Gegenwind für deutsche Banken

UBS-Analysten ermitteln trotz trister Lage Chancen zur Verdoppelung der Eigenkapitalrendite

Gegenwind für deutsche Banken

kb Frankfurt – Den deutschen Banken bläst der Wind entgegen. Von Rückenwind kann kaum die Rede sein, wenn es darum geht, die Rentabilität zu steigern, wie aus einer Studie der Evidence Lab der UBS hervorgeht. Dennoch gibt es Chancen. Die Eigenkapitalrendite im deutschen Bankensektor beträgt laut Studie lediglich 3,1 % und könnte sich auf 6 % verdoppeln. Noch ist sie allerdings eine der niedrigsten in Europa und weit entfernt vom Spitzenreiter Schweden mit rund 15 % (s. Grafik).Die im Vergleich zu europäischen Wettbewerbern schwache Profitabilität deutscher Institute liegt der Studie zufolge aber nicht allein an der Überkapazität im hiesigen Bankensektor und der Dominanz öffentlich-rechtlicher Institute. Es gibt drei weitere Gründe: erstens mit die niedrigsten Nettoprovisionserlöse des Sektors in Relation zur Bilanzsumme. Zweitens kaum Erlösdiversifikation, was wiederum zur niedrigsten Kapitalumschlagshäufigkeit deutscher Banken in Europa führt – in anderen Banken wird das investierte Kapital also wesentlich intensiver und effektiver eingesetzt. Drittens eine der höchsten Aufwand-Ertrags-Relationen unter europäischen Banken. Zugleich befindet sich die Zinsmarge entgegen allgemeiner Auffassung im europäischen Durchschnitt.Trotz der relativ tristen Lage für deutsche Banken haben die Analysten eine Reihe von Möglichkeiten identifiziert, wodurch die Institute ihre Eigenkapitalrendite verbessern könnten. Dazu zählen sie die Optimierung des Filialnetzes, Mobile Banking und steigende Provisionseinnahmen (siehe Grafik). Eine anhaltende Niedrigzinsphase knabbert jedoch an den Margen und könnte bis zu 30 % der Gewinne auffressen, was wiederum das Verbesserungspotenzial der Eigenkapitalrendite schmälert. Sollten die Zinsen jedoch steigen, wäre das ein Segen für die Institute. Allein für die Deutsche Bank und die Commerzbank würde ein Zinsanstieg um 100 Basispunkte zu Gewinnsteigerungen um 40 bis 50 % führen. Doch steigende Zinsen seien aus heutiger Sicht nur eine schwache Hoffnung, schreiben die Analysten, und haben diesen Effekt deshalb nicht einkalkuliert. Filialnetz optimierenPotenzial besteht bei der weiteren Optimierung des Filialnetzes, das in den vergangenen Jahren bereits erheblich geschrumpft ist. Die Zahl der Filialschließungen hat sich von 2011 bis 2017 vervierfacht und dürfte den Analysten zufolge in diesem Tempo weitergehen. Seit 2005 gibt es ein Drittel weniger Bankfilialen in Deutschland. Dieser Rückgang war weit stärker als der europäische Durchschnitt von 25 %.Das Potenzial für weitere Filialschließungen schätzen die Analysten auf insgesamt über 30 %. Das setzt allerdings voraus, dass Bankkunden bereit sind, weitere Wege in Kauf zu nehmen, und dass Banken bei der digitalen Transformation Gas geben.Mobile Banking per Smartphone oder Tablet sowie Internet Banking wird unausweichlich weiter zunehmen, so die Analysten. Digitale Technologien könnten der Analyse zufolge für die Banken zu 7 % höheren Einnahmen und zu Kostensenkungen um 10 % führen. Noch dominieren die etablierten Banken, die sich derzeit einer digitalen Transformation unterziehen, im Mobile Banking. Die starke Fragmentierung des deutschen Bankenmarktes könnte jedoch das Wachstum der “Mobile-only”- Herausforderer anfachen, die derzeit allerdings noch nicht signifikant im Markt auftreten. Direktbanken zeigen sich zwar überdurchschnittlich agil im Mobile Banking, doch gemessen am Anteil von Downloads in Relation zum Anteil am Einlagenvolumen sind sie laut Studie keine klaren Gewinner. Sparkassen, DKB und Commerz (Commerzbank, Comdirect) erscheinen den Analysten am weitesten voran bei mobilen Anwendungen, während die Deutsche Bank relativ hinterherhinkt.In Mobile Payments dominieren derzeit Drittanbieter wie Paypal oder Klarna. Noch gebe es dagegen keine entsprechende erfolgreiche Banking-App. Beispiele aus Schweden (Swish) und der Schweiz (Twint) zeigten jedoch, dass Banken-Apps schnell an Popularität gewinnen können, wenn führende Banken eine gemeinsame Lösung propagieren und mit entsprechenden Marketingausgaben unterstützen.Eine Umfrage im Rahmen der Studie zeigt, dass Kunden durchaus bereit sind, auf digitale Bankenkanäle umzuschwenken. Noch gebe es Sicherheitsbedenken und auch die Vorliebe für Bargeld sei noch hoch, doch sind die Analysten überzeugt, dass verstärktes Marketing und zunehmende Wahrnehmung von Digital Banking diese Blockaden auflösen könnten. Bedeutendere Anreize, etwa durch konkurrenzfähige Preise für Produkte auf mobilen Kanälen und ein besserer Kundenservice über Online-Kanäle, könnten die digitale Migration erheblich beschleunigen.Zur Steigerung der Rentabilität sollten auch steigende Provisionseinnahmen führen. Deutsche Banken hängen jedoch vom Zinsergebnis ab, das mit 75 % der Gesamterlöse dominiert, während auf Provisionserlöse lediglich 25 % entfallen. Das ist nach den Niederlanden der zweitniedrigste Wert in Europa. Absatz ankurbelnSollte die Niedrigzinsphase anhalten, könnte im Retail Banking am Gebührenmodell gearbeitet werden, auch wenn dies in der Vergangenheit negative Auswirkungen hatte und zu Kundenabwanderungen führte. Im gegenwärtigen Umfeld kommt es nach Ansicht der Analysten vor allem darauf an, Marktanteile auszubauen und insbesondere den Absatz von Produkten anzukurbeln, darunter Konsumentenkredite, Hypotheken, Fonds, Kreditkarten, Versicherungen. Insbesondere Kreditkarten, deren Absatz in Deutschland noch unterentwickelt ist, versprechen steigende Provisionserlöse. Dem Zahlungsverkehr und Wertpapiertransaktionen, darunter insbesondere das Fondsgeschäft, messen die Analysten eine besondere Bedeutung zur Rentabilitätssteigerung der Banken zu, da diese Geschäfte rund zwei Drittel der Provisionserlöse generieren.