % zu garantieren. Vor einer Änderung will das Finanzministerium die Branche und Experten anhören.Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hält den Einschnitt für übertrieben. Im Schnitt erwirtschafteten die Lebensversicherer bei der Neuanlage ihrer Kundenbeiträge immer noch eine Rendite von mehr als 2 %. Eine Änderung zum Januar 2017 sei zudem zu kurzfristig, weil die Gesellschaften ihre Produkte neu kalkulieren müssten. Die Versicherungsmathematiker, auf deren Vorschläge sich das Ministerium in der Vergangenheit in der Regel verlassen hatte, waren nicht so weit gegangen: Sie hatten im Frühjahr eine Absenkung auf 1,0 % empfohlen – aber erst ab 2018. Mit der Absenkung des Garantiezinses verstärkt die Regierung auch den Druck auf die Branche, stärker die Kosten zu senken.