Gegner der GAM-Übernahme machen mobil
Gegner der GAM-Übernahme machen mobil
Aktivistische Gruppe hält Angebot der britischen Liontrust für zu niedrig – Außerordentliche Hauptversammlung gefordert
dz Zürich
Im Kampf um den kriselnden Schweizer Assetmanager GAM geht es nun Schlag auf Schlag. Nur ein Tag, nachdem die Schweizer Übernahmekommission eine Beschwerde abgelehnt hat, mit der die geplante Übernahme von GAM durch den britischen Wettbewerber Liontrust hätte verhindern oder mindestens verzögern können, verlangt die oppositionelle Aktionärsgruppe “NewGAM” nun die Einberufung einer außerordentlichen Generalversammlung, auf der das dem Liontrust-Angebot zugeneigte aktuelle GAM-Management durch eine neue Führung ersetzt werden soll.
Gruppe repräsentiert fast ein Zehntel des Aktienkapitals
NewGAM hält nach eigenen Angaben 9,2% aller GAM-Aktien und hat bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht vor einigen Tagen die Absicht angemeldet, die Beteiligung auf über 10% aufzustocken. Bei der in Genf ansässigen Investorengruppe ist die Firma “Rock Investment” tonangebend. Es handelt sich um eine Beteiligungsgesellschaft des französischen Milliardärs Xavier Niel. Mit Albert Saporta ist auch ein selbst ernannter “Veteran” der Hedgefonds-Branche im Verwaltungsrat vertreten. Zu der Gruppe gehört auch der Genfer Vermögensverwalter und Asset Manager Bruellan.
Das Trio vertritt den Standpunkt, dass die Kaufofferte von Liontrust dem wahren Wert von GAM nicht gerecht wird. Die Marke GAM wie sie der legendäre Londoner Hedge-Fonds-Pionier Gilbert de Botton in den 1980er Jahren erschaffen und zum Blühen gebracht hatte müsse erhalten werden. Zu diesem Zweck müsse die Übernahme verhindert und das bestehende GAM-Management ausgewechselt werden.
Neue Kandidaten für den Verwaltungsrat
NewGAM präsentierte am Donnerstag fünf neue Köpfe, die zur Wahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen werden sollen. Ein nicht genannter CEO stehe ebenfalls bereit, Die Zukunft von GAM wird aber aller Voraussicht noch vor dem außerordentlichen Aktionärstreffen geklärt sein. Bereits am Freitag wird Liontrust den Prospekt mit dem Übernahmeangebot veröffentlich. Die Frist, unter der die GAM-Aktionäre ihre Titel andienen können, beginnt am 26. Juni und dauert bis zum 21. Juli.
Die außerordentliche Generalversammlung wird nach der eigenen Einschätzung von NewGAM aber erste ungefähr Mitte August stattfinden können. Der Antrag in Verbindung mit der Präsentation neuer Verwaltungsrats-Kandidaten und der Ankündigung konkreter Sanierungsmaßnahmen für den Fall einer erfolgreichen Abwehr des Liontrust-Angebotes kann also als ein Mobilmachungsversuch der oppositionellen GAM-Aktionäre bezeichnet werden.
Zusatzfinanzierung von 25 Mill. sfr
NewGAM verspricht nebst einer neuen Führung eine Zusatzfinanzierung für das Unternehmen in Höhe von 25 Mill. sfr in Form einer Wandelanleihe zu stellen. Das vergleichsweise margenschwache aber stark skalierbare Geschäft mit White-Label-Fonds, die GAM im Auftrag und im Namen von Drittkunden verwaltet, könne zu einem besseren Preis veräußert werden als dies in der Strategie von Liontrust vorgesehen sei, behauptet NewGAM. Die Gruppe verspricht auch neue Synergie durch geeignete Partnerschaften schöpfen und ein wirkungsvolleres Kostenmanagement betreiben zu können.
Derweil bieten die Briten 0,6723 sfr pro GAM-Aktie bezahlbar in Liontrust-Aktien. Derzeit bewegen sich die GAM-Aktien an der Schweizer Börse bei 0,565 sfr. Viel lässt sich daraus nicht ableiten – außer vielleicht, dass die Investoren weder die eine noch die andere Option für die Zukunft ihrer Firma für besonders attraktiv halten. In den nächsten Wochen werden sie dennoch Farbe bekennen müssen.